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C; Herbert Frei / UWW

by Herbert Frei 9.02 (Seite 2)

C: Herbert Frei

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Savaii

Etwa 20 km nordwestlich der Hauptinsel Upolu liegt die samoanische Nebensinsel Savaii. Abgesehen von Hawaii und Neuseeland ist Savaii die größte Insel in Polynesien. Auf Savaii gibt es nur Dörfer, keine eigentliche Stadt. Etwa 120.000 Menschen leben hier (auf Upolu etwa dreimal so viel). Die Insel ist ungemein romantisch und verkörpert das eigentliche Flair der Südsee. Vulkanberge, Regenwald, weite Sandstrände, Palmen, blaugrünes Wasser, einfaches Leben, freundliche Menschen und viele historische Sehenswürdigkeiten. Auf Savaii, in der Ortschaft Manase, liegt auch die deutsche Tauchchule von Patrik Walter und Dirk Klein. Die Tauchgründe auf Savaii sind nachweislich besser als die auf Upolu.
Savaii kann nur mit dem Schiff erreicht werden. Die Fähre hat zwar feste An- und Abfahrtzeiten, ist aber nicht immer pünktlich. Manchmal ist sie hoffnungslos überfüllt oder fährt unerwartet früher. Dann steht man da. Die beiden Kleinflughäfen sind üblicherweise nicht für den Transport von Touristen gedacht.

Tauchgründe

Sie sind weitgehend unerforscht und unbekannt. Die Tauchplätze haben nicht immer einen Namen. Ein abenteuerlich veranlagter Taucher kann hier noch Neuland entdecken und sich unter Wasser wie Kolumbus fühlen. Doch speziell für Samoa gilt der Spruch: Weit weg von Europa ist nicht unbedingt gleichzusetzen mit immer besseren Tauchgründen, wohl aber mit interessanten und eigenartigen. Und das mag es dem einen oder anderen wert sein, hierher zu kommen. Insbesondere die Einsamkeit beim Tauchen ist für gesalbte Rotmeer-Taucher eine gänzlich neue Erfahrung. Nie begegnet man einem anderen Tauchschiff, nie fremden Tauchern unter Wasser, dafür Fischen, die einem so fremd sind wie die Rückseite des Mondes.
Savaii, die schönere und größere der beiden Hauptinseln ist nicht zufällig auch Standort der deutschen Tauchbasis. Hier sind die Tauchgründe faszinierender, aberteuerlicher und jungfreulicher, kann man sich sein Abenteuer noch selbst suchen. Savaii ist eine seit vielen Jahren erloschene Vulkaninsel mit unzähligen Kratern und Kegeln im Landesinnern. Die Vulkanausbrüche haben die Lava in dicken Schichten über die Insel verteilt. An den Ufern findet man zum Teil steil abfallendes Vulkangestein, das sich auch unter Wasser fortsetzt. Die UW - Landschaft ist an diesen Stellen mit  grau-schwarzen Felsen überzogen, der dazwischen liegende Sand hat dieselbe Farbe. Eine teils starke Dünung und eine ausgeprägte Ebbe und Flut halten in diesem Bereich die Sichtweiten auf bestenfalls mittleren Niveau. Das erschwert zumindest UW - Fotografen und Filmern die Arbeit bei der Umsetzung von Panoramaaufnahmen. Der Nah- und Makrobereich wird davon zwar auch berührt, aber damit kann man leben. Zumal man auf Nacktschnecken von unbeschreiblicher Schönheit trifft. Die Frage der Sichtweiten ist ebenso auf Samoa wie anderswo in der Welt auch eine Sache der Jahreszeit. Wenn bei uns der Sommer anbricht, beginnt auf Samoa im übertragenen Sinne die kalte Jahreszeit und damit auch die bessere Transparenz.  
Im Dünungsbereich ist der Korallenbewuchs eher spärlich. Taucht man hingegen tiefer ab, wird es zusehends klarer und bunter. Weichkorallen gibt es so gut wie nicht...und wenn, dann sind sie unbedeutend klein. Hingegen erinnert der Hartkorallenbewuchs an beste tropische Gefilde. Tischkorallen in allen Farben und Formen, teils riesig groß, prägen die UW - Landschaft an vielen Stellen. Das ist so beeindruckend wie die sporadischen Kanäle und Schluchten, die mäanderförmig die Riffe durchziehen. Dass El Nino, der warme Meeresstrom, auch hier seine Spuren hinterlassen hat, sieht man an vielen weißen Korallenplatten im Riff, die fotogen und gleichzeitig erschreckend auf das Dilemma der Klimaerwärmung hinweisen. Seltsam ist dabei, dass in mitten einer intakten Korallenlandschaft oft nur eine einzige Tischkoralle weiß gebleicht ist.
Die Sichtweiten schwanken zum Teil sehr stark. Wir haben an Plätzen getaucht, da konnte ein mittelprächtiger Baggersee gut mithalten. An anderen Lokalitäten riss die Sicht hingegen auf gut und gerne 20 m auf. Genauso unterschiedlich verhielt es sich mit den Trübstoffen. Mal waren sie groß und flockig, mal klein und unscheinbar. Da unsere Reisegruppe die erste auf Savaii war, kam das einem kleinen Tauchabenteuer gleich. Der Kompressor musst zuerst auf Vordermann gebracht werden, das Tauchboot machte Zicken und die Tauchgründe wurden ersteinmal inspiziert. Kein Wunder, dass da auch mal was schief gehen kann. Mittlerweile sind die Anfangsschwierigkeiten überwunden und eine Menge neuer Tauchplätze gefunden worden, so dass zukünftige Gruppen aus dem Vollen schöpfen können.
Erstaunt registriert man an einigen Lokalitäten die vielen zerstörten Korallen, wo doch hier kein Mensch taucht oder Anker wirft. Des Rätsels Lösung findet sich, wenn man auf die Jahre 1990-1992 zurückblickt. Damals zerstörten innerhalb von drei Jahren wiederholt auftretende Wirbelstürme ganze Küstenstreifen von Samoa. Die Wucht der Naturgewalten traf die Riffe bis in viele Meter Tiefe. Noch sind die Schäden deutlich zu sehen, werden aber zusehends von neuem Leben überwuchert.
Einer der schönsten Tauchplätze ist „Coral-Garden“. Perfekt zum Schnorcheln und hervorragend zum Tauchen. Klares Wasser, fischreich, unzählige Korallen in allen Formen und Farben, Kleintiere wie Krabben, Garnelen und Muscheln (Kauris !!).

Das Wrack der Juno

Entdeckt wurde es während unseres Aufenthaltes im Mai 2002 vom Holländer Hans Voermann, ein Tauchverrückter der unablässig und mit viel Ausdauer nach versunkenen Schiffen sucht. Es liegt nur unweit der Küste, quasi vor der Haustüre der Tauchbasis. Mit dem Tauchboot fährt man etwa 10 min. Name, Herkunft und Havarie sind nicht eindeutig geklärt. Es könnte sich auch um die „Messenger of Peace“ handeln. Das Schiff gehörte aber zweifellos zur Flotte des Predigers John Williams oder war sogar sein eigenes Missionsschiff. Es handelt sich um einen Windjammer aus Stahl. Gestrandet ist es vermutlich um 1840 bis 1841 auf einem der vorgelagerten Riffe. Nachdem sich die Besatzung retten konnte und sowohl die Vorräte als auch die anderen Lagegüter an Land bringen konnte, wurde die Juno viele Jahre später von einem Taifun versenkt. Das Wrack liegt heute stark beschädigt in Schräglage am Riff und erstreckt sich von 8 bis 23 m Tiefe. Es kann also gefahrlos betaucht werden, zumal Strömungen an dieser Stelle nur selten und dann eher mäßig auftreten.
Das gesamt Schiff ist völlig von Hartkorallen überwuchert, die Ankerkette ist noch erkennbar. Leider sind keine historischen Gegenstände mehr auffindbar. Es ist zu vermuten, dass die frommen Männer aus dem vereinigten Königreich alles demontierten, als sie erkannten, dass sie das Schiff nicht mehr flott bekommen konnten. Obwohl einzelne Teile des Wracks sogar bei Ebbe sichtbar sind, wurde das Wrack eher zufällig gefunden. Wenn die Sicht gut ist, kann man das Wrack mit einem starken Weitwinkel recht passabel fotografieren.
Versunkene Schiffe ziehen mit ihren Hohlräumen und der zerklüfteten Oberfläche alle möglichen Tiere an. Insbesondere Zackenbarsche, Kraken, Glasfische und Schnecken fühlen sich hier wohl. Deshalb ist auch das wiederholte Betauchen der „Juno“ keine langweilige Angelegenheit, sondern ein faszinierendes Erlebnis.