Reportage boot 2003
by Michael Goldschmidt 1.03
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Erwärmt: Armin Rohnen, stellv. Chefredakteur modelt selbst... |
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Wiedersehen: Dr. Erich Ritter, Haiforscher und Michael Goldschmidt, Chefredakteur |
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Historisch: Drei Meilensteine des UW - Gehäusebaus stoßen an: Milan Czapay (Sealux), Harald Hordosch (SEACAM), Arnold Stepanek (Subal) |
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Spannend: Das Buch von Dr. Erich Ritter |
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Lifestile: Das UW-Gehäuse fürs Fotohandy von Gun Lux |
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Kleinigkeit: Sealux bietet den kleinsten Akkutank 14,4 V / 4,5 Ah NiMH an |
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Detailgetreu: Die Thistlegorm im Glasblock von 3d-Glas |
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All inclusive: Neues Jacket von M & M |
Ein Jahr später: boot 2004
Mit zurückhaltendem Optimismus gingen dieses Jahr die Aussteller zur boot nach Düsseldorf, hatte natürlich die allgemeine Absatzflaute auch in der
Tauchbranche ihre Spuren hinterlassen. Reiseveranstalter, die Ziele im nahen und mittleren Osten im Programm anbieten, mussten sich zudem mit der greifbaren Gefahr eines Kriegs im Irak auseinandersetzen und bereits an
internen Notfallplänen arbeiten, sollte die Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Irak eskalieren und für eines der klassischen Tauchurlaubsziele im arabischen Raum die Rückführung deutscher Touristen durch das
Auswärtige Amt empfohlen werden.
Das erste Wochenende in der ausgedünnten Halle 3, der klassisch dem Tauchsport gewidmeten Halle der Düsseldorfer Messe, verlief eher ruhig. Belebt, aber kein Andrang,
so konnte man die Besucherzahl umschreiben. An klassischen Treffpunkten der Kauflust vergangener Jahre bildeten sich diesmal keine Dreiherreihen um eines der begehrten Produkte endlich in Empfang nehmen zu können.
Extrem ruhig waren der Montag und Dienstag, ab Mittwoch ging es dann aber spürbar aufwärts mit den Besucherzahlen, der Andrang am 2. Samstag, dem so genannten Schnäppchen – Samstag, gab auch in den Kassen der
Direktverkäufer ein munteres Klingelkonzert zu hören.
Bei Angeboten des mittleren und gehobenen Preissegments wie Lampen und UW – Gehäusen für Foto und Video wurden aber erst einmal Informationen eingeholt und
intensive Vergleiche angestellt – an sich ein für eine Messe normales Besucherverhalten. Bleibt aber trotzdem für manchen Aussteller zunächst nur die Hoffnung auf ein Geschäft, das sich nach der Messe ergibt.
Vielleicht wartet man allgemein bis zum Zeitpunkt des tatsächlichen Bedarfs, der zumeist mit dem Urlaubsantritt identisch ist und ordert dann im Laufe des Jahres. Analysiert man die Trends im Kaufverhalten, so fallen
hier die deutschen Kunden eindeutig aus dem Rahmen. Die eher pessimistische Grundhaltung in der deutschen Wesensart spiegelt sich im reduzierten Konsumverhalten wieder. Hingegen können viele Hersteller höherwertiger
Produkte ihre Umsatzeinbrüche hierzulande mit bemerkenswert guter Entwicklung bei den Exporten wett machen.
Harte Zeiten auch für die Reiseanbieter. Immer kurzfristiger wird das Buchungsverhalten der
durchschnittlichen Kundschaft, vielfach sind nur noch Vorlaufzeiten von 4 Wochen von der Buchung bis zum Reiseantritt bei den klassischen Tauchzielen zu verzeichnen. Der Einkauf von Flug- und Hotelkontingenten wird
immer mehr zum Pokerspiel. So schwer wie gegenwärtig war der Reisemarkt in weiten Bereichen noch nie einschätzbar.
Natürlich gibt es auch ausgebuchte Destinationen, doch dies sind eher exklusive Safaris oder
Reiseziele, die völlig neu erschlossen und höherwertig kalkuliert angeboten werden. Hier waren auch eine Reihe neuer Namen auf der Taucherlandkarte zu entdecken, die aber nicht gerade vor der Haustür liegen.
Für das
Engagement für Haie hatte sich das „Shark-Project“ auf der boot stark gemacht. Als bekanntester Protagonist trat Dr. Erich Ritter auf, der neben unzähligen Autogrammstunden und der PR für sein Buch „Über die
Körpersprache von Haien“ auch neben dem Tauchturm im Eventbereich immer wieder auftrat und natürlich auch am Stand von Shark-Project und der Bahamas – Insel Walker`s Cay, dem Zentrum seiner Haiforschungen,
wo er von Besuchern umlagert war.
Echte „Knaller“ hatte die Messe nicht zu bieten. Allerdings ist ein Trend zur Vollausstattung zu erkennen, wie beim neuen Jacket von M & M, das inklusive Notlampe,
Signalrassel und UW – Leuchte mit Akkutank im Jacket ausgeliefert wird. Ein weiterer Trend ist die Miniaturisierung – besonders bei Akkutanks für Video- oder Digifotogehäuse. Sealux konnte hier den wohl
kleinsten Akkutank mit 14,4V / 4,5 Ah vorstellen, bei DEV – Pein gibt es gleichfalls sehr kleine Akkukombinationen, die den Kampf mit dem Handgepäck erleichtern.
Der eine spart am Gewicht, der andere am
leiblichen Wohl der Aussteller und Messebesucher. Diesmal bauten sich aus Einsparungsgründen die mobilen Imbissstände erst gegen Mittag auf, was von den Ausstellern allgemein unfreundlich kommentiert wurde. Einzig der
VDST war auf dieses Catering nicht angewiesen. Wer gegen Mittag am Stand es VDST vorbei kam, wunderte sich ob der leckeren Gerüche, die ihm entgegenzogen, ohne die Herkunft wirklich orten zu können. VDST –
Präsident Dr. Axel Kern outete sich und gab zu, dass in den heiligen Hallen für die Mitarbeiter des Verbands gekocht wurde. Macht dieses Beispiel Schule, wird es vielleicht auf der nächsten boot in Halle 3 eher nach
Schnitzel und Kartoffelsuppe duften und der Geruch von Gummi in den Hintergrund gedrängt werden.
Ein kleines Highlight möchten wir aber doch nicht verschweigen. Voll im Trend der mobilen IT –Gesellschaft hat
sich Gun – Lux der Besitzer von Handys mit eingebauter Digitalkamera angenommen. Im transparenten Acrylgehäuse kann man nun mit seinem Fotohandy bis in 100 Meter Tiefe Bilder aufnehmen, mit dem Licht einer kleinen
Beleuchtungsanlage unterstützt sogar in leuchtenden Farben. Während man mit dem Boot vom Tauchplatz zur Basis schippert schickt man denn die Bilder mit Neidfaktor 1000 an die zu Hause gebliebenen Kollegen im Büro und
anschließend per Infrarotschnittstelle aufs Laptop. Damit kann man sagen: Selbstgestrickte Cousteau – Mützchen sind out, es lebe der Lifestile.
Rund 13.600 Besucher weniger kamen dieses Jahr zur boot als 2002.
Man zählte rund 307.000 Besucher, von denen etwa 25% auch in die Taucherhalle 3 kamen. Die Zahl der ausländischen Besucher stieg von 42.000 auf 45.000. In der Summe mag sich gerade im Tauchsport der Trend dahin
entwickeln, statt einem Messebesuch anzusetzen die Webseiten der Anbieter zu durchforsten und im Onlineshop zu ordern. Hohe Treibstoffpreise, Eintrittsgelder und gegebenenfalls Übernachtungskosten lassen die einst zu
erzielenden Schnäppchen kaum mehr gegenrechnen. Reist man weiter als 250 km an, dann muss der Preisvorteil vor Ort schon beträchtlich sein, doch die Kalkulationen allgemein sind bereits so knapp, dass man das Highlight,
das die Kasse schont, eher zur Seltenheit wird. Sehen und gesehen werden, Mitarbeiter von Basen und Safaribooten wiedertreffen, auf persönlichem Weg eine Reise buchen oder das Traumgehäuse für seine Kamera einmal in die
Hand zu nehmen, das tritt aktuell wohl mehr in den Vordergrund als das süße klingeln der Kassen...