by Werner Fiedler 4.08
Beispielbilder von Werner Fiedler |
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Anmerkung zu den Beispielbildern: Die vergrößerte Darstellung ist für die Onlinedarstellung stark komprimiert und weicht von der hohen Originalqualität ab. |
Kurzcharakteristik Sea & Sea DX 1G |
Die Hersteller digitaler Kompaktkameras wetteifern mit immer neuen Modellen um Marktanteile, wenngleich die Flut inzwischen von weniger Innovationskraft getrieben scheint. Doch
Sea&Sea, der japanische Spezialist für Unterwasser-Fototechnik, wird jetzt vermutlich vom Modell-Galopp in einen der Branche angemessenen Schritt wechseln. Das Kamera – Gehäuse - Set DX 1G erweist sich
jedenfalls als gute Basis für solch eine Strategie. Die Ausrüstung ist – wie keine andere in dieser Kategorie – an den Erfordernissen der Praxis orientiert; sie muss nicht schon übermorgen von einem
Nachfolgemodell aus dem eigenen Haus verdrängt werden.
Herausragende Merkmale
Die Kamera 1G kann allein in herkömmlicher Weise an Land verwendet werden. Es ist ein eher schmuckloses,
dafür seriös schwarzes Gerät, das genügend Platz zum Festhalten und übersichtliche Bedienelemente für den sicheren Zugriff bietet. Zwei praktische Rädchen erlauben die Schnellwahl einiger Menü- bzw.
Korrekturfunktionen, eine weitere Taste das sofortige Aufrufen einer vom Nutzer definierbaren Einstellung. Ein Ausklappblitz sorgt für den etwas günstigeren Abstand seines Reflektors zur optischen Achse. Der
hochauflösende 2,5 Zoll Monitor liefert ein helles Bild für das Suchen des Motivs und das Beurteilen fertiger Aufnahmen. Das wichtigste äußerliche Merkmal ist freilich das fest eingebaute Zoomobjektiv. Es sorgt über
den gesamten Brennweitenbereich für ordentlich scharfe Bilder bis in die Ecken. Außerdem gelingt mit seiner kürzesten Brennweite von kleinbildäquivalenten 24 Millimeter wirkliche Weitwinkelfotografie. Damit
unterscheidet sich die Kamera von allen anderen unter Wasser einsetzbaren Kompakten, deren minimaler Zoomwert bestenfalls einer 28 Millimeter Kleinbildoptik entspricht.
Weitere Trümpfe hat Sea&Sea im Inneren
versteckt. Zu ihnen muss der 10 Megapixel Sensor nicht unbedingt gezählt werden, denn der sich ganz allgemein abzeichnende Trend zu Bildpunktrekorden auf den Minichips der Kompaktkameras bedeutet bekanntlich keine
automatisch höhere Bildgüte, auch wenn die 1G in dieser Hinsicht durchaus punktet – beispielsweise beim Bildrauschen, das erst ab ISO 400 verhalten einsetzt. Bemerkenswert ist die in dieser Klasse bislang
seltene Option, neben der Aufzeichnung der üblichen JPEG-Dateien auch RAW-Files abzuspeichern. Diese verlustfreien Datenpakete sind das ideale Ausgangsformat für die spätere Bildbearbeitung am Computer. Sie bieten
allen ambitionierten Fotografen die Chance, ihren Aufnahmen das technische Maximum an Qualität zu verleihen. Zu diesen hervorstechenden Kameramerkmalen kommt noch ein weiteres, das vor allem dann zählt, wenn
beispielsweise schnell schwimmende Fische im Bild festgehalten werden sollen: Die vergleichsweise sehr kurze Auslöseverzögerung von gerade mal 0,15 Sekunden stellt nämlich sicher, dass sich solche Motive während der
Belichtung tatsächlich noch im Bildfeld befinden.
Erstklassiges Kunststoffgehäuse
Auch beim maßgeschneiderten Gehäuse setzt Sea&Sea adäquat hohe Maßstäbe. Dunkel getöntes Polykarbonat mit
überwiegend seidenmatter Oberfläche, das eine gelungene konstruktive Lösung erlaubt und funktionale Eigenschaften mit formalen Effekten verknüpft, verleiht dem Produkt das passende Aussehen zum hohen Gebrauchwert.
Die Fenster für die Einstellungskontrolle, den Monitor und den Blitzreflektor haben schon bei der Gehäusefertigung im Spritzgussverfahren ihre blanke und deshalb durchsichtige Oberfläche bekommen. Das grau
eingefärbte Material beeinträchtigt dort den Durchblick unwesentlich, in Verbindung mit der ansonsten leicht körnigen Oberfläche dämpft es aber wirkungsvoll das sonst bei heller Umgebung störende Streulicht. Die
Frontscheibe vor dem Objektiv besteht selbstverständlich aus vergütetem Mineralglas.
Die Gehäuseschale und der Deckel sind durch ein seitliches Scharnier verbunden. Nachgiebige Führungen und Anschläge im Inneren
halten die nur hineinzulegende Kamera exakt in der richtigen Position, sobald das Gehäuse sanft zugedrückt wird, der weiche, gut gepflegte O - Ring seine zuverlässige Dichtwirkung entfaltet und die
Verschlusssicherung hörbar eingerastet ist.
Praktische Erfahrungen
Die DX-1G schwimmt, denn die Ausrüstung besitzt einen Auftrieb von ungefähr 100 Gramm. Dank einer aufgesetzten Griffschale für
die rechte Hand lässt sich die handliche Kamera unter Wasser ausgezeichnet führen. Weil die gut erreichbaren Funktionsübertragungen direkt eingreifen, muss der Taucher nicht „umdenken“ – die Bedienung
unterscheidet sich kaum vom Fotografieren an Land. Wer im kalten Wasser Handschuhe trägt, wird lediglich die Tastengruppe auf dem Deckel als etwas fummelig empfinden. Der im Lieferumfang enthaltene
Monitorlichtschacht aus Gummi sorgt für ein nahezu reflexfreies Sucherbild.
Angehende Unterwasserfotografen werden gern dem speziellen Sea&Sea-Modus vertrauen, bei dem sie sich auf das Motiv konzentrieren und
der Automatik alles andere überlassen können. Andererseits haben Fortgeschrittene die Möglichkeit, völlig manuell zu arbeiten. Der einfach per Tastendruck zu wählende Makro-Modus gestattet es jederzeit, winzige
Motive ohne zusätzliches Zubehör aufzunehmen. Für Weitwinkelaufnahmen – die zweite Domäne der Unterwasserfotografie – benötigt man den optional erhältlichen Vorsatz, der während des Tauchganges in einer
Halterung am Blitzarm sitzt und bei Bedarf am Bajonett der Frontscheibenfassung befestigt wird. Der Grund: Die Brechungsverhältnisse an der Planscheibe verlängern unter Wasser die Brennweite des Objektivs um ein
Drittel. Die speziell berechnete Vorsatzoptik (die an Land sogar die Wirkung eines 16-Millimeter-Kleinbildobjektivs erzeugt) hebt diese Bildwinkelverkleinerung wieder auf.
Möchte man durch den Einsatz von
Kunstlicht die warmen Farben ins Bild holen, stellt das Frontallicht des in die Kamera eingebauten Blitzgerätes immer eine Notlösung dar. Es ist sinnvoller, ein externes Blitzgerät einzusetzen. Sea&Sea bietet
dafür drei Modelle unterschiedlicher Leistung an: das YS-27DX, das YS-110 mit integrierter Pilotlampe oder das besonders starke YS-250 Pro. Die Geräte werden über ein Lichtleitkabel mit dem kamerainternen Blitz
synchronisiert. Für die Befestigung gibt es verschiedene Armsysteme.
Fazit
Wer sich für die DX-1G entscheidet, profitiert vom ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis und dem reichhaltigen Zubehör des Sea&Sea Systems. Abhängig von den
persönlichen Ambitionen lässt sich das Kamera-Gehäuse-Set zu einer Ausrüstung für höhere Ansprüche ausbauen. Sie kann durchaus eine Alternative zur deutlich teureren Spiegelreflextechnik sein, deren Möglichkeiten
viele fotografierende Taucher kaum ausnutzen.
Fakten |