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C: Herbert Frei / UWW

C: Herbert Frei

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Mount Scenery

Ein Berg, wie es ihn in der Karibik kein zweites mal gibt. Hollands höchste Erhebung steigt 887 m vom Meer empor. Die Spitze des erloschenen Vulkans liegt fast immer in den Wolken. Seine Besteigung, oder besser gesagt seine Begehung, gehört zum Pflichtprogramm eines jeden Saba - Besuchers. 1064 Stufen, von kurzen Geraden unterbrochen, stehen als schier unüberwindbares Hindernis vor der Gipfelerstürmung. Normaltouristen benötigen für den Aufstieg etwa 2-2,5 h, kleine Pausen und etwas Fotografieren eingerechnet. Flotte Wanderer schaffen es in 1,5 h. Den Rekord hält ein gewisser James Johnson mit knapp 30 Minuten - unvorstellbar. Johnson, den die Einheimischen wegen seines  furchterregenden Messers auch Crocodile Dundee rufen, ist der beste Kenner des Mount Scenery. Jeden Stein hat er selbst herangeschleppt und die Stufen gesetzt.
Es geht das Gerücht um, dass hier amerikanische Marines ihre Kondition überprüfen, in dem sie den Berg rennend erklimmen. Auch die holländische Königin Beatrix war auf dem Mount Scenery. In wenig geeigneten Pumps, so wird gemunkelt. Aber sie war oben. Nach dem ersten Drittel des Aufstiegs kommt man an die Ecolodge, ein Restaurant (www.ecolodge-saba.com) mit Übernachtungsmöglichkeiten in der Wildnis des Vulkans. Das Essen ist Spitzenklasse, der selbstgepresste Orangensaft eine Genuss, das eigene Gemüse und der frische Salat ein Gedicht. Ganz ökologisch: Strom kommt von einer Solaranlage, die Unterkünfte sind aus Holz, das Regenwasser wird aufgefangen. Für Umweltfreaks und Naturverbundene ein Paradies. Auch Taucher können hier logieren. Sie werden morgens mit einem Taxi abgeholt und zur Basis gebracht.
Weiter geht der Weg zum Gipfel. Wilde Bananenstauden säumen den Weg, riesige Farne und Blätter erinnern an eine Zeit, als  Saurier die Erde bevölkerten. Kolibris schwirren durch die Luft, suchen Nahrung in den Blüten der Black-Eye-Susan - Sabas Nationalblume, die in Europa nur als Rankengewächs bekannt ist. Weg und Pflanzen werden feuchter. Nebel wabert, Wind kommt auf, die Bäume zeigen sich knorriger und mächtiger. Wir sind im Regenwald von Saba, einem Überbleibsel der Urzeit. Schmarotzerpflanzen überziehen die Äste, fassungslos und staunend stehen wir vor diesem Wunder der Natur. Und keinen von würde es wundern, brächen gleich King Kong und Godzilla durchs Unterholz.
Am Gipfel angekommen stehen wir in einer Milchsuppe, an Aussicht und Fotografieren ist nicht zu denken. Kurzzeitig reißen die Wolken auf, wir sehen unseren Ort Windwardside und die Hauptstadt Bottom. Was gäben wir für 10Minuten wolkenloses Firmament? In der Ferne erblicken wir kurzzeitig den Flughafen, die roten Dächer von Hells Gate sowie Ledder-Bay und Wells-Bay mit den vielen Tauchplätzen. Mäanderartig schlingt sich The Road durch die Insel. Fern der Zivilisation fühlen wir uns hier als richtige Kerle, ziehen uns am Touristentau zum letzten Felsen hoch, kriechen durch eine kleine Höhle, erklimmen die letzte Erhebung. Wasserflasche zum Mund. So muss sich Tarzan gefühlt haben. Jetzt fehlt nur noch Jane. Vielleicht wartet sie im Tal auf uns...

Tauchgründe

Geografisch gehört Saba zur Karibik. Sie dürfen deshalb keine üppigen Rottöne erwarten. Fast alle Korallen sind grau, braun, weißlich oder grün - auch die Weichkorallen. Hingegen trifft man auf blaue, gelbe und auch rostrote Schwämme von enormer Größe. Eine gute Location für UW-Fotografen, wenn dahinter ein Model mit Lampe platziert wird. Die UW-Morphologie ist weitgehend durch Lavagestein geprägt. An vielen Tauchplätzen liegen riesige Gesteinsbrocken am Grund, vielfach sehr schön bewachsen. Was sich vor Jahrtausenden durch Vulkanausbrüche ins Meer ergoss und dort zu gewaltigen Klumpen erstarrte, ist heute eine überaus interessante und abwechslungsreiche Unterwasserwelt mit Höhlen, Schluchten, Überhängen, Steilabfällen und ausladenden Sandflächen.
Zu den Besonderheiten und Highlights der Sabatauchgründe gehören steil im Meer aufsteigende Felsnasen, die sog. Pinackles. Das sind unterseeische Gebirge, deren Spitze oft nur bis 20 oder 25 m unter die Wasseroberfläche reicht. Man springt im freien Wasser aus dem Boot und lässt sich  möglichst in der Nähe der Bojenleine bis zur obersten Erhebung sinken. Von dort taucht man dann tiefer bis max. 40 oder 45 m hinab. Jenseits der 30 m Grenze reißt für gewöhnlich die Sicht enorm auf, weil hier unten keine Dünung und kein Wetterumschwung mehr zu spüren sind. Beachten Sie an diesen Stellen den Tiefenmesser und die Dekoanzeige sehr genau und vor allem regelmäßig. Man vergisst ob der guten Sicht und des üppigen Korallenbewuchses unbewusst Zeit und Raum. Das Betauchen der Pinackles ist im Grunde nur etwas für geübte Taucher, die zudem auch keine Probleme mit dem Druckausgleich haben sollten. Für gewöhnlich sollte das 40m -Limit nicht oder nur unwesentlich überschritten werden.
Fast 30 offizielle Tauchplätze sind auf Saba verzeichnet. Also genug, selbst für einen dreiwöchigen Aufenthalt bei zwei Tauchgängen pro Tag. Nicht immer lassen sich die gewünschten Tauchplätze anfahren und betauchen. Als eine der Inseln unter dem Wind hat Saba entsprechend mit Wind zu kämpfen. Zwar gibt sich das Meer häufig ruhig und einladend, aber ebenso auch bewegt und mitunter sogar ziemlich wild. Dann sind auch die Flachwasserzonen (bis ca. 10 m) etwas eingetrübt. Wer unter Seekrankheit zu leiden hat, sollte nach Saba unbedingt die entsprechenden Pillen mitnehmen. Das Schaukeln, Schlingern und Dümpeln des Tauchbootes kann bei empfindlichen Mägen durchaus Unwohlsein bis zum fröhlichen Kotzen hervorrufen.
Saba`s Unterwasserwelt ist rings um die Insel zum UW-Nationalpark erklärt worden. Es wird nicht geankert, sondern an festen Bojen Halt gemacht. Handschuhe sind verboten oder nur auf besonderen Wunsch erlaubt. Und wenn dann nur einer, um sich in einer Gefahrensituation auch mal festhalten zu können. Auch das Tragen eines Messers wird nicht gern gesehen. Lassen Sie es  zu Hause; man benötigt es hier nicht, weil keine Netze oder Angelschnüre die Korallen überziehen. Und damit irgendwo in Muscheln oder Seeigeln herumzustochern, entspricht auch nicht mehr dem Zeitgeist. Im Saba – Marine - Park sind Fischen, UW-Jagd und auch Angeln verboten. Man merkt diese Maßnahme weniger an der UW-Landschaft selbst, die stellenweise durch wiederkehrende Wirbelstürme sogar etwas malträtiert aussieht, als vielmehr an Fischen und

Schildkröten. Insbesondere letztere sind ohne Scheu manchmal sogar handzahm, fressen mitunter Algen aus der Hand. Wenn wir es nicht selbst erlebt hätten, würden wir es kaum glauben. Die Fischwelt kann für karibische Verhältnisse durchaus als abwechslungsreich und zutraulich bezeichnet werden. Ammenhai - Garantie ist kein leeres Versprechen. Ebenso sind Barrakudas keine Seltenheit. Auffällig ist der große Bestand an Feuerkorallen, die es solitär oder in Kolonien zu bestaunen gibt. Vorsicht ist allenthalben geboten, denn die Feuerkorallen wachsen in unterschiedlichen Formen und Größen, überziehen auch die Korallen-bzw. Lavablöcke, nisten sich sogar als Untermieter in Fächerkorallen ein. Am besten nichts anfassen, was man nicht kennt.

UW-Fotografie

Für UW-Fotografen und Filmer ist Saba`s Unterwasserwelt ein kleines Paradies. Nicht nur die zutraulichen Schildkröten sondern auch neugierige Fische verwöhnen die Kamera. Obwohl die Sicht stellenweise und wetterabhängig so zusammenbrechen kann, dass nur noch Baggerseequalitäten vorhanden sind, kann Saba im Regelfall mit einer guten bis sehr guten Transparenz aufwarten. An vielen Tauchplätzen kann man aus 30 Metern Tiefe das Tauchschiff an der Wasseroberfläche sehen. Die UW-Welt ist intakt, auch wenn das äußerlich nicht immer so aussieht. Stürme, die Saba gelegentlich heimsuchen, hinterlassen sichtbare Schäden, doch die Natur erholt sich von diesen mechanischen Schäden erstaunlich schnell. Man sieht so gut wie keinen Zivilisationsmüll unter Wasser und auch die Abwässer der Insel scheinen sich nicht negativ bemerkbar zu machen. Obwohl...irgendwohin muss das Zeug ja. Sicher ist, dass das Abwasser der Hotels in Sickergruben aufgefangen wird.  
Wer hier Unterwasserlandschaften fotografiert, bekommt fast immer eine gute Location vor die Linse. Insbesondere an den unterseeischen Felsnasen wuchern Korallenfächer und riesige Schwämme  miteinander um die Wette. Superweitwinkel- und Fisheyeobjektive gehören auf Saba zu den Pflichtbrennweiten. Wer sich an der Fischfotografie versucht, erlebt Glücksmomente seltener Art. Selbst ausgewiesene Fluchtfaunisten, lassen sich hier moderat ablichten. Die Fische wissen anscheinend sehr genau, dass sie Narrenfreiheit besitzen, weil ihnen nicht nachgestellt wird. Man merkt das explizit bei den Großbarschen, die ansonsten recht scheu sind und einen nicht immer auf Tuchfühlung heranlassen. Die Barsche Saba`s kennen dieses Distanzverhalten weniger, manche sind so geduldig, dass man das Auge formatfüllend ablichten kann. Einzig bei sehr tief stehenden Fischen, die den Taucherkontakt nicht regelmäßig erleben, ist eine natürliche Scheu vorhanden. Zu dieser Gruppe zählen auch Rochen und Röhrenaale auf weiter unten gelegenen Sandflächen. Wenig Hemmungen haben die sonst sehr zurückgezogen lebenden Langusten. Sogar tagsüber hocken sie wie auf dem Präsentierteller mitten im Riff oder auf einem der Lavabrocken. 
Als UW-Fotograf hat man auf Saba eine große Freiheit, trägt aber auch Verantwortung. Gegen Knien und Festhalten hat keiner was, mechanischer Kontakt mit dem Riff sollte aber dezent und unspektakulär erfolgen. An Steilriffen ist gutes Tarieren erforderlich. Sich in den Fächerkorallen wegen eines Bildes zu wälzen, macht wenig Sinn, aber viel kaputt. Eingespielt hat sich, dass man beim ersten Tauchgang, der immer etwas tiefer geht, seine Weitwinkelausrüstung mitnimmt und beim zweiten Dive eventuell das Makroobjektiv aufpflanzt. Dann kommt man im Flachen beim Ansitzen auf die flinken Korallenfische nicht in Zeit- und Atemnot.
Sehen Sie zu, dass Sie als Filmer oder Fotograf auf das Boot Big Blue (12 Personen) kommen. Dort sind Platzangebot und Schattenmöglichkeit für die Fotogerätschaft wesentlich besser strukturiert als auf dem kleinen Bolero (6 Personen). Da die Boot alle an Bojen anlegen und es auch wenig Strömung hat, kann man seine Zweitkamera auch an einem Seil über Bord hängen und sie bei Bedarf gegen die Erste austauschen. Bei etwas Übersicht taucht man für gewöhnlich immer am Boot auf. Was aber nicht heißen soll, dass man sich auf der Fotojagd nicht auch mal verkalkulieren kann und an einer anderen Boje aufgelesen werden muss.
Bringen Sie als Dia-Fotograf Ihre Filme komplett mit. Ein Ergänzungskauf ist auf Saba eher nicht möglich. Was es gibt, sind Farbnegativfilme und fast alle Arten von Batterien. Auf den Tauchbooten kann die Fotogerätschaft nicht mit Süßwasser gereinigt werden. Schützen Sie wasserdichte Kameras und UW-Gehäuse vor intensiver Sonneneinstrahlung, damit das Salzwasser in den Lagern nicht verdunstet und kristallisiert. Im Hotel Scouts Place befindet sich ein Swimmingpool, in dem man die teuren Stücke beim Zurückkommen gründlich wässern und reinigen kann. Das ist sehr komfortabel und bestens geeignet, die Lebensdauer von UW-Kameras und Filmgeräten zu verlängern.

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