by Michael Goldschmidt 10.12
Im Herbst 2012 wurde die neue SeaLife Reefmaster Mini (SL332) vorgestellt. Diese Amphibienkamera ist noch härter im Nehmen, als das vor einem Jahr
eingeführte Modell, erhielt eine neue Software und wird nun zusammen mit dem Weitwinkelvorsatz SL974 ausgeliefert. Wie wenig braucht man wirklich, um mit herzeigbaren Bildergebnissen aufzutauchen? Dieser Frage gingen
wir im Mittelmeer nach, mit überraschenden Ergebnissen.
Das größte Problem, auch mit minimalistischen UW - Kamerasystemen zu ordentlichen Bildern zu kommen, sehen wir in der ständigen Überforderung der
eingesetzten Technik. Auf den Verpackungen der kompakten Amphibienkameras prangen farbenfrohe Fotos von Fauna und Flora tropischer Meere, die nicht zwingend auch mit dieser einfachen Technik aufgenommen wurden. Der
Zielgruppe wird das aber vorgegaukelt. So ist zu verstehen, dass die Enttäuschung der User nach den ersten Fototauchgängen recht groß ist. Im Rahmen seiner Möglichkeiten kann aber jedes UW - Fotosystem zufrieden
stellenden Output generieren. Diesen Rahmen muss sich der Anwender bewusst machen und innerhalb der technisch gesetzten Grenzen nach Motiven suchen. Dann gelingen auch mit der Reefmaster Mini nicht nur
Standardmotive.
Mit gerade mal 286 Gramm und 11,4 x 4.6 x 7,6 Zentimeter passt die SeaLife Amphibienkamera in jede Jackettasche. Der mitgelieferte Weitwinkelvorsatz schaut etwa 2,8 Zentimeter über das kräftig
gummierte Gehäuse hinaus, kann aber jederzeit abgenommen werden. Die ursprüngliche Reefmaster Mini war bis 40 Meter wasserdicht, unser neues Modell hält nun bis 60 Meter Tiefe mit. Die besonders robuste Armierung lässt
die Kamera Stürze aus bis zu zwei Metern Höhe unbeeindruckt überstehen.
Die wahrliche heavy duty Konzeption der Kamera, zusammen mit dem neuen, maximalen Tiefenberich, lässt auch User einen Blick auf die Reefmaster
Mini werfen, die jenseits der Sporttauchgrenzen, im gemäßigten Techbereich, aktiv werden. Jenen empfehlen wir die Aufrüstung mit dem passenden externen Blitz SL961. In früheren Testreports haben wir diesen Blitz bereits
vorgestellt.
Uns interessiert die Verwendung der "Mini" ohne systembezogene Lichtquelle, also bei Tageslicht und / oder mit einer Taucherhandlampe. Es gäbe von SeaLife zwar das LED Foto - Videolicht, was
aber hinsichtlich der auf VGA (640x480 Pixel) beschränkten Videofunktion der "Mini" leistungsbezogen und kostenseitig etwas zu hoch aufgehängt wäre.
Im Unterwassereinsatz kommt die Software der SeaLife mit
zwei digitalen Filtern den Fotopuristen entgegen, die ohne Zusatzlicht farbige Bilder aus der Tiefe mitbringen möchten. Diese Filter wurden in der aktuellen Kameraversion verbessert, können jedoch mit dem angebotenen
Firmware - Update auch im Vorgängermodell installiert werden. Die Filter unterscheidet man in Schnorchel- und Tauchmodus. Die narrensichere Schnellstartfunktion der Kamera bietet die entsprechende Wahlmöglichkeit, dazu
noch die Modi unter Wasser mit externem Blitz und Aufnahmen über Wasser. Der eingebaute Blitz kann unter Wasser nicht genutzt werden. Zum einen ist er zu nah am Objektiv und strahlt somit alle Schwebeteile direkt an,
zum anderen ragt der Weitwinkelvorsatz in dessen Lichtweg, was als ausführlicher Schatten im Foto sichtbar wird.
Der Weitwinkelvorsatz ist quasi ein Muss beim Fotografieren unter Wasser, da die Brennweite des
Objektivs entsprechend 45 Millimeter bei analogen Kleinbildkameras abgetaucht auf satte 60 Millimeter verlängert wird, was von der Bildwirkung einem Makroobjektiv entspricht. Man darf sich die Wirkung des
Weitwinkelvorsatzes nicht zu stark vorstellen. Man pendelt sich hier bei einer Brennweite von 30 Millimetern ein, ein Wert, der bei analoger Fotografie gerade mal am Anfang der dort verwendeten Weitwinkelobjektive
steht. Aber das ist besser als garnichts und die "Mini" tritt ja auch nicht mit der Absicht an, höherwertigen Systemen den Rang abzulaufen. Nicht zu unterschätzen ist die bei Verwendung des WW-Vorsatzes auf 30
Zentimeter reduzierte Minimalentfernung zum Motiv bei Makroeinstellung, ohne Vorsatz ist im Nahbereich bei 65 Zentimetern Schicht. Nachdem die wichtigste Fotoregel "ran ans Motiv" unter Wasser ganz besondere
Bedeutung hat, damit möglichst wenig Schärfe schluckende Wassermasse zwischen Motiv und Linse wabert, kommt man generell mit dem Vorsatz zu besseren Bildergebnissen. So gefällt uns auch, dass das Weitwinkel bei der hier
vorgestellten neuen "Mini" im Set mitgeliefert wird und das insgesamt spürbar günstiger kalkuliert, als beim Vorgängermodell, bei dem die Linse dazu gekauft werden musste.
Eigentlich kann sich der User voll
und ganz auf das Fotografieren konzentrieren, denn die Kamera regelt die Empfindlichkeit und Verschlusszeit vollautomatisch. Die wenigen Punkte des Kameramenüs, die vor dem ersten Einsatz durchzugehen und zu bestätigen
sind, sind schnell erledigt. Der interne Speicher der Kamera hat 28 MB, wovon zwei MB vom Betriebssystem belegt sind. Der Rest reicht für 20 Aufnahmen im jpg - Format. Im Kartenslot, erreichbar über den wasserdichten
Bodendeckel, wird eine SD / SDHC Speicherkarte mit 4 GB Kapazität eingeschoben. SeaLife empfiehlt maximal 4 GB, bis 8 GB wären theoretisch möglich. Auf der 4 GB Karte speichern Sie mehr als 3000 Aufnahmen.
Neben dem
Karteneinschub ist das Batteriefach. Die "Mini" wird mit zwei Batterien im AAA - Format versorgt, wahlweise sind auch Akkus verwendbar. Beeindruckende Leistung zeigten die mitgelieferten High Energy Zellen,
die bis zu 500 Aufnahmen möglich machen.
Mit 2,4 Zoll bietet der Monitor ein großes Bild, an dessen Rändern Icons über Kameraeinstellungen, Batteriezustand und verfügbaren Speicherplatz informieren. Die Auflösung des
Bildschirms ist brauchbar aber zu gering bei Nahaufnahmen unter Wasser stets zweifelsfrei die Schärfe beurteilen zu können.
Praxis
Wie eingangs schon
angesprochen, haben wir die Reefmaste Mini ganz bewusst und mit entsprechender Muse und im Rahmen ihrer Möglichkeiten eingesetzt. Dafür hatten wir sie nach Kroatien ins herbstliche Mittelmeer mitgenommen. Im Hausriff
von Mihuric Diving in Selce fanden wir ein hervorragendes Testgebiet, das hinsichtlich der Sichtweiten stellvertretend für viele Destinationen auch in tropischen Meeren ist.
Auch wenn so einfach konzipierte und
kleine Kameras geradezu herausfordern, einfach drauflos zu schießen, ist das nicht der richtige Weg zum Erfolg. Für ein UW-Foto muss man sich Zeit lassen, egal, ob man mit einem teuren oder kostengünstigen Gerät
unterwegs ist.
Die idealen Motive der "Mini" sind mit dem Weitwinkelvorsatz ab 30 Zentimeter Motivabstand zu finden, was über einen Meter hinaus geht, setzt eher klares Wasser voraus.
Unsere
hauptsächlichen Tauchtiefen bewegten sich zwischen 3 und 18 Metern. Als digitalen UW - Filter war "Tauchen" ausgewählt. Um die Dimension der kleinen Kamera nicht zu verfälschen, sie soll ja schließlich auch in
die Jackettasche passen, haben wir auf zum System passende externe Lichtquellen verzichtet und verwenden motivabhängig eine LED - Handlampe (Tageslichtcharakteristik, mittlerer Leuchtkreis) als zusätzliche
Lichtquelle.
Einigermaßen korrekte Motivabstände unter Wasser abzuschätzen erfordert etwas Übung und da sollte man sich anfangs wirklich etwas Zeit nehmen, denn die Schärfe des Monitors hilft da nicht wirklich
weiter.
Nach ersten Testaufnahmen haben wir die kürzesten Aufnahmeabstände im Griff und jetzt kann in aller Ruhe mit statischen und bewegten Motiven experimentiert werden. Auch ohne Buddy als Beleuchter gelingen mit
der im Sand abgelegten und genau ausgerichteten Lampe, mal seitlich, mal frontal, mal als Gegenlicht erstaunliche Fotos. Bei den etwas tieferen Motiven und entsprechend schwindender Helligkeit muss die Kamera ruhig in
der Hand liegen, da sonst Verwacklungsunschärfen auftreten können. Über die Länge der automatisch von der Kamera eingestellten Belichtungszeit gibt es keine Info im Display, also muss man hier etwas mitdenken.
Das
Handling der Kamera ist einwandfrei, die Position der Drucktasten passt und auch mit Handschuhen lässt sich die "Mini" gut bedienen.
Fazit
Im Rahmen
ihrer Möglichkeiten sind mit der Reefmaster Mini erstaunlich gute Bildergebnisse zu erzielen. Lässt man sich etwas Zeit und folgt unserem beschriebenen Vorgehen, hat man Spaß am kostengünstigen Einstieg in die UW -
Fotografie mit einem kleinen und hoch robusten System.
Fakten
Bild
Sensor: 9 Megapixel CMOS
Farbraum: 24-bit Farbe (RGB)
Auflösung: 9 Megapixel (3472 x 2604)
Datei-Format: JPEG
Videoqualität: 640 x 480 bei 30 Bildern pro Sekunde (FPS)
Datei-Format: MJPEG
(.AVI)
Blende: F3.0
Brennweite: 7,9 mm (entspricht Kleinbild = 45 mm)
Aufnahmedistanz: Makro 0,65 m – 1,3 m / Normal 1,3 m – unendlich
mit SL973 Weitwinkellinse Makro 0,3 m – 1,0 m / Normal
1,0 m – unendlich
Aufnahmewinkel: Land 49° (Breite) / Unterwasser 37° (Breite)
Zoom: 3-fach digital
Verschlusszeiten: Mechanischer Verschluss
Land Modus: 1 bis 1/2000 Sekunde
Unterwasser Modus: 1/60
bis 1/1500 Sekunde
Blitz: Auto, Fill, Off, Rote-Augen Reduzierung
Szene Modus: Auto, Schnorcheln, Meer, Externer Blitz Modus
Auslösemodus: Einzelbild, Spy Modus
LCD: 2,4 TFT LCD Farbdisplay
Speicher:
Interne Speicherkapazität: 28 MB (10 hochauflösende Bilder)
Externe Speicherkarten: SD und SDHC
Maximale Größe externe Speicherkarte: 8 GB SDHC, empfohlen 4 GB
Stromversorgung: AAA Batterie
2x
Batteriekapazität: Ca. 100 Bilder mit Alkaline und >500 Bilder mit Energizer Ultimate
Gewicht: 286 Gramm ohne Batterie und SD Karte
Abmessungen: 114 mm x 46
mm x 76 mm
Tauchtiefe: Getestet bis 60 m Tiefe
Stoßfest: 2 Meter
Auftrieb: Leicht negativ
Betriebstemperatur: 0 °C bis 43 °C
Lagerung: -28 °C bis 60
°C
Stativgewinde: Standard ¼“ Stativgewinde zum Anschluss von Zubehör
Lieferumfang
• SeaLife SL330 Kamera
• Weitwinkel SL974
• Blitzadapterring für optionalen externen Flash
• Handleine
mit Befestigungsclip
• Kameratasche
• Ersatz O-Ring
• Pflegewerkzeug
• 2 x AAA Alkaline Batterie
• SD/SDHC Kartenlesegerät
unverbindliche Preisempfehlung € 289,-
www.subgear.de