by Michael Goldschmidt 5.07
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Fakten |
Mit 6 Millionen Bildpunkten ist die “kleine” von SeaLife fast erwachsen geworden. Die Mini SL 320, konzipiert als robuste Amphibien –
Digitalkamera, begleitet Taucher bis 40 Meter Wassertiefe. Ein interessantes Zubehörprogramm, von Nahlinsen, über einen Weitwinkelvorsatz bis hin zum externen Blitzgerät, ergänzt ihre Möglichkeiten. UnterWasserWelt nahm
die SeaLife Mini SL 320 ohne weitere Ausstattung mit zu Einsätzen im Bergsee, der jahreszeitlich bedingt das natürliche Handicap von Schwebstoffen aufwies. Eine harte Probe, die angemessen bestanden wurde.
In unseren Breitengraden tun sich kompakte Digitalkameras im Unterwassereinsatz traditionell schwer, der eingebaute Blitz beleuchtet, nah am Objektiv sitzend, alle Schwebestoffe besonders deutlich. Daher wurde
für den Test der SL 320 manuell eine Filmempfindlichkeit von 200 ISO / ASA über das Kameramenü fest eingestellt um auch zu Belichtungen ohne Blitzaufhellung zu kommen. Lediglich die Belichtungszeit wird von der
Kameraautomatik gesteuert, die Blende ist fix auf einen Wert von 3,3, der größten Öffnung des Objektivs eingestellt und auch der Focus verändert sich nicht. Man kann lediglich manuell die Ebene der scharfen Abbildung
von 1 Meter bis unendlich (Symbol Landschaft) oder für den Nahbereich (Symbol Blume) von 60 cm bis 1 Meter vorwählen. Dies sind die Werte für Aufnahmen über Wasser. Unter Wasser verschiebt sich die kürzeste
Aufnahmeentfernung auf 45 cm bis 75 cm bei Naheinstellung, ab 75 cm bis unendlich bei Einstellung „Landschaft“.
Es liegt auf der Hand, dass in Gewässern mit eingeschränkten Sichtweiten in erster Linie Motive im
Nahbereich interessant sind, die der eingebaute Blitz bis 45 cm Motivabstand sogar noch ohne Abschattung ausleuchtet, mit etwas Glück gelingen auch Portraits vom Tauchpartner.
Funktionalität
Die Mini SL 320 verdient ihren Namen zurecht, mit 11,5 cm Breite, 7 cm Höhe und 3,5 cm Tiefe bei 310 g inklusive 2 AA Mignonzellen ist sie aktuell die kleinste
vollwertige Digitalkamera. Fest in einen wasserdichten und rundum gummiarmierten Gehäuse eingebaut setzt sie Traditionen fort, die vor einer handvoll Jahren rund um das Nikonos – System begründet worden waren.
Allerdings kann man die Highend . Funktionalität der analogen Amphibienkameras aus dem Nikon – Stall nicht im selben Atemzug mit der SeaLife Mini SL 320 nennen, zumindest die robuste Verarbeitung des Bodys und der
uneingeschränkte Einsatz über wie unter Wasser zeigen Parallelen.
Noch kleiner dürfte die SL 320 nicht sein, was technisch durchaus machbar wäre. Dann scheiterte man aber am Handling, besonders im Fall von
Tauchgängen im Kaltwasser, bei denen die Hände von dicken Handschuhen geschützt werden müssen.
Zugegeben, die kleinen Drucktasten und der halb versenkt angebrachte mechanische Umschalter für Nah- bzw.
Landschaftsaufnahme erweckten zunächst den Eindruck, dass die während des Tauchgangs notwendigen dicken Trockenhandschuhe die Bedienung der Kamerafunktionen verhindern würden, tatsächlich waren alle Knöpfchen, wenn auch
etwas erschwert, erreicht. Dies als Information für jene Taucher, die sich nicht nur ab dem Mittelmeer oder bevorzugt im Roten Meer auf die Fotopirsch begeben.
Kein Problem hat man mit dem Anlaufen der Kamera, denn
die Technik ist ja vollständig hermetisch abgeriegelt. Die Auswirkungen von Kaltwasser, Luftfeuchtigkeit und großen Temperaturunterschieden müssen also nicht mit irgendwo hineingezwängten Silikagelbeutelchen kompensiert
werden. Empfehlenswert ist aber bei längerem Nichtgebrauch nicht nur die Batterien zu entfernen, sondern dafür einen Trockenmittelbeutel einzulegen. Dann ist man langfristig sicher, dass sich keine Feuchtigkeit über die
„Hintertür in die Kamera einschleicht.
Die Hintertür ist im Fall der SL 320 die seitliche Klappe, die den Zugang zum Batteriefach, dem SD-Karten Einschub (SD-Karten bis 1 GB verwendbar) und zum USB – Anschluss
abdeckt. Ein O-Ring im Deckel dichtet auf eine plane Fläche am Kamerabody, eine pflegeleichte Lösung. Um den O-Ring aus der Nut zu entfernen raten wir ein entsprechendes stumpfes Werkzeug zu benutzen, wie es als
O-Ringheber bei verschiedenen Herstellern angeboten wird. Ein erhabenes Pfeilsymbol am Batteriefach zeigt zum einen die Richtung an, in der es geöffnet wird, greift aber gleichzeitig beim Verschließen des Kameradeckels
in eine formgleiche Nut und arretiert den Batteriefachdeckel. Hier haben die Konstrukteure gut mitgedacht, denn ohne diese einfache Maßnahme könnte sich bei einem kräftigen Stoß, den die Kamera an sich gut abfängt
(geprüft bis 2 Meter Fallhöhe), der Batteriefachdeckel etwas verschieben, die Mignonzellen fänden daraufhin keinen Kontakt mehr, was während des Tauchgangs natürlich nicht behebbar wäre.
Fototechnik
Es dauert keine zwei Sekunden, bis nach dem Druck auf die grün markierte OK-Taste die SeaLife Mini einsatzbereit ist. Zwischen den Auslösungen dauert es nur etwa eine
Sekunde, bis das nächste Bild gespeichert werden kann, vorausgesetzt, der Blitz muss nicht nachgeladen werden.
Mit 7 Drucktasten inklusive dem Auslöser und einem mechanischen Eingriff für die Schärfenebene steuert
man die SL 320. Natürlich ist auch eine deutschsprachige Menüführung wählbar. Bei der ersten Inbetriebnahme stellt man die interne Uhr, das Datum, die Bildgröße (Auflösung 2816x2112, 2272x1704, 1600x1200, 640x480 Pixel)
und Qualität ein. Alles andere belassen wenig fotoerprobte Anwender in den Automatikeinstellungen, so die Empfindlichkeit und den Weißabgleich.
Wer schon etwas höhere Weihen als Hobbyfotograf erlangte, kann sich
selbst für eine Empfindlichkeit entscheiden, 50, 100 oder 200 ISO / ASA bietet die Kamera hierfür an. Meist wird man zum 100 ISO / ASA – Wert greifen, der über Wasser und in lichtdurchfluteten tropischen
Tauchgebieten gleichermaßen gute Ergebnisse bringt. Im Test wurde die Empfindlichkeit von 200 ISO / ASA gewählt um mit ausreichend kurzer Belichtungszeit auch ohne Blitz arbeiten zu können oder um dem kleinen internen
Blitz im schwebstoffreichen Wasser mehr Wirkung zu verleihen.
Die 6 Millionen Pixel, die die SL 320 bei entsprechender Einstellung zur Bildaufzeichnung nutzt, lassen großformatige Ausdrucke zu. Die Grenzen der
Abbildungsschärfe sind jedoch auch vom Objektiv diktiert, das konstruktiv einfach gestaltet ist und in dieser Art etwa weite Verbreitung in Mobiltelefonen findet. Dessen Brennweite wird mit 6,95 mm (sinngemäß
Kleinbildkameras 42 mm) angegeben, größte und zugleich feste Blende 3,3. Bei Ausschnittvergrößerungen hat man deshalb nicht so viel Spielraum, wie bei Highend - Systemen. Ausgehend vom Gesamtpreis der SeaLife Mini
kann man aber mit der Abbildungsleistung insgesamt recht zufrieden sein.
Bei Aufnahmen mit 200 ISO / ASA stellt sich in dunklen Bildpartien von Unterwassermotiven ein leichtes Bildrauschen ein. Man könnte es in der
Wirkung mit einem analogen Farbnegativfilm vergleichen von 400 ISO / ASA Empfindlichkeit. Das ist, wieder unter Berücksichtigung des Anschaffungspreises, akzeptabel.
Mittlerweile bieten alle digitalen Kompaktkameras
diverse Programme um unterschiedliche Aufnahmesituationen einfacher oder besser bewältigen zu können. Über Wasser kann man zwischen Landschaft, Sport, Nachtaufnahme, Portrait, Gegenlicht und Vollautomatik wählen, unter
Wasser ist ein Sea-Modus und ein Modus für die Verwendung eines externen SeaLife Blitz vorprogrammiert.
Um den Sea-Modus sinnvoll nutzen zu können, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein: Gute Sichtweite,
blaues Wasser, am besten Sonnenschein und ein Lichtweg zum Motiv von mindestens 10 Metern. Der Sea-Modus färbt auf elektronischem Weg die Bilder mit einem Orangefilter ein, so dass unter Berücksichtigung der eben
erwähnten Vorgaben ein natürlich bunter Farbeindruck der Unterwasserlandschaft entstehen kann. Ein kleiner technischer Trick verhindert rötlich farbverfälschte Bilder bei Verwendung eines Blitzgeräts, der elektronische
Farbfilter wird im Moment der Auslösung einfach abgeschaltet.
Mit einem Fiberglaskabel kann die SeaLife SL 320 mit einem externen Blitz vom selben Hersteller synchronisiert werden. Diese Aufrüstungsvariante
empfiehlt sich ohne Frage und wertet die Mini deutlich auf. Auch der externe Weitwinkelvorsatz, der unter Wasser aufgesetzt werden kann, ist ein höchst sinnvolles Zubehör, denn die Originalbrennweite der SL 320 unter
Wasser liegt bei etwa 54 mm und abgetaucht sind kurze Brennweiten häufig der Schlüssel zum erfolgreichen Bild, außer bei Makromotiven. Der Vorsatz mit 24 mm Brennweite halbiert die Kamerabrennweite auf etwa 27 mm, eine
akzeptable Weitwinkelwirkung wird damit erreicht.
Doch auch auf kurze Distanzen kann die SL 320 zur Bildproduktion eingesetzt werden, eine Nahlinse führt näher an das begehrte Kleinzeug heran. Ab etwa Juli 2007
sollen Weitwinkel und Nahlinse als Zubehör in Deutschland erhältlich sein. Ob Nahbereich oder Weitwinkelmotiv, der Weg führt nun nicht mehr an der Anschaffung eines Zusatzblitzes vorbei, was der Qualität der
produzierten Fotos denn auch nicht schadet.
Interessant ist der so genannte „Spy – Modus“. Entweder nach selbst gewählten festen Intervallen oder schon programmierten Zeitabständen kann die SL 320
Aufnahmeserien produzieren- über oder unter Wasser. Einmal pro Sekunde, einmal pro Stunde, ganz wie man mag. So könnte man die Wanderung von Seesternen im Bild festhalten oder das turbulente Leben im Riff, stellt man
die SL 320 auf einem kleinen Stativ vor das gewünschte Motiv. Auf diese Art und Weise käme man auch an besonders scheue Zeitgenossen wie Sandaale hautnah heran.
Zur Bildkontrolle ist ein 2 Zoll TFT –
Monitor eingebaut, der auch die wichtigsten Einstellungen der Kamera mit grafischen Symbolen anzeigt. Wird die Belichtungszeit zu lang, warnt ein Handsymbol.
Dann braucht man entweder ein Stativ oder man setzt die
Empfindlichkeit auf einen höheren Wert oder schaltet den Blitz zu.
Der einzige Eingriff zur Steuerung der Belichtungszeit ist die Plus / Minus – Korrektur, wie sie sich zur Anpassung sehr heller oder sehr
dunkler Motive eignet, von denen Belichtungsautomatiken stets getäuscht werden.
Wie mittlerweile üblich kann man auch Videosequenzen aufzeichnen, die als Gimmick, etwa für die Versendung in einer eMail,
taugen.
Die Menge der speicherbaren Fotos oder Videosequenzen hängt von der Auflösung der Bilddateien oder der Länge der Videos ab. Intern stellt die Kamera 14 MB zur Verfügung, das reicht bei
bester Auflösung gerade mal für etwa 5 Bilder. Bis zu 1 GB bietende SD-Speicherkarten können verwendet werden, dann reicht der Platz für gut 300 Aufnahmen.
Etwa 100 Aufnahmen sollen 2 AA Mignonzellen ermöglichen. Bei
ständigem Blitzbedarf und im Kaltwasser sind es deutlich weniger. Die Betriebszeit des Monitors ist außerdem entscheidend, ist dieser häufig eingeschaltet, zieht das auch Energie. Weitere größere Stromverbraucher gibt
es nicht, da weder ein Autofocus noch ein Zoomobjektiv vorhanden sind.
Etwas ungenau arbeitet die Anzeige der Batteriekapazität. Selbst nahezu leere Zellen werden nach einiger Zeit der Erholung mit einem Symbol für
volle Leistung angezeigt. Lässt man sich vor dem Tauchgang für die Batterieprüfung nur ein paar Sekunden Zeit, kann es ein Abstieg mit nur ein paar Fotoerinnerungen werden. Die Stromversorgung durch einen von SeaLife
konzipierten Akku gefiele uns besser, auch der Umwelt zuliebe. In eigener Regie wiederaufladbare Akkus zu verwenden könnte problematisch sein, da deren Anfangsspannung bei 1,2 V liegt und nicht bei 1,5 V wie bei
Batterien.
Aus unserer Sicht keine Bedeutung hat der Digitalzoom, da die Bildqualität darunter leidet. Das Ergebnis entspricht einer Ausschnittsvergrößerung aus einem Bild ohne Zoom, was unter Umständen
mit einer guten Grafiksoftware bearbeitet sogar besser aussehen kann.
Praktischer Einsatz
Keine Karibik, kein Rotes Meer, ein
Bergsee mit wenig schmeichelhaften Bedingungen war der Prüfstand für die SeaLife Mini. Was hier besteht, hat auch gute Chancen in den Tropen.
Der kleine Bildcomputer liegt dank seiner Gummiarmierung und des leichten
Abtriebs gut in der Hand und auch dicke Trockentauchhandschuhe finden einwandfreien Halt. Fast verschwindet die SL 320 zwischen den Fingern und man mag kaum glauben, dass die Drucktasten dennoch bedient werden konnten,
wenn auch nicht so komfortabel wie im warmen Wasser ohne Handschuhe.
Der Sea – Modus hat im grünen Bergseewasser kein Spiel, die Orangefilterung bringt hier nichts. So wurde das Testbild mit dem Hecht,
der etwa 1,5 Meter entfernt war, mittels Grafiksoftware entfärbt und in eine natürliche Farbgebung gebracht.
Das Portrait der Tauchbegleiterin wurde mit Blitz aufgehellt und stellt unter den gegebenen Bedingungen ein
soweit einwandfreies Ergebnis dar. Bei den Nahaufnahmen der Wasserpflanzen kam der Blitz zum Einsatz, der Edelkrebs wurde dagegen nur vom natürlichen Licht in Szene gesetzt.
Das Weitwinkel wie auch die Nahlinse
hätten wir gerne ausprobiert, denn diese wären in dem Ambiente gut verwendbar gewesen. Gerade an die Krebse möchte man näher heran als die 45 cm, die das Objektiv in Naheinstellung zulässt. Da stets mit offener Blende
fotografiert wird, gibt es auch kaum Spielräume durch einen zusätzlich nutzbaren Schärfentiefebereich. Was aus dem Focus ist, wird unscharf, was im Monitor nicht sehr gut erkennbar ist.
Außer der manuellen
Einstellung auf 200 ISO / ASA wurde auch die Farbaufzeichnung auf einen höheren Wert gesetzt, was sich unter Wasser durchaus positiv bewährte. Über Wasser bemerkt man dagegen eine Anhebung des Kontrasts, was zumindest
zu knackig wirkenden Landschaftsbildern führt.
Fazit
Wem klar ist, dass eine kompakte Digitalkamera im unteren Preisbereich über wie unter Wasser
zufriedenstellende Ergebnisse liefern soll, auch mal einen Stoß locker wegsteckt und anspruchslos im Handling zu sein hat, für diese Zielgruppe wäre die SeaLife SL 320 durchaus ein Objekt der Begierde. Sicher, sie hat
einige fototechnische wie optische Features weniger als Kompaktkameras, die erst mit einem zusätzlichen Gehäuse tauchtauglich werden, dafür ist die Erweiterungsmöglichkeit mit externem Blitzgerät, Nahlinse und
Weitwinkelvorsatz bestechend.