by Michael Goldschmidt 8.04
|
Fakten |
Seit Markteinführung der digitalen Fotografie ist nichts mehr so, wie es war. Was über Wasser noch relativ einfach mit Hilfe der neuen
Bildaufzeichnungstechnologie zu bewerkstelligen war, zeigte unter Wasser eine Menge Ecken und Kanten. Licht zu den Motiven unter Wasser zu bringen – das A und O der Unterwasserfotografie schlechthin, ist aktuell
immer noch eine Mischung aus Glaubensfrage und Experimentiersucht. Wer glaubt, dass die TTL – Funktion seines Blitzgeräts auch unter Wasser einwandfrei funktionieren würde, der bezahlte bei hochwertigen
digitalen Kameras im mittleren Preissegment viel Lehrgeld mit unbrauchbaren Fotos, ohne Hilfestellung, wie angesichts der modernen Technologie angemessene Ergebnisse zu erzielen seien. Michael Goldschmidt klärt hier auf
- mit Hilfe der Sealux Lichtanlage Sunbright HID.
Nur wenige UW-Fotografen der Szene dürfen sich damit outen auch ausgebildete Fotografen zu sein, einer davon bin ich selbst. Aufgewachsen mit den
eigenen S/W Abzügen, hergestellt in der verdunkelten Küche als 10-jähriger, begleitet mich die Fotografie seit bald 40 Jahren Tag für Tag. Seit 1998 gehören digitale Fotokameras zu meinem Handwerkszeug, wie schon seit
langer Zeit parallel dazu alle Arten von professionellen Film- und Videoaufnahmegeräte. Dieses Know How bildet die Grundlage für die vielen Fragen, die im Umfeld der Lichttechnik im Unterwassereinsatz aufgeworfen
werden.
Wie immer im Leben bleiben einige Konservative auf der Strecke, ab irgend einem Zeitpunkt benötigen sie mehr Kraft historische Technik am Leben zu erhalten anstatt sich auf die Weiterentwicklung der Technik
und der eigenen kreativen Fähigkeiten zu konzentrieren. Wer beim Umstieg auf digitale Aufnahmemedien auf der Strecke blieb, der hatte bis dahin wohl nur mit Hilfe ausgereifter TTL-Technik korrekt belichtete
Kleinbilddias produziert – ohne zu großer Ahnung, warum das alles so gut funktionierte. Neues dazuzulernen, zu erkennen, dass jahrelang angewandte Praxis allein mit dem aktuellen Standards nicht unbedingt
harmoniert, das tut manchmal weh.
Fakt ist, dass bei Verwendung digitaler Fotokameras im UW-Gehäuse die Kombination aus einer konstanten Lichtquelle und einem externen Blitzgerät die beste Lösung darstellt –
auch wenn sie auf den ersten Blick ein wenig teurer scheint – aber in der klassischen SLR – Fotografie kann man ein Weitwinkelmotiv auch nur mit zwei Blitzgeräten ausleuchten.
Warum zwei Lichtquellen?
Da die Motivbeurteilung vor und nach der Aufnahme beim großen Durchschnitt auch höherwertiger Digitalkameras mit Hilfe des Kameramonitors erfolgt, bleibt
dieser bei schlechten Lichtverhältnissen dunkel bzw. der Autofocus irrt ziellos durch die Tiefe des Motivs und findet keinen Punkt um scharf zu stellen. Die in Amphibienblitzen oder Systemblitzgehäusen eingebauten
Pilotlichter eigenen sich kaum als Vorschaubeleuchtung.
Im mittleren Preissegment erhältliche digitale Spiegelreflexkameras sparen an der Qualität des optischen Suchers, was durch vergleichsweise lichtschwache
Sucherbilder deutlich wird. Zusätzliche optische Suchersysteme an den Gehäusen schlucken je nach Qualität zusätzlich an Bildhelligkeit. Motive im Nahbereich qualifiziert mit dem SLR – Sucher einstellen zu
können, ist nur mit einer externen Dauerlichtquelle möglich.
Versagen Blitzgeräte die TTL – Funktion im Zusammenspiel mit einer digitalen Kamera, die den Anschluss hochwertiger externer Blitzgeräte zulässt,
muss die Leistung am Blitzgerät manuell eingestellt werden, eine Übung, die Gelegenheitsfotografen mit höheren Ansprüchen immer wieder ins Schwitzen bringt.
Viele höherwertige Kompakt – Digitalkameras
erlauben nur bis etwa Blende 8 abzublenden. Moderne Blitzgeräte, deren Leistung oft nicht unter ¼ ihrer Gesamtleistung manuell eingestellt werden kann, geben dann im Nahbereich zu viel Power ab, Blenden 11, 16 oder 22
wären nötig korrekt belichtete Bilder zu produzieren.
Möchte man eine größere Motiventfernung überbrücken – etwa eine leuchtende Fächerkoralle mit einem Taucher beleuchten, dann muss ein Blitz eingesetzt
werden, da nur dieser stark genug ist für den Augenblick der Auslösung große Lichtmengen freizusetzen, die mit einer konstanten Lichtquelle im Unterwassereinsatz nicht zur Verfügung gestellt werden
können.
Aufhellungen in geringen Wassertiefen in Konkurrenz zum vorhandenen Tageslicht ist nur mit Blitzgeräten möglich. Auch die Aufnahme gegen die Wasseroberfläche (Manta von unten) kann nur mit Blitzlicht
effektiv beleuchtet werden.
Die Verwendung hochwertiger Dauerlichtquellen wie der Sealux Sunbright – HID ermöglicht eine völlig neue Bildästhetik in der Unterwasserfotografie . Motive werden nicht mehr
statisch eingefroren, je nach gewählter Belichtungszeit dürfen Luftblasen Bewegungsunschärfen zeigen, man kann ein bewegtes Objekt durch Mitziehen der Kamera scharf abbilden, während der Hintergrund unscharf verwischt,
im Zusammenspiel mit Weitwinkelobjektiven setzt man als Fotograf ganz gezielt das Licht dort hin ins Motiv, wo es am besten wirkt und lässt unwichtige Motivteile im Umgebungslicht zurücktreten.
Die Lichtanlage Sunbright – HID
Sealux ist mit seiner Sunbright Lichtanlage ein großer Wurf gelungen, kein Akku ist kleiner, leistungsfähiger und funktioneller als der zu
diesem System. Ursprünglich hatte Milan Czapay die Lichtanlage für seine Videogehäusereihe konzipiert, mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie verdoppelte sich deren Einsatzspektrum gleichsam über Nacht. Die hohen
Ansprüche an die Lichtqualität ist bei Video und digitaler Fotografie identisch, bei beiden Medien führen vergleichbare Technologien zum Endprodukt. Das Licht muss extrem weich verteilt sein, es dürfen sich keine hellen
Zentren durch Lichtbündelung (Hotspots) bilden, da Video und Digitalfoto hier mit deutlich überbelichteten Bildpartien reagieren würden.
Sealux setzt einen computerberechneten Reflektor aus hochwertigstem Aluminium
ein, der das Licht homogen verteilt und einen Leuchtwinkel von etwa 80° hat.
Unsere ausführliche Testerfahrung baut auf den Tageslicht – Leuchtenkpof 35X auf, der eine
Leistungsaufnahme von 35 Watt hat und eine auf Halogenbrenner übertragene Lichtmenge von nahe 100 Watt abgibt. Die Kombination aus dem Sealux Akkutank T12 und dem 35X Lampenkopf hat sich als ideal für den
anspruchsvollen Einsatz erwiesen.
Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass auch preisgünstigere Halogenlampenköpfe geordert werden können, wobei deren Leuchtwinkel bei maximal 60° liegt und die
leistungsstärkste Leuchte mit 35W bestückt am 14,4 Volt Akkutank eine Lichtleistung von etwas mehr als 50 Watt entwickelt. Dies bleibt primär dem Videoeinsatz vorbehalten.
Akkutank T12
Kleiner, kompakter, funktioneller geht es kaum. In einem hart eloxiertem Alugehäuse steckt ein NiMH Hochleistungsakkupaket mit 4,5 Ah bei 14,4 V. Zwei Leuchten können an Steckkontakten mit 2- fach
abgedichteter Verschraubung angeschlossen werden, wobei Kombinationen mit allen Sunbright – Leuchten möglich sind. Eine 5-stufige LED – Anzeige informiert über den Ladezustand im Betrieb und beim Ladevorgang
und – wichtig vor dem Tauchgang - ob der Deckel am Ladeanschluss korrekt verriegelt wurde. Ein Vorwahlschalter gibt die Stromversorgung der Anschlussbuchsen frei und dient auch als Einschaltsperre.
Aktivierung und Abschaltung der Leuchten erfolgt über Drucktasten. Die prozessorgesteuerte Schnellladung dauert maximal 4,5 Stunden, danach wird automatisch auf Ladeerhaltung umgestellt.
Die Montage bei
Fotogehäusen erfolgt in der Regel unter dem Body (bei Video auch auf dem Gehäuse möglich) und ist mit zwei Schrauben, die bei Sealux – Gehäusen in die Handgriffschiene greifen, schnell erledigt. Über Wasser werden
1400 g als Gewicht ermittelt, die beim Tauchgang auf 650 g reduziert werden.
Leuchtenkopf
Das Highlight im wahrsten Sinne des Wortes ist für Digitalfotografen
(und Videofilmer) der 35 Watt Daylightkopf 35X. Die abgegebene Lichtmenge entspricht etwa 100 Watt konventioneller Glühlichtbeleuchtung, was auf kurze und mittlere Motiventfernungen zur Beleuchtung bzw. Aufhellung
genügt (bereits ab 100 ISO Empfindlichkeitseinstellung an der Kamera). Die Farbtemperatur entspricht mit 5700 Kelvin (gemessen am Testmodell) normalem Tageslicht, kleinere Übergewichte im Purpur- und Blauspektrum können
beim Unterwassereinsatz vernachlässigt werden.
Die Lichtverteilung ist ausgezeichnet, weich und ohne Hotspots. Mit den auch als Blitzarmen bei Sealux angebotenen Haltesystemen kann man den Leuchtenkopf schnell in
jeder beliebige Lage einstellen. Die exakte Kontrolle des ausgeleuchteten Motivbereichs – mit dem Auge und im Sucher / Suchermonitor – ist beim Einsatz von Blitzgeräten in dieser Qualität nicht möglich. Die
geringe Leistungsaufnahme der Leuchte am Sunbright T12 Akku erlaubt sogar die Leuchte beim Nachttauchgang generell als Lichtquelle einzusetzen, was im Umfeld der persönlichen Tauchausrüstung so einige Euro einspart und
die eventuell höhere Investition in ein System aus Leuchte und Blitz noch attraktiver macht.
Handling
Am einfachsten komplettiert man ein Sealux
– Gehäuse mit der Sunbright – Anlage, so wie im Test geschehen. Am Sealux Gehäuse zur Nikon Coolpix 5000 wurde der Akku unter das Gehäuse montiert, die dafür notwendigen zwei Schrauben mit Imbusköpfen sind
schnell angebracht. Auf dem Akkubody ruht nun die ganze Anlage.
Der Anschluss des Leuchtensteckers am Akku - ein Kinderspiel – einstecken, Überwurfgewinde festdrehen, das ist alles. Die Montage der
variablen Leuchtenhalterung (Blitzarm) erfordert auch keinerlei Werkzeuge, ein T-Nut-Stein nimmt die Basis des Arms auf, der Kugelkopfanschluss der Leuchte findet seinen Platz am entsprechenden Endstück des Arms. Die
Länge des Leuchtenarms ist nach Kundenwunsch ausgelegt, es gibt kurze und lange Bauteile (Kugelarme CT 25 und CT 20), die kombinierbar sind. An allen Gelenkpunkten – normalerweise sind es drei (an der Leuchte, an
der Verbindung zweier Arme und an der Basis), kann man den Leuchtenkopf ausrichten ohne die Klemmvorrichtung öffnen zu müssen, weil O-Ring – Lager auf die Kugelköpfe der Gelenke wirken.
Über Wasser wirkt dies
etwas instabil, unter Wasser gibt es diesbezüglich keinerlei Probleme.
Einsatz
Zunächst ist es für Fotografen sicher ungewohnt eine Vielzahl von Aufnahmen mit
einer Lampe und nicht mit einem Blitzlicht zu machen, doch dieses Gefühl verschwindet rasch – spätestens, nachdem die ersten Ergebnisse am Bildschirm betrachtet wurden. Was noch mehr beeindruckt ist die sichtbare
Kontrolle der Lichtführung und das ist schließlich das Wesentliche bei der Fotografie! Nicht nur Licht irgendwie ins Motiv schicken ohne konkrete Vorstellung, wie es aussehen mag, ob es ein plastisch zeichnendes oder
langweilig flach wirkendes Bild wird. Endlich können auch wieder kreativ wirksame längere Belichtungszeiten eingesetzt werden, das Arbeiten unter Berücksichtigung des vorhandenen Lichts, abgestimmt mit Blende und
Verschlusszeit und kontrolliert am Monitor, wird fast zum Kinderspiel. Eine neue Bildästhetik schafft Raum der Unterwasserfotografie Impulse zu geben, auf die man lange geartet hat. Die Abstimmung von Umgebungslicht,
Bewegung im Motiv und Konzentration der Lichtquelle auf das Wesentliche erlaubt spannende Bilder zu kreieren, die mit einem alles einfrierenden Blitzlicht nicht möglich sind.
Aber trotzdem, nicht die konstante
Daylightbeleuchtung allein ist die Lösung aller fotografischen Ansprüche, der Blitz gehört dazu. In Kombination aus Blitz und Lampe kann man zum Beispiel auch die Schatten des vom Blitz beleuchteten Motivteils aufhellen
oder den Blitz auf ein entferntes Motivteil ausrichten, während die Leuchte den Nahbereich aufhellt.
Mit Blick auf die Technik – es wird empfohlen Daylight – Leuchten nicht laufend ein- und auszuschalten,
da dies der eigentliche Alterungsprozess des Brenners ist. Anfangs waren wir hier mit Blick auf die Menge der Tauchgänge und den benötigten Energievorrat vorsichtig und sparten mit dem Licht. Aber wie verblüfft waren
wir, dass nach zwei ausführlichen Tauchgängen und in deren Verlauf konstant aktivierter Leuchte immer noch „Saft“ im Akku war. Gut 80 Minuten reichen wirklich für zwei Tauchgänge!
Fazit
Es macht Spaß mit der Sunbright – Anlage zu arbeiten und kreativ hinter der Kamera tätig zu sein. Ob als einzige Lichtquelle oder in Kombination mit einem Blitz,
es werden neue fotografische Möglichkeiten erschlossen und digitale Kameras in die Lage versetzt unter allen Lichtverhältnissen ihre hochentwickelten Möglichkeiten auszuschöpfen.