UnterWasserWelt - das Onlinemagazin seit 1999
zum aktuellen Magazin UnterWasserWelt

C: UWW  Herbert Frei

C: UWW  Herbert Frei

C: UWW  Herbert Frei

C: UWW  Herbert Frei

C: UWW  Herbert Frei

C: UWW  Herbert Frei

C: UWW  Herbert Frei

C: UWW  Herbert Frei

C: UWW  Herbert Frei

by Herbert Frei 10.01

Wohin gehen, wenn man sich die Malediven und die Karibik wegen des hohen Dollarkurses nicht mehr leisten kann oder mag? Manche Tropenträume verweht es dann wie Blätter im Herbststurm.Herbert Frei zeigt Ihnen eine Alternative, die Sie begeistern wird.

Man kann natürlich ans Mittelmeer reisen. Auch dort gibt es wunderschöne und romantische Flecken, selbst auf Mallorca. Und der Atlantik mit den Kanaren und Madeira ist sicher nicht zu verachten. Was aber, wenn man unbedingt in einem tropischen Gewässer tauchen und fotografieren will und es einem am Roten Meer zu voll und zu restriktiv ist? Die Antwort kann nur heißen: Philippinen, auch wenn diese in letzter Zeit wegen Urlauberentführungen etwas ins Gerede gekommen sind. Dazu sind jedoch deutliche und klärende Worte zu sagen. Die hier beschriebene Sabang - Bucht liegt weit im Norden auf der Insel Mindoro, eigentlich noch im Einzugsbereich von Manila. Viele heimische Taucher verbringen in Sabang ihre Wochenendferien. Die moslimischen Rebellen operieren indes mehr als 1000 Km entfernt in  philippinischen Gewässern, wo es kaum noch Touristen hin verschlägt. Fast alle Moslems (die radikalen sowieso) leben in den südlichen Philippinen, der Norden ist hingegen von Christen bewohnt und für Touristen nicht gefährlicher als ein Abendspaziergang an der Alster. Man fährt als Mittelmeerfan ja auch zum Tauchen nach Kroatien, obwohl in Mazedonien Bürgerkrieg herrscht. Und wenn in München ein junges Mädchen in der Stadt überfallen wird, bedeutet das für eine Kieler Hausfrau noch lange nicht, dass sie sich nun täglich ab 17.00 Uhr zu Hause einschließen muss. Absolute Sicherheit, das muss man einmal deutlich sagen, gibt es vermutlich nur im Grab. Und selbst da bedroht einen unter Umständen noch die Exhumierung.

Was die Philippinen gegenüber Gebieten wie Malediven und Karibik (mit Ausnahme von Kuba) so interessant macht, sind die Preise. Ein Sabang - Urlaub kann mit etwa 1500 bis 1800 Euro geplant werden. Zwar ist der Flug etwas teuer, aber dafür sind die Essenspreise mehr als zivil. Und auch das Tauchen kann in die Kategorie „noch preiswert“ eingestuft werden. Und was viele UW - Fotografen vermutlich gar nicht wissen: Der ostasiatische Lebensraum ist unter Wasser der artenreichste auf der Erde. Gegenüber den Philippinen und die Anrainerstaaten Malaysia und Indonesien wirken das Rote Meer und die Karibik geradezu ausgestorben. Auch die fischreichen Malediven müssen hier ins zweite Glied zurück. In Sabang und Umgebung findet man eine Fauna, für deren Entdeckung man vor dreißig Jahren noch geadelt worden wäre. Bemerkenswert und deshalb sehr wichtig ist die Tatsache, dass es in Sabang keine Korallenbleiche gegeben hat. Alles ist noch weitgehend unberührt und mutet trotz der zahlreichen Tauchschulen fast jungfräulich an. Vielleicht muss man sich erst einmal mental mit diesem Lebensraum auseinandersetzen, um zu sagen: Da will ich jetzt einfach mal hin!

In einer anderen Welt

Tauchen auf den Philippinen hat etwas von Abenteuer und Entdeckung an sich. Nicht, dass es strapaziös und wild wäre, es ist schlicht phantastisch. Sabang ist ein idealer Ausgangspunkt für ungefährliches Wracktauchen, um riesige Gorgonien zu fotografieren, Geisterpfeifenfische zu beobachten oder Pygmäenseepferdchen abzulichten... sofern man das richtige Fotoequipment dabei hat. An nur wenigen Stellen  auf der Welt geht es im Nahbereich fotografisch abwechslungsreicher und spannender zu. Die Tauchgründe reichen von easy bis anspruchsvoll, von Action bis trendy ist alles vorhanden, UW - Fotografen sollten sich tunlichst mit vielen Brennweiten eindecken. Das Spektrum umfasst vom Fisheye bis zum 2 : 1 - Makro alle Bereiche. Wie an vielen Orten in Ostasien, so kann man auch in Sabang nicht unbedingt mit Großfischbegegnungen  rechnen. Es kann aber durchaus vorkommen, dass man sich unversehens in einem nicht gerade kleinen Fischschwarm wieder findet. Und man sichtet des öfteren Seeschlangen... potent gefährlich, was ihr Gift anbelangt, hingegen harmlos, was ihre Aggressivität betrifft. Besonders reizvoll sind die in der Sabangbucht liegenden drei Wracks. Eines davon kann zwar nur noch als Fragment eines Schiffes angesehen werden, ist aber extrem fischreich. Allen Wracks ist zu eigen, dass sie von seltsamen Lebewesen bewohnt werden. Krötenfische, Geisterpfeifenfische, Skorpionfische, Steinfische, freischwimmende Blennies und KorallenwŠchter, weiß gefärbte Rotfeuerfische, eigenartige Nacktschnecken und Seeschlangen tummeln sich hier wie in einem Aquarium. Und noch ein Vorteil: Die gesunkenen bzw. von Menschenhand versenkten Schiffe liegen in zivilisierten Tiefen, so dass auch Anfänger zu ihren hinab tauchen können.Nicht immer sind die Sichtweiten auf den Philippinen exzellent, aber sie sind auch nie so schlecht, dass man nicht zumindest sehr schöne Nah- und Makroaufnahmen gestalten kann. Biologisch interessierte UW - Fotografen werden sich von Schwebeteilchen  ohnehin nicht stören lassen, dann Trübstoffe gehören zur UW - Welt wie Fische und Korallen. Wettbewerbsfotografen werden das wohl etwas anders sehen. Aber gerade diese Zielgruppe kommt in eines solchen UW - Welt wegen der abwechslungsreichen Fauna zu wirklich staunenswerten Bildern. Tatsächlich kann man in den Tauchgründen um Sabang unglaublich faszinierende Weitwinkelaufnahmen machen. Vom Bewuchs her gesehen kann dieses Gebiet ohne weiteres mit den Top-Spots des Roten Meeres mithalten. Und man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass es diese wilde Unberührtheit zumindest in Ägypten kaum mehr gibt.Wer nicht gerne Ausfahrten machen will, kann in Sabang auch von Land aus tauchen... und zwar sehr gut. Die Hausrifftauchgänge sind alles andere als eine Verlegenheitslösung. Top - Motive erwarten den engagierten UW - Fotografen. Aber nicht nur den. Auch Lusttaucher werden hier nur wenig vermissen.