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Jacket Scubapro Knighthawk

Scubapro Knighthawk manuelles Schnellablassventil am Infkatoranschluss © UWW

Scubapro Knighthawk Tasche © UWW

Scubapro Knighthawk Schultergurte drehbar © UWW

Scubapro Knighthawk: Integriertes Blei © UWW

Scubapro Knighthawk: Wingblase mit Gummibändern und rechts Trimmbleitasche © UWW

Scubapro Knighthawk: Flaschenhalterung im Backpack © UWW

Scubapro Knighthawk: Gurtschnalel aus Metall © UWW

 

Fakten

Hersteller: Scubapro
Typ: Knighthawk
Charakteristik: Wing
Material: 1000 Denier Nylon
Farbe: Schwarz
Auftrieb: S / 15 l; M-XXL 21 l
Blei: Trimmblei 2x max 1,5 kg, integriertes Blei 2x max. 5 kg
Flaschen: Mono max. 18 l, Doppel max. 2x12 l
D-Ringe: 4x vorgeformt, Edelstahl
Preis: uvb. € 549,-
www.scubapro.de

Ein ritterliches Gefühl mag einen erfüllen, trägt man das Wing – Jacket Knighthawk von Scubapro. Durch und durch in zurückhaltendem Schwarz gestylt, verbeugt man sich vor der Techdiver – Gemeinde, die Wings schließlich salonfähig machte. In USA sind Wings im Alltag der „Normalo – Taucher“ auf dem Vormarsch, auf Europa ist diese Welle noch nicht übergeschwappt. Wings setzen auf alle Fälle eine gute Ausbildung und Taucherfahrung voraus, da sich das Handling in Einzelheiten von dem der ADV – Tariermittel unterscheidet. So stellt das Knighthawk ein Bindeglied zwischen echtem Techwing und einem ADV Jacket dar. UnterWasserWelt überzeugte sich selbst von der großen Freiheit beim Tauchgang.  

Die Entscheidung für ein Wingjacket ist nicht unbedingt vom Gedanken getragen, als Sporttaucher einer besonders trainierten Szene gefühlt näher zu kommen, oft steht schlicht der Wunsch dahinter, im Brust- und Lendenbereich mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Das zieht auch Frauen in den Kreis der Winginteressenten, möchte sie sich nicht mit einer speziellen Ladyausgabe eines ADV – Jackets ausstatten.
Echte Wings sind eine komplexe Zusammensetzung unterschiedlichster Blasen, Auftriebsvolumina, Bänderungsvarianten und Backplates, Inflatoren und Taschensysteme. Jeder Techtaucher stellt sich seiner oder der Philosophie eines Verbandes folgend  d a s  Wing individuell zusammen. Vorkonfektionierte repräsentieren hier eher die große Ausnahme.

Puristisch, wie ein klassisches Techwing, kann sich ein Jacket für den Sporttauchbereich keinesfalls dem Kunden nähern und so ist Scubapro`s Knighthaw schon beim ersten Anfühlen mit den elementaren US – Ansprüchen zum Thema Bequemlichkeit in Verbindung zu bringen. Mit Neopren gepolstert im Kragen und mit einer weichen Kaschierung in den Schultern, zusätzlich im Rücken weich gefüttert, outet sich das Wing als geflügelte Komfortvariante für Verwöhnte, de es auch mal ohne Neoprenanzug in den Tropen oder im Pool mit T-Shirt einsetzen wollen.
Dieser willkommene Touch von Luxus stellt die Hersteller immer vor ein besonderes Problem, die polsternden Komponenten dürfen keinen signifikanten eigenen Auftrieb erzeugen, denn das wäre nur durch mehr Blei zu kompensieren und entsprechend kontraproduktiv. Wie es sich zeigte, hat Scubapro hier ganze Arbeit geleistet und einen Vorteil nicht durch einen anderen Nachteil ausgeglichen.
Wie gut ein Jacket angepasst werden kann, auch an die anatomischen Eigenheiten seines Users, beeinflusst die Komfortfrage. Das An- und Ablegen erleichtern Schnallen an den Schultergurten, die zudem drehbar gelagert sind, was eine individuelle Anpassung markant unterstützt. Der Bauchgurt mit einstellbarem Kummerbund bietet innerhalb der Konfektionsgröße genügend Spielraum. Tiefenabhängige Volumensänderungen des Anzugs gleicht der dehnbare Bauchgurt automatisch aus. Das Konzept der Rückentrage und die patentierte Bänderung sorgen für eine anatomisch adäquate Gewichtsverteilung auf den Schultern.
Die u-förmige Blase, beim Testjacket der Größe L mit 21 kg Auftrieb, legt sich um die Flasche. Im Schwerpunkt sind die Auftriebskörper parallel zum Tank ausgerichtet, nur kleine Volumina hat der Übergang der Blase im Nacken und am unteren Abschluss. Wie bei Wingblasen üblich wird die Entleerung durch starke Gummibänder unterstützt, die so geschützt geführt sind, dass etwa bei einem Wracktauchgang kaum eine Chance geben ist, dass ein mechanischer Defekt provoziert wird oder man hängen bleiben kann. Gut gefällt die Lösung, die Gummibänder durch stabilen Röhren zu führen, was die Belastung der äußeren Hülle enorm reduziert.
Fast versteckt hinter der Blase sind die mit Fastexschnallen verschlossenen Trimmbleitaschen. Bis zu 1,5 kg je Tasche kann Blei geladen werden. Wenn man bei ADV – Jackets dieses Feature zu befüllen öfters vernachlässigen kann, bei Wingblasen ist dieser Gewichtsausgleich, korrespondierend mit integrierten Bleitaschen, ein zu beachtendes Kriterium. Erst die Gegengewichtsbilanz kann an der Wasseroberfläche auf eine einigermaßen aufrechte Lage einwirken. Schließlich wird nur im Rückenbereich Auftrieb erzeugt, ist dazu dann noch eine leere Aluflasche im Spiel, wäre der Verzicht auf Trimmblei wenig komfortabel.
Angesichts der im Wettbewerb vielfach besonders aufwändig gestalteten Entriegelungsmechanismen  integrierter Bleitaschen, wirkt das vorliegende und patentierte System von Scubapro im Knighthawk geradezu genial einfach. Bis zu 5 kg nehmen die mit Reißverschluss versehenen Container auf, die in eine großvolumige Tasche im Jacket eingeschoben werden. Ein längenverstellbarer Gurt mit breiter Fastexschnalle hält die Bleicontainer unverlierbar in ihrer Position. Selbst mit dicken Handschuhen öffnet man die Schnallen rasch, ob im Notfall oder um nach einem Bootstauchgang das Annehmen des Geräts für den Helfer an Bord zu erleichtern. Da die Lendenbereiche bei einem Wing nicht mit Luft befüllt werden, ist der Einschub oder das Entfernen der Bleibehälter stets unbehindert möglich. Der geradlinige Einschub und die griffigen Schnallen erleichtern das Handling zusätzlich.
In Summe können 13 kg Blei zugeladen werden, genug auch für den Einsatz des Knighthawk in Größe L zusammen mit einem Trockentauichanzug und 15 l Stahlflasche.
Bis zu 18 l Volumen einer Monoflasche oder bis zu 2x12 l im Doppelpack können am Knighthawk befestigt werden. In der Rückentrage sind die für das Doppelpack – Kit notwendigen Stahlgewinde bereits vorbereitet. Schön, dass sich Scubapro bei diesem Wing nicht für die klassische Kunststoffschnalle mit Patent - Schlaufenführung entschied, man spendierte dem Knighthawk eine offene Metallschnalle, mit der das Jacket wesentlich schneller und bequemer am Tank befestigt werden kann. Die rutschfeste Ausrichtung der Flasche am vorgeformten Backpack unterstützt eine Gummieinlage, auch ein verstellbarer Flaschenfanggurt wurde nicht vergessen.
Drei Schnellablässe, zwei auf der Schulter, davon einer im Inflatorschlauch, einer rückseitig rechts unten, lassen die Luft in jeder Schwimmlage rasch aber auch dosiert entweichen. Der Inflator kann links und rechts montiert werden, dafür ist beidseitig eine Führungsschlaufe an den Schulterstücken vorbereitet. Ein Novum ist ein kleiner Hebel am Ansatz des Inflatorschlauchs, Wird dieser direkt betätigt, entweicht wie beim Zug am Schlauch selbst, die Luft über den Schnellablass. Dieses Feature ist wohl eher für das Notfallmanagement gedacht, sollten die Wege anderer Entlüftungsventile nicht erreichbar sein oder möchte man als externer Helfer auf den Körper des unterstützten Tauchers keinen Zug ausüben wollen.
Neben dem üblichen Inflator bietet Scubapro auch einen Westenautomat, den AIR 2 der 4. Generation an, diesen stellen wir in einem eigenen Beitrag gesondert vor.
Eine Besonderheit stellt die Konzeption der Zubehörtasche dar. Rechts unterhalb des Bleieinschubs ist unter einer mit Reißverschluss abgedeckten Öffnung eine Tasche eingearbeitet, die sich bei Bedarf wie ein rechteckiger Beutel ausrollen lässt und mit ihrer Oberkante fest am Jacket angebracht ist. Hier findet eine Lampe, eine kleine Digitalkamera oder sonstiges Zubehör Platz, das man nicht laufend benötigt und nicht an einem der 4 vorgeformten D-Ringen hängen soll. Entwässert wird die Tasche durch einen Netzgewebeeinsatz, ein Reißverschluss sichert den Inhalt.
Auch unter dem linken Bleieinschub ist eine Tasche angedeutet, verschlossen mit einem Zipper. Deren Innenvolumen ist jedoch eher klein zu beschreiben. Ein Notlicht etwa fände hier seinen Platz. Unter Wasser „blind“ geöffnet sollte man umsichtig agieren, damit nichts verloren geht.

Praxis

Mittels der offenen Metallschnalle findet das Knighthawk unkompliziert und schnell Anschluss an die 15 l Stahlflasche. Mit 3 kg Trimmblei bestückt wird der Hebelwirkung der rückwärtig wirkenden Blase zum Teil entgegengewirkt. Die Platzierung der Bleicontainer in den Einschüben ist leicht wie selten, was sich besonders dann bemerkbar macht, wenn man erst nach dem Anlegen des Jackets die Bleitaschen ohne Fremdhilfe anbringt.
Die Abstimmung der Bänder erlaubt die genaue Anpassung an persönliche Bedürfnisse. Die große Freiheit beginnt also schon über Wasser.
Die Entlüftung über die Schnellablässe ist vorbildlich, die Knebel an den Zügen sind gut zu fassen.
Einem Wing typisch ist die entspannte horizontale Schwimmlage, man hängt als Taucher gleichsam am Auftriebskörper. Das Hantieren mit einer Kamera oder auch nur beobachtendes Schweben, beides wird durch die Verlagerung der Auftriebsblase aus dem Brust- und Lendenbereich angenehmer gestaltet, was last but not least in größeren Tiefen so richtig zum Tragen kommt.
Die Reduzierung des Wasserwiederstands spart langfristig Luft und unterstützt Schwimmstrecken gegen eine Strömung.
An der Oberfläche muss man sich mit den typischen Eigenheiten eines Wing arrangieren,  hier dürfte für Umsteiger zunächst eine Phase der Umgewöhnung anstehen.

Fazit

Komfortabel, mit 1000 Denier Nylon besonders robust, von der Gewichtsbilanz durchaus reisetauglich, vom T-Shirt bis zum Trockenanzug einsetzbar, spiegelt das Knighthawk ein universelles Einsatzspektrum. Viele Praxisdetails klassischer Wings wurden für den Sporttauchbereich adaptiert, von denen letztlich auch Damen profitieren, die sich von herkömmlichen ADV – Jackets nicht optimal ausgerüstet fühlen. Etwas weniger Schwarz würde nicht nur Fotografen Freude machen.