by Herbert Frei 9.02 (Seite 5)
Essen
Im Prinzip genügt ein Satz. Die samoanische Küche ist nahrhaft und gesund aber etwas gewöhnungsbedürftig. Tarowurzeln, Kochbananen
und fett gebratenes Hühnerfleisch lassen einen zwar nicht verhungern, aber von Schlemmen kann keine Rede sein. Die Küche im Tauchercamp hat sicherlich Anleihen aus Neuseeland und Australien. Kalte Bohnen mit Ketchup zum
Frühstück, engl. Toastbrot, ein halbwarmes Spiegelei - ok, man wird wenigstens satt.
Einmal in der Woche gibt es ein Buffet mit Fisch, Hähnchen, Fleisch, Gemüse, Pommes und Nudeln, das richtig gut hergemacht ist.
Obst findet sich auf Samoa genügend, aber nicht notwendigerweise im Resort. Das Problem ist, dass es auf Savaii keinen Markt gibt, man kann folglich nichts oder nur wenig kaufen. Jeder Einheimische ist praktisch
Selbstversorger und denkt gar nicht daran, etwas abzugeben, nicht mal gegen Geld. Das ist vermutlich das zentrale Problem der Küche im Tauchercamp. Der Wille das Beste zu geben ist sicherlich vorhanden, aber der Weg zur
guten und akzeptablen Küche ist steinig und mit vielen Schlaglöchern versehen.
Tauchurlaub auf Samoa ist mit Halbpension verknüpft. Richtig gegessen wird abends. Den Mittagssnack nimmt man in der Tauchbasis ein, wo
Sandra und Kerstin leckere Kurzgerichte wie Pfannkuchen mit Ananas, Obstsalat oder Tunfischtoast zubereiten. Das sind echte geschmackliche Knüller und bei manchem Taucher ist während unseres Aufenthaltes der Lunch zum
Dinner geworden. Schön wäre es, wenn die Beiden auch das Abendessen zubereiten könnten, doch damit wäre die kleine Taucherküche mit ihren zwei Platten vermutlich etwas überfordert. Neidvoll haben wir gelegentlich auf
die leckeren Bratkartoffeln der Tauchercrew geschaut. Das hätten wir auch gern gehabt. Wir schlürften statt dessen eine undefinierbare Suppe.
Elektrizität
Das Stromnetz auf Samoa wird mit 240 V betrieben. Das können alle europäischen Geräte verarbeiten. Schwieriger wird es mit den Steckdosen.
Adapter für samoanische Steckdosen gibt es in deutschen oder österreichischen Elektrogeschäften nur auf Anfrage. Man kann die Adapter aber in Los Angeles beim Stop-over kaufen. Eben weil die Beschaffung Probleme
bereiten kann, sind im Camp und in der Basis ausschließlich deutsche Steckdosen gesetzt worden. Eine sinnvolle Entscheidung der Basisbetreiber. Das Laden von Lampen und Blitzgeräten bereitet deshalb keine
Schwierigkeiten. Man macht das üblicherweise an der Basis. Die Leitungen des öffentlichen Stromnetzes sind allerdings nicht mit deutscher Gründlichkeit verlegt. Wenn es mal heftig regnet, kann durchaus der Strom mal für
eine halbe Stunde ausfallen.
Tauchbasis
Tauchlehrer und Basisleiter ist Patrick Walter. Ein patenter Bursche mit viel
Abenteuerblut in den Adern. Die Tauchbasis verfügt über 33 Tauchflaschen aus Stahl mit wahlweise INT- oder DIN-Anschluss. 15V Jackets, 15 Shorties und 15 Automaten mit Oktopus können verliehen werden. Die Tauchcomputer
sind vom Typ Aladin-Sport. Ausgebildet wird nach den Richtlinien von PADI und SSI bis hin zum Divemaster. Gefüllt wird mit einem Bauer-Kompressor „Verticus“ und als Ersatz steht noch ein kleiner Bauer-Kompressor
vom Typ „Junior“ bereit.
Getaucht werden kann wahlweise von Land aus (Transport mit dem Jeep zum Korallengarten oder zu den Urwaldseen), üblicherweise fährt man aber mit dem Alu-Tauchboot (10 Taucher; 2 x 40
PS; GPS, Echolot; zwei Treppen) zu den Tauchgründen. Die entferntesten Tauchplätze liegen etwa 45 min entfernt, werden aber nur bei glatter Wasseroberfläche angefahren, so dass keiner seekrank werden muss. Geplant sind
unter anderem Tauchsafaris rund um Samoa. Das Tiefenlimit hat die Basis auf 40 Meter festgelegt, beabsichtigte Dekotauchgänge werden aus Sicherheitsgründen grundsätzlich nicht unternommen. Die nächste Dekokammer liegt
in Amerikanisch Samoa (1 Flugstunde entfernt). Abends ist die Basis durchgehend bis 24 Uhr geöffnet, Taucherstammtisch ist obligat.
Nehmen Sie so wichtige Tauchutensilien wie Tauchmaske mit eingeklebten Nahlinsen,
spezielle Handschuhe oder einen besonderen Schnorchel möglichst zweimal mit. Auf Samoa gibt es keinen Tauchshop, was man nicht dabei hat, kann deshalb auch nicht gekauft werden.
Homepage: www.diveandflysamo.com
eMail: diveandflysamoa@yahoo.com
Tauchen
Voraussetzung zum freien und
uneingeschränkten Tauchen ist ein Brevet und ein ärztliches Attest. Letzteres kann bei Bedarf auch auf Samoa eingeholt werden. Ausfahrten werden täglich zweimal durchgeführt. Das Aluboot kann etwa 10 - 12 Taucher
aufnehmen. Da die Tauchgründe unbekannt und eventuell von starken Strömungen heimgesucht werden können, sind eine Rettungsboje und Notsignal notwendig. Auch ein kleiner Flasher am Jacket kann nichts schaden. Bei starkem
Regen wird nicht getaucht, weil man die im Meer Treibenden eventuell nicht mehr orten kann. Sicherheit kommt auf Savaii vor allem anderen. Und das ist gut so, denn man taucht am Ende der Welt. Hilfe ist entsprechend
weit.
Man mag sich über das Meer, die Sichtweiten und die Motive auslassen wie man will, eines ist gewiss, man taucht als
Pionier in einem fremden Meer voller Überraschungen. Schon allein diese Vorstellung kann für den einen oder anderen eine Taucherreise nach Samoa zu einem erstrebenswerten Unternehmen werden
lassen. Noch besteht hier die Möglichkeit, Neues und Unbekanntes zu entdecken. Vielleicht eine traumhafte Untiefe oder ein phantastisches Wrack. Wo auf der Welt kann man das noch erleben? Deshalb sollte man speziell
hier Trübstoffe und Wellengang nicht als Unbill oder Tragik ansehen, sondern als unausweichliche Erschwernis in einem der letzten Paradiese.
Fliegen
Die Basis heißt Dive and Fly Samoa. Dirk Klein, Enduro - Instruktor, Tauchboot - Skipper und Mitinhaber der Basis bietet Gästen einen ganz besonderen Service.
Wer Non -Limit - Tauchen gebucht hat, bekommt einen Gratis - Rundflug entlang der Küste von Savaii mit dem hauseigenen Wasserflugzeug. Das fliegende Leichtgewicht ist allerdings nicht für europäische Kaventsmänner vom
Typ 2 m und 130 kg geeignet. Bei ungünstigen Wasser- und Luftverhältnissen kommt er sonst nur schwer hoch. Die Rundflüge können unabhängig von den Tauchgängen auch separat gebucht werden. Beeindruckend sind sie insbesondere
in den Abendstunden, wenn man der untergehenden Sonne entgegenfliegt.
Fotografie
Fotografen können nach dem Tauchgang die Fotogerätschaft
in einem eigens dafür zur Verfügung gestellten Wassertank spülen. Die Tauchbasis verfügt zudem über ein eigenes E6 - Entwicklungslabor. Wer sich nicht auskennt, kann die Filme bei Patrick und Sandra entwickeln lassen. Der
Fotoraum dient gleichzeitig als Bastelstube und Laderaum. Einmalig: Es kann eine Nikon F70 im Sealux - Gehäuse mit einem Subtronic - Mega ausgeliehen werden. Pro Tag für 15 EURO. Wöchentlich veranstaltet die Basis Dia -
Abende mit Motiven aus dem samoanischen Meer, den Urwaldseen und Motiven einer Bikertour.
Fotografen genießen auf Samoa besondere Privilegien. Man lässt sie zusammen mit dem Partner allein tauchen und sie beliebig
lange vor den Motiven verharren. Der Diveguide trägt auch schon mal eine Kamera und ist bei der Motivsuche behilflich. Filme können auf Savaii nicht gekauft werden. Nehmen Sie genügend mit, man benötigt nämlich
erfahrungsgemäss für die Landfotografie mehr Filmmaterial als vermutet, weil die Motive sehr ansprechend und romantisch sind. Insbesondere die Sonnenuntergänge sind in Samoa eine glühende Offenbarung, die es in dieser Form
wegen der Nähe des Äquators bei uns in Europa nicht gibt.
Einen besonderen Service bietet die Tauchbasis digital fotografierenden Tauchern. Nicht nur, dass man seine Aufnahmen kurz nach dem Tauchgang auf einem Fernseher
oder PC begutachten kann, die Aufnahmen werden ebenso bei Bedarf auf eine CD gebrannt, dann ist wieder Platz auf dem Bildspeicher.
Samoaner lassen sich bereitwillig fotografieren, verlangen dafür kein Geld.
Im Gegenteil, sie bedanken sich dafür. Das sind neue Aspekte, wenn man aus versauten Touristikländern kommt, wo schon das Tragen einer Kamera mit einem Obolus belegt wird.
Allgemeines Fazit
Samoa selbst ist zu schade für Nur - Tauchen. Der Inselstaat, von dem jeder von uns schon einmal geträumt hat, bietet an Land unzählige Motive, Erlebnisse und Sehenswürdigkeiten, so dass es zweckmäßig scheint,
die Unterwasseraktivitäten mit anderen Exkursionen zu kombinieren. Es wäre verfehlt, würde man um die halbe Welt fliegen, um ausschließlich Fische zu fotografieren, die man anderswo vielleicht einfacher vor die Linse
bekommen kann.
Samoa ist es wert, dass man seinen kulturellen Horizont erweitert und über den Rand eines Tauchcomputers hinwegblickt. Urwaldtrekking, Süßwasserschnorcheln mit Schildkröten, Geländefahrten mit
Motorrädern, Mountainbiken, Land- und Leute kennen lernen oder einfach mal relaxen. Das fällt schwer, wenn man das noch nie gemacht hat.
Tauchen ist natürlich für den Grossteil der Anreisenden ein wichtiger Teil des
Urlaubs, was ja auch kein Fehler ist. Hier auf Savaii sollte man aber die Prioritäten etwas anders legen. Wer das Tauchen in diesem Teil der Welt als Abenteuer, neue Erfahrung und Expedition ins Unbekannte einordnet, liegt
im Prinzip goldrichtig. Und wird deshalb auch nicht enttäuscht sein.
Literatur
Zu empfehlen ist das
Buch des Amerikaners David Stanley „Samoa-und Tonga-Handbuch“ (deutsch übersetzt). Die Erstauflage datiert zwar aus dem Jahre 1993, ist aber in vielen Punkten immer noch aktuell und vor allem historisch sehr
informativ.
Verlag Walter, ISBN 3-923550-38-3
Infos und Buchung:
TSL-Travel-Service-Lahr, Martina und Herbert Bauder Oelgasse 4
77933 Lahr
Telefon 07821- 990992
Fax
07821-990993
Homepage: www.taucher-reisen.de
eMail: info@travel-sl.de