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boot 2005

by Michael Goldschmidt 1.05

Nur selten Gedränge: Tauchturm in Halle 3

Zielgruppe Kids: Sealy von Aquasphere

Sharkproject: Ulrike Beinlich, Dr. Erich Ritter

Offen für Endverpraucher: Poseidon

Echte Innovation: TAMIN UW-Navigation

Offizielle angekündigt: Premiere Safari 2005 von Roger Tours

Sir Robert Baden Powel: Das Tabalugaschiff - mit Peter Maffai, Karin Volkening, Karsten Börner

Fachgespräche: Armin Rohnen (UWW) und Kurt Amsler

Viel zu früh, nach Meinung der Aussteller in der Tauchsporthalle 3, öffnete die boot 2005 bereits am 15. Januar ihre Pforten für 9 Tage Wassersport satt. Nachdem diesmal unter dem neuen Motto „Diving Show“ die Halle erstmals allein den Anbietern aus der Tauchsportszene reserviert war, schienen manche Gänge etwas breiter oder war es nur der verhaltene Besucherstrom, der die Woche über manche Aussteller ins Grübeln kommen ließ?

Nachdem die boot offiziellen Angaben nach bis 2004 jährlich mit einem Zuwachs der Besucherzahlen glänzte, konnte dieses Mal nicht mit einem gesteigerten Ergebnis aufgewartet werden.
Gegenüber dem Vorjahr kamen 27.000 Besucher weniger, was einem Rückgang von knapp 9 Prozent entspricht. Wie verlautet, sollen sich 20 Prozent der Besucher für die Angebote in der Tauchsporthalle interessieren, was knapp 57.000 Gäste rund um die Stände bedeuten würde, pro Messetag also etwa 6.333 mögliche Kunden oder informelle Gesprächspartner.
Betrachtet man das nationale Interesse, so ist die Bereitschaft zum Messebesuch in Halle 3 auf einen Einzugsbereich bis etwa 200 km Anfahrtsweg konzentriert.
Ausstellerkritik wird laut bei den jährlich deutlich steigenden Preisen, die für die Teilnahme an der Messe zu bezahlen sind. Geprägt durch kleine und mittelständische Betriebe, deren Geschäftsergebnisse der letzten Jahre keineswegs mit den Preissteigerungsraten auf der Düsseldorfer Messe ins Verhältnis gesetzt werden können, überlegen viele die Ausstellungsflächen zu verkleinern oder ganz weg zu bleiben. Wenn das Messegeschäft betriebswirtschaftlich nicht mehr vertretbar ist, der Ertrag die Kosten nicht mehr deckt, werden andere Wege beschritten werden müssen, wobei der Ausbau der Onlinepräsenzen dabei sicherlich einen wichtigen Aspekt darstellt.
Nach wie vor sind die Hintergründe für die Beteiligung als Aussteller nicht auf einer gemeinsamen Ebene angesiedelt, wenn gleich natürlich die Füllung der Auftragsbücher alle im Mittelpunkt ihrer Engagements sehen. Allerdings beeinträchtige die zeitweise ohrenbetäubende Beschallung von Aktionen am Tauchturm den Versuch qualifizierter Gespräche, was keinesfalls im Interesse der Aussteller steht.
Von den noch vor Ort vertretenen großen Markennamen lassen nach wie vor Aqualung und Scubapro ihre Produkte nur in Schaukästen bewundern, anfassen kann man sie nicht. Poseidon und Seaway zeigen dagegen Kundennähe, Zeit und Raum für direkte Berührung mit Mensch und Material sind hier Tradition. TUSA hat Fachhandelspartner in die gezielte Präsentation eingebunden. Mares fehlt wie seit längerem gänzlich, Seemann und Oceanic wurden nur vom Fachpublikum am Stand von SSI  gefunden.
Nicht unbedingt zum Verständnis einer Messe zählend aber seit vielen Jahren anwesend, haben es die Tauchsporthändler immer schwerer die hohen Kosten für ihr Engagement zu bezahlen. Warenlager und Beratungstresen geben eine Mindestfläche vor, die mit allem Stand- und Personalaufwand für 9 Tage kaum mehr zu erwirtschaften ist. Die Schnäppchenjäger freut es, wenn hochwertige Ware gerade einmal zum Einkaufspreis weitergegeben wird. Versuchte man früher einen Großteil seines Jahresumsatzes auf der boot zu erwirtschaften, muss man heute schon froh sein, wenn man als Händler nicht zugezahlt hat. Die letzten beiden Jahre haben gezeigt, dass das so nicht weitergehen kann, langjährig bekannte Tauchsporthändler mussten auch wegen hoher Messeverluste ihr Geschäft liquidieren. Diese Ausdünnung an Verkaufsrepräsentanzen und Servicestellen kann aber auch nicht im Interesse der Tauchsportartikelbranche sein. Diese schreibt in den Monaten Februar bis April wegen der zweischneidigen Handlestage auf der boot ohnehin kaum Aufträge. Dafür wundert man sich jedes Jahr erneut, wenn der Versuch ein ausgeglichenes und betriebswirtschaftlich notwendiges Preisniveau übers Jahr zu halten in aberwitzigen Rabattaktionen gipfelt.
Durchaus zufrieden zeigten sich die Reiseveranstalter und Tauchbasen. Das Buchungsverhalten ist erfreulich, zum Teil intensive Beratung konnte die Zurückhaltung hinsichtlich thailändischer Zielgebiete überwinden. Allerdings war bei manchen Veranstaltern diesmal das Buchungsverhalten im Office wesentlich stärker als direkt am Stand.                
Hochpreisig ist in, so beschreiben Anbieter aus dem Lampen, Uhren- und UW-Gehäusebereich den Messeverlauf. Es scheint sich im Tauchsport eine Kundensparte zu entwickeln, die ihren wirtschaftlichen Status durch Produkte im exklusiveren Marktsegment herausstellen möchte oder dazu nutzt nur das Beste zu ordern. Allerdings hat sich hier noch nicht der Deutsche Markt entsprechend orientiert, Vorreiter dafür sind zunächst Kunden aus der Schweiz. Vielleicht liegt das auch an der eher sachlich und emotionskontrollierten Schweizer Klientel, denen das Label „Made in Germany“ genügt. Deutsche Kunden möchten den Nimbus des Besonderen bereits im Messeauftritt und an Image begleitenden Maßnahmen spüren. Beste Qualität zum gehobenen Preis muss eben mit Hochglanzauftritten auf sich aufmerksam machen, einen 7er BMW kauft man ja auch nicht an der Tankstelle nebenan. Der Wettbewerb kann da nur lernen, was bei Top – Kameraherstellern in der Vergangenheit immer schon einmal starke Kauflust erregte – vergoldete Kameras und Objektive – hat Aqualung erfolgreich mit dem neuen  Mistral – Atemregler weitergeführt, ein limitiertes und nummeriertes Sondermodell gibt es im Edelholzkasten für knapp 1000 Euro.
Und so traut man sich zu wetten, dass ein exklusives Sondermodell einer Tauchmaske mit matt schwarzem Silikonkörper aber einer Blattgoldauflage auf dem Rahmen zum Verkaufsschlager werden kann. Wir werden sehen, wann diese Idee denn tatsächlich aufgegriffen werden wird.

Ein einheitliches Bild des Messeverlaufs zu zeichnen fällt diesmal nicht leicht. Viele hoffen auf Anschlussgeschäfte, die sich aus den Kontakten am Stand ergaben. Insgesamt sind positive Impulse zu spüren, wobei die Inlandsnachfrage noch verhalten ist. Der Reisemarkt ist sehr zufrieden und hofft die Auswirkungen des Seebebens bald überwunden zu haben. Trotz umfangreicher Marketingmaßnahmen gelang es der Messe nicht die Besucherzahlen zu steigern, man musste erstmals einen Rückgang offiziell bestätigen. Ob dieser generelle Trend bei vielen Messen in Deutschland umgekehrt werden kann, muss abgewartet werden.