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Reiseziel: Malediven oder Rotes Meer?

Globetrotter waren die ersten Gäste, die den Malediven einen Besuch abstatteten. Lange Zeit war es extrem schwierig iund zeitraubend in das ferne Paradies im Indischen Ozean zu gelangen. Entsprechend ist der Tauchtourismus dort wesentlich jünger als am Roten Meer. Heute gibt es Ressorts in unterschiedlichster Form, von ursprünglich bis zur höchsten Komfortklasse kann gewählt werden. Allen gleich ist die Vegetation, viele Schatten spendende Büsche und Palmen, ein kurzer Weg zum Wasser und die Ruhe weitab von europäischer Alltagshektik.
 
Den Globetrottern folgten die ersten Taucher, die die Malediven schliesslich als Reiseziel bekannt machten. Voraussetzung dafür war aber die Fertigstellung eines Flughafens, den auch grössere Maschinen anfliegen können. So liegt heute mitten im Meer auf einer künstlich verlängerten Korallenbank Hule-Airport, der mittlerweile ein modernes und klimatisiertes Abfertigungsgebäude erhalten hat. Viele Reisende werden sich aber noch der schweisstreibenden Einreiseprozedur erinnern, die früher in einfachen blechgedeckten Hallen stattfand. Gestern wie heute wird das Gepäck der Einreisenden genau kontrolliert, mittlerweile mit Röntgenscannern, immer auf der Suche nach Alkohol, dessen private Einfuhr die Malediven streng verbieten. Auch die Salami mit Schweinefleisch-Anteil lässt man besser zuhause, wie auch Bilder, Zeitschriften oder Videokassetten, deren Inhalt von streng islamischen Abfertigungsbeamten als pornographisch bezeichnet werden könnte.
 
Ein Urlaub auf den Malediven ist etwas ganz besonderes. Abgeschieden vom Rest der Welt verbringt man seine Tage auf kleinen Inseln. Manche umrundet man bequem in weniger als 30 Minuten. Der Tag wird genau geteilt durch Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Die Taghälfte wird markiert durch das Frühstück, Mittag- und Abendessen. Dazwischen liegen die Tauchausfahrten oder Tauchgänge am Hausriff - soweit dieses auf kurzem Weg erreichbar ist. Wer im Leben ohne Tageszeitung, Telefon und Fernseher nicht existieren kann, wer es nicht schafft, einfach nur ein paar Stunden im Schatten zu dösen, hat wohl gewisse Anlagen einen “Inselkoller” zu erleiden. Allerdings werden davon Taucher, die hier häufig das absolute NON LIMIT TAUCHEN praktizieren, selten betroffen. Leider machen diese aber im zunehmenden Maß Bekanntschaft mit der Dekokammer auf Bandos, weil viele der Wiederholungstauchgänge eigentlich jenseits absolut gesicherter Anzeigen der Tauchcomputer liegen. Wer pro Tag 5 Tauchgänge absolviert, muss um sein persönliches Risiko wissen, das auch bei völlig unauffälligen Tauchgangprofilen besteht.

ANREISE

Fast tägliche Verbindungen nach Hulule sind in den Flugplänen zu finden. Gut 10 Stunden dauert der Flug, der auf dem Weg in den Indik meist über Nacht stattfindet. Vor Ort muss man seine Uhr 4 Stunden vorstellen (3 Stunden, wenn in Europa die Sommerzeit gilt). Je nach Fluggesellschaft werden bis zu 30 kg zusätzliches Sportgepäck kostenlos befördert. Zur Einreise mit einer maximalen Aufenthaltsdauer von 30 Tagen genügt ein noch 6 Monate gültiger Reispass. Möchten Sie länger bleiben, muss ein Visum beantragt werden.

Nach der Ankunft werden Sie von den Reiseleitern oder Beauftragten der Ressorts bzw. Safariboote in Empfang genommen. Entweder geht es nun ein paar Meter zum Hafen, das Gepäck auf Koffertrollies schiebend oder es findet ein kurzer Bus-Transfähr zum Terminal der Air-Taxis, den rot-weiss gestrichenen Wasserflugzeugen, statt. Weiter entfernt liegende Inseln werden mit den bequemen Flugzeugen angesteuert, durchschnittliche Reisezeit 30 Minuten. Näher liegende Ressorts erreicht man mit normalen Dhonis oder mit Schnellboten. Von etwa 20 Minuten bis zu 3 Stunden kann dieser Transfähr dauern.

Hauptsaison ist von November bis April. Die Lufttemperatur ist stets bei 28° C, ähnlich warm ist auch das Wasser, das in den Lagunen der Inseln leicht auf 30° C erwärmt sein kann. Ausserhalb der Kernsaison bestimmt der Monsum das Wettergeschehen, was aber nur zu Regengüssen zwischendurch führt und nicht zu einer lang anhaltend schlechter Wetterlage. Die Temperaturen ändern sich auch dann nur kaum.
 
UNTERKUNFT

Je nach Ressort sind die Unterkünfte sehr unterschiedlich. Es gibt einfache aus Korallengestein gebaute einzelstehende Hütten mit Palmblätterdächern, Dusche mit offenem Dach und einem Deckenventilator, alternativ auch mit Klimaanlage, bis hin zu kleinen Doppel- oder Reihenhäuschen, die sogar ein Obergeschoss aufweisen, richtige Badewannen haben und ein Telefon (für den Inselgebrauch!). Auf Mirihi und Machchafushi gibt es auch Häuschen, die auf Stelzen teilweise ins Wasser gebaut sind. Allen gemeinsam ist der kurze Weg ins Wasser. Die Stromversorgung geschieht über Aggregate, die 220 V Spannung liefern. Es ist empfehlenswert einen Steckeradapter mitzuführen.

Natürlich unterscheiden sich die Inseln nicht nur in der Ausstattung der Gästehütten, die in der gehobenen Klasse teilweise mehrere Räume aufweisen, auch gibt es grosse Unterschiede bei der Qualität des Restaurants. Eingefleischte Maledivenurlauber suchen sich gerne solche Inseln aus, in denen das Restaurant offen, also nicht klimatisiert ist und statt gekachelter Böden der feine Sand der Insel unter den Füssen zu spüren ist. Standard ist eine Restaurant mit angeschlossenen Coffeeshop. Im Restaurant werden zu festen Zeiten Frühstück, Mittag- und Abendessen serviert, teils als Buffet. Der Coffeshop bietet Snacks ausserhalb der Restaurantzeiten bzw Essen a la Carte. Zum Frühstück sind Spiegelei und Omelett mit Schinken, Pilzen oder Käse allgegenwärtig, Mittag- und Abendessen wechseln sich mit Fisch- und Geflügelgerichten ab. Reis und Nudeln sind die häufigsten Beilagen. Einmal wöchentlich gibt es auf vielen Inseln einen Maledivischen Abend mit typischen Gerichten und frisch gegrilltem Fisch. Auf Inseln der Komfortklasse gibt es mehrere Restaurants, die ausgezeichnete Buffets bieten und a la Carte besondere Köstlichkeiten aufwarten.
 
TAUCHEN

Auf den Malediven einen Tauchkurs zu absolvieren bedeutet in einem der schönsten Tauchgebiete überhaupt mit der Welt unter Wasser erstmals in Berührung zu kommen. Man wird schwerlich eine Steigerung dieser Erlebnisse finden. Die Ausbildung erfolgt in der Regel in der Lagune, erste Tauchgänge werden am Hausriff absolviert - praktisch vom Steg aus. Generell bucht man das Taucharrangement gleich mit der Reise, vor Ort ist es meist teurer.

Anspruchsvoll sind viele Tauchgänge, die mit Bootsausfahrten verbunden sind. Auf den Malediven tauchen bedeutet in Strömungen tauchen. Die Dhonis machen nie fest sondern treiben über den Tauchern am Tila oder Riff entlang. Das heisst auch, dass für solche Tauchgänge eine gewisse persönliche Erfahrung vorausgesetzt werden muss. Zudem gehört es zum Standard der eigenen Sicherheit geeignete Signalmittel in der Ausrüstung mitzuführen (Signalballon zuzüglich Signalpfeife, kleine Lampe, Pressluftsignal). Es ist kein Geheimnis, dass immer wieder Taucher aufgrund der Strömung abgetrieben werden, in einigen Fällen wurden diese nicht mehr gefunden.

Man taucht mit Aluflaschen, Volumen 10l und 12l. Komplette Ausrüstungen sind vor Ort zu bekommen, das Material ist meist in gutem Zustand (wenn Basisleitung aus Europa kommt und nicht von den Malediven). Das Tauchen ohne Partner und tiefer als 30 Meter ist auf den Malediven verboten. Zum Erhalt ihrer Konzession müssen die Basenbetreiber auf diese gesetzlichen Vorgaben streng achten. Auf Bandos, der Insel mit dem grössten Angebot für Taucher (Sub Aqua Basis, Leitung Axel Horn), ist das Tauchen mit Nitrox und Rebreather im Programm.

Wer zum Tauchen auf die Malediven fliegt, sollte seine Reise und das Taucharrangement bei einem versierten Spezialreiseveranstalter buchen, der sich mit den Tauchbedingungen vor Ort auskennt.Viele Inseln haben eine eigene Tauchbasis, die aber nur von wenigen Gästen genutzt wird, da die Insel selbst schlechte Voraussetzungen für d a s Taucherlebnis bieten. Das ist immer dann der Fall, wenn das Hausriff nur mit dem Dhoni erreicht werden kann (Riffkante mehrere hundert Meter vom Ufer entfernt). Damit sind kostengünstige und spontane Tauchgänge am Hausriff unmöglich.

Aber auch bei Inseln mit schönem und nah gelegenem Hausriff kann es bei Ebbe Probleme geben über den Korallensaum an die Aussenseite zu gelangen. Dann muss auf die Durchbrüche geachtet werden, die entweder zum Steg führen oder die an geeigneten Stellen speziell für die Tauchgäste angelegt wurden.

ZIELGRUPPEN UND BESONDERHEITEN

Aufgrund der langen Flugzeiten und wesentlich geringeren Kapazitäten als am Roten Meer sind die Malediven nicht als Ziel für spontane Reiseentscheidung geeignet. In der besten Saison muss einige Monate vorher gebucht werden um sicher zu gehen, dass auf der gewünschten Insel auch Plätze frei sind. Trotz bestätigter Buchung hat es immer wieder zur Hochsaison Probleme gegeben, da die Ressorts überbucht waren. Wegen des weiten Flugs und des Transfährs sind Maledivenaufenthalte deutlich teurer als ein Tauchurlaub am Roten Meer, auch auf einer “einfachen” Insel. Wer den Komfort liebt und auch auf einer abgelegenen Insel eher das Flair einer exklusiven Hotelanlage vorzufinden wünscht, auch hier wird man vor Ort fündig und kann entsprechende Ressorts buchen.

Familien mit Kindern findet man seltener auf den Malediveninseln. Es gibt auch kaum Einrichtungen, die speziell auf Kinder unter den Gästen abgestimmt wären. Die Eltern müssen sich in der Regel selbst um ihren Nachwuchs kümmern, was bis zu einem gewissen Alter bedeutet, dass tauchende Eltern nie zusammen ins Wasser gehen können.

Zugang zur Kultur der Malediven und zu ihren Bewohner findet man nur schwer. Auf den Hotelinseln arbeiten nur männliche Einheimische, Frauen und Kinder bleiben immer auf ihrer Heimatinsel zurück. Einge Einheimischeninseln dürfen von Touristen besucht werden. Das sollte man sich nicht entgehen lassen, findet man dort doch eine eigenartig ruhige und zurückgezogene Stimmung vor.

Wer bereit ist einen etwas teureren Urlaub mit Tauchen satt auf einer abgelegenen kleinen Insel zu verbringen, der ist auf den Malediven bestens aufgehoben. Doch auch für die Extras rundherum (das Bier an der Bar, ein Essen a la Carte) muss man noch einen Betrag einplanen, der spürbar über dem liegt, was am Roten Meer zu bezahlen ist.