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Sony Marine Pack MPK-DVF 2

by Horst Wiendl 9.99

Nach den camcorderspezifischen Zwischenlösungen MPK-TRV7 und - DVF gibt es eine weitere gut gestylte Tauchkapsel von Sony, und diese für die digitale High-End Handycam DCR-TRV890 bzw. - TRV900 sowie andere aktuelle Digital Handycam’s,
 
Mit dem handlichen MPK-DVF2 möchte Sony an die schon fast in Vergessenheit geradene Tradition der Marine Packs der späten 80iger bis frühen 90iger Jahre anknüpfen. Mit einer beachtlichen Volumenreduzierung von nahezu 50% gegenüber den einleitend aufgeführten Universalgehäusen möchte Sony wieder die Aufmerksamkeit des Tauchermarktes auf sich lenken.

Mit einem ansprechbaren Outfit, einer komfortablen Camcorderbedienung, einem gehäuseeigenen LC-Farbmonitor, einem im Lieferumfang enthaltenen Unterwasser-Weitwinkelkonverter und natürlich der bekannt guten 3-Chip-Bildqualität der Sony Digital-Handycam könnte dies gelingen. Ob allerdings das MPK-DVF2 an die früheren Erfolge der gelben Serien anknüpfen kann und die Mitanbieter nun um den Schlaf gebracht werden, hat Horst Wiendl für UnterWasserWelt näher untersucht.

Sony beschreitet bei seinem Gehäusekonzept einen völlig vom Angebot anderer Hersteller abweichenden Weg der Bildüberwachung und hat dem MPK-DVF2 einen eigenen LC-Farbmonitor spendiert. Das MPK-DVF2 ist z. Z. das einzige Videogehäuse am Markt, das in der Grundausstattung dieses Leistungsmerkmal beinhaltet. Andere Gehäuse spiegeln lediglich seitlich den am Camcorder vorhandenen Monitor aus. Ein Kostenvergleich zwischen dem MPK-DVF2 und anderen marktgängigen Videogehäusen mit ähnlich guter Bildüberwachung, dort allerdings realisiert durch den Einsatz eines LC-Farbmonitors in einem separaten Gehäuse oder mit einer speziellen Monitorrückwand, zeigt, dass Sony sich hier in guter Gesellschaft befindet. Auch der Ausspruch eines Sony-Händler’s: “Der Preis von 5.499 DM schreckt die Kunden doch ab” zeigt, dass hier dringend Aufklärungsbedarf besteht.

Bauweise und Technik

Die aktuelle Version der universellen und recht kantig wirkendenen gelben Tauchkapseln, MPK-TRV3, hat nun einen recht zierlich

wirkenden Mitstreiter bekommen, der schon auf den ersten Blick die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Besonders ins Auge fällt der mit einer Sucherlupe ausgestattete Gehäusemonitor, der mit einem zusätzlichen Sonnenschutz nachgerüstet werden kann und damit jeglichen Fremdlichteinfall ausschließt.

Die großzügig gestaltete Gummifront läßt auf eine hohe Robustheit für den harten Einsatz schließen und die tief eingelassene Frontscheibe ist vor Stößen gut geschützt.

Die beiden ergonomisch gestalteten Handgriffe, die über eine Metallbrücke miteinander verbunden und mit standfesten Kufen versehen sind, geben dem Gehäuse einen sicheren Stand auf ebenem Untergrund. Die komplette Handgriffeinheit ist mit einer großzügig dimensionierten Befestigungsschraube werkzeugfrei zu montieren bzw. für einen separaten Transport einfach abzunehmen.

Durch die Wegnahme der Handgriffbrücke reduziert sich die Gesamtbreite des Gehäuses auf 163 mm. Die Unterbringung im Flughandgepäck ist somit kein Problem, zumal dann auch die Handycam sicher und stoßfest im Gehäuse transportiert werden kann.

Seit Jahren hat sich bei Sony an der Art der Gehäusebedienung nichts grundlegendes verändert, warum auch bewährtes verlassen? Die Handycam wird wie eh und je mit der rechten Hand direkt oder über eine Infrarotstrecke vom Handgriff aus angesteuert. Basis der Übertragung ist die sonyübliche LANC-Schnittstelle (Remote control) die im Inneren des MPK-DVF2 mittels eines Kabels die Handycam mit der Gehäuseelektronik verbindet.

Die Funktionen Aufnahme-Start/Stop und Zoom, Weit - Tele, werden vom rechten Handgriff aus gesteuert, Power On/Off und Autofokus-Lock dagegen direkt vom Gehäuse aus betätigt.

Die Ducktastenbetätigungen werden im Handgriff in Infrarotsignale umgesetzt, über die kurze Wasserstrecke zu einer in einem Gehäusefenster platzierten Empfangsdiode gesendet, von der Gehäuseelektronik in elektrische Impulse umgesetzt und über eine Kabelverbindung zur LANC-Schnittstellenbuchse der Handycam weitergeleitet.
 
Als Stromversorgung für den im Handgriff untergebrachten Infrarotsender dienen zwei Mignonzellen, die zum Lieferumfang des Gehäuses gehören.


Was hat Sony für das Licht getan? Zwei an der Oberseite der Handgriffe positionierte T-Nut-Steine bieten Fremdanbietern die Basis für die Befestigung von Haltebrücken oder Trageflügeln für die Anbringung ihrer Lichtanlagen.

Wie wird das Gehäuse druckwasserdicht verschlossen?

Die Dichtigkeit wird mit einem O-Ring hergestellt, der in einer Nut des Gehäusevorderteils liegt. Zwei diagonal

angeordnete Arretierstifte garantieren beim Ansetzen der Gehäuserückwand die richtige Lage zwischen Dichtfläche und O-Ring.

Drei Schnellspannverschlüsse halten die beiden Gehäuseteile sicher zusammen.

Außenmikrofon

Zu jedem Bild gehört auch ein guter Ton. In der Gehäusevorderseite ist serienmäßig ein Außenmikrofon (mono) vorgesehen.

Blick ins Innere

Die Innenmaße des MPK-TRV scheint genau auf die Bauform des DCR-TRV890/-900 abgestimmt zu sein, denn nur wenige Millimeter Luft an manchen Stellen erfordern beim Ersteinbau schon etwas Fingerspitzengefühl.

Das Gehäuseinnere wirkt sehr aufgeräumt. Außer den beiden lose verlegten Steckkabeln für Mikrofon und LANC-Kabelfernbedienung sowie dem aus dem Kameramontageschuh herausgeführten Video-Out-Anschlusskabel schmiegt sich am Gehäuseboden nur noch der festverlegte Flachbandsensor des Wassereinbruchmelders (Leak control) an. Die Gehäuseelektronik ist in einem schwarzen Plastikgehäuse versteckt.

Bildüberwachung

In der Gehäuserückwand ist der gehäuseeigene LC-Farbmonitor integriert. Dieser wird über einen separaten Akku, der zum Lieferumfang des MPK-DVF2 gehört, betrieben.

Die Betriebsbereitschaft des LC-Farbmonitors wird durch ein aktives Videosignal aus dem Camcorder gesteuert. Nach ca. 5 Minuten Aufnahmepause schaltet die Handycam ab und der LC-Farbmonitor wird aus Stromspargründen ebenfalls außer Betrieb genommen,

Funktionsanzeigen

Zwei im Blickwinkel des Videografen positionierte Leuchtdioden (LED) informieren über Aufnahme (Rot) und zu hohe Feuchtigkeit im Gehäuseinneren (Gelb).Die von den beiden im Gehäusevorderteil plazierten LED’s ausgesendeten Lichtstrahlen werden mittels Lichtleiter bis zum Gehäusende weitergeleitet, wo sie rechts neben dem LC-Monitor im Blickfeld des Videografen enden.

Sucheroptik ohne Sonnenschutz

Die Sucheroptik vergrößert den Bildschirm (1,8 cm Diagonale) des Farbmonitors auf ca. 5,8 cm Diagonale. Die über die Videoleitung übertragenen Camcordereinstellungen werden auf dem Farbmonitor eingeblendet und geben dem Videografen alle Informationen, die er zum Betrieb der UW-Videoanlage benötigt.

Gehäusescheibe

Das Objektiv der DCR-TRV890/-900 sitzt relativ dicht an der Planscheibe. Dies schließt einerseits Vignettierungen (schwarze Bildecken) aus, hat jedoch den Nachteil, daß spezielle Vorsatzlinsen und Effektfilter, nur außen am MPK-DVF2 eingesetzt werden können, ähnlich wie der im Lieferumfang enthaltene Farbfilter.

Unterwasser-Weitwinkelvorsatz

Dieser von außen am MPK-DVF2 andockbare optische Vorsatz gehört zum Lieferumfang.Welche Vorteile er in der Bidlbreite bringt, soll dieses Bild verdeutlichen.

Wassereinbruch

Der Feuchtigkeitsmelder (Leak Control) ist serienmäßig. Zur Sicherstellung der Funktion benötigt dieser jedoch eine Versorgungspannung, die er über das LANC-Fernbedienungskabel aus der Handycam bezieht. Bei Ersteinsatz des MPK-DVF2 inkl. Handycam ist ein besonderer Augenmerk auf die gelbe Leuchtdiode rechts neben dem LC-Farbmonitor zu legen. Wenn diese “ruhig” bleibt, ist das MPK-DVF2 auch dicht.

Camcordereinbau

Mittels Stativschraube wird die Handycam verdrehungsfrei auf dem Kameramontageschuh befestigt. Nach der Verkabelung wird die Montageeinheit in die Zuführungen eingesetzt und bis zur Raststellung in das Gehäuse eingeschoben.Nach dem Anschließen des LC-Farbmonitors kann das MPK-DVF2 geschlossen und verriegelt werden.

Funktionskontrolle und Trockentest

Der Einbau der Handycam bereitet prinzipiell keine Probleme, doch etwas üben sollte man schon, damit auch auf einem schwankenden Boot alle Handgriffe, z. B. bei erforderlichem Kassettenwechsel, einwandfrei sitzen.

Die Drucktasten am Handgriff sind mit dem nacktem Daumen einwandfrei zu betätigen, mit 7-mm-Handschuhen muss allerdings etwas mehr Kraft aufgewendet werden, da ein zu zarter Daumendruck vom Neopren absorbiert wird.

Die Ausführung der Drucktastenbefehle wird auf dem LC-Farbmonitor angezeigt, zusätzlich leuchtet die rote LED bei Aufnahme-Start auf.Die Betätigung der seitlich am MPK-DVF2 platzierten Drucktaste für Autofokus-Look kann bei bereits laufender Videoaufnahme einen Bildverwackler hervorrufen, da der seitlich auf das Gehäuse ausgeübte Daumendruck nur nach etwas Übung und mit Routine vollständig ausgeglichen werden kann.

Test

Mit ca. 0,8 kg Abtrieb lag die die komplette UW-Videoanlage sehr gut in der Hand und belastete auf Dauer auch nicht die Handgelenke. Bezüglich der generellen Funktionalität der Drucktasten gab es keinen Anlaß zur Kritik.

Bei einem Betrachtungsabstand von 20 cm zum Sonnenschutz ist der LC-Farbmonitor noch zu 100% einsehbar. Bei diesem hohen Betrachtungsabstand liegen die beiden LED’s allerdings verdeckt hinter dem Sonnenschutz. Der Bandlauf (REC) und Pause (STBY ) kann jedoch auf dem LC-Farbmonitor farblich sehr gut unterschieden werden. Auch bei Photo Shot wird die Anzahl der Aufnahmesekunden als sich verringernde Zahl roter Punkte dargestellt. Weiterhin werden folgende Informationen auf dem LC-Farbmonitor dargestellt: Akku-Restkapazität,

Bandkontrolle mit Aufnahmezeit und kurzzeitig Restlaufzeit Zoom-Balken sowie individuelle Sondereinstellungen,

Durch die Gehäuseplanscheibe war ein munteres Zoomen bis in den Telebereich möglich, wobei bei Autofokus auch die Bildschärfe beibehalten wurde. Dieser Test sollte lediglich die optische Flexibilität des Zoomobjektives hinter Planscheibe aufzeigen und keine Empfehlung für eine sinnvoll einsetzbare Aufnahmetechnik sein, da der Einsatz von Tele im Unterwasserbereich die Bildqualität negativ beeinflusst.

Der Test wurde mit eine Lichtanlage, Videolight 100, der Firma Werner light power, zwei 50-Watt-Niedervolt-Halogenscheinwerfern und separatem Akkugürtel, durchgeführt. Diese Ausführung einer Lichtanlage hat sich bei vorangegangenen Tests mit anderen Videogehäusen bereits als ideal herausgestellt, da diese leuchtenbauart die Hydrostatik von teilweise schon abtriebsbehafteten Gehäusen, MPK-DVF2 solo ca. 0,4 kg Abtrieb, nur unwesentlich vergrößert, da der Leuchtenakku nicht am MPK-DVF2 befestigt wird. Wegen seines geringen Gehäusegewichtes von nur 5,4 kg war die Bergung des MPK-DVF2 in das Boot recht problemlos. Auch der weitere Transportweg ließ die Schlepperei der früheren Jahre in Vergessenheit geraten.

Abschließend kann gesagt werden, daß die Tauchgänge mit dem MPK-DVF2 sich als äußerst unbelastend darstellten und das allgemeine Handling insgesamt gut war. Noch ein Wort zur Fremdgeräuschempfindlichkeit des Außenmikrofones. Bei der späteren Kontrolle der Videoaufnahmen waren, z. B. Laufwerkgeräusche aus dem Gehäuseinneren, kaum wahrnehmbar.

Fazit

Sony blickt bereits auf viele Jahre im Videogehäusebau zurück und die teilweise Abkehr von den Kastenmodellen ist wie ein Neuanfang zu sehen.

Mit einem empfohlenen VK-Preis von 5.499 DM gehört das MPK-DVF2 allerdings nicht gerade zu den Billigangeboten am Markt, die Hintergründe wurden bereits einleitend erläutert. Was man für sein Geld bekommt, heißt erstmal Sony und dies ist fürs persönliche Image schon mal gut und sonst bürgt der Name Sony sowieso für Qualität. Für einen Stern auf der Motorhaube ist man ja auch bereit, ein paar DM mehr zu investieren - oder? Was bietet das MPK-DVF2? Aus optischer Sicht eine festeingebaute Planscheibe mit einem unter Wasser wahlweise adaptierbaren Weitwinkelkonverter und einen bei Standardgehäusen üblichen Bedienungskomfort, allerdings ist zusätzlich noch Photo-Shot möglich.

Weiterhin wird ein Außenmikrofon geboten und ein gehäuseeigener LC-Farbmonitor. Bezüglich des Preis-/Leistungsverhältnisses kann gesagt werden, daß unter Berücksichtigung aller Leistungsmerkmale und mitgeliefertem Standardzubehör sich das MPK-DVF2 auf dem Level von vergleichbaren Importgehäusen liegt.

Mit dem Konzeptgedanken, motivabhängiger Einsatz eines Weitwinkelkonverters und dieser während des Tauchganges - das war schon einmal ein Sony-Hit beim MPK-TRS für Hi8-Handycam CCD-TR 705 E liegt das MPK-DVF2 bezüglich optischer Aufnahmeflexibilität ganz oben in der Skala der Top-Videogehäuse.

Fakten

Materialien: Aluminiumlegierung lackiert, Kunststoff und Gummi
Gehäusefarbe: gelb
Gehäuseabdichtung: 1 O-Ring
Gehäuseverschluss: 3 Schnellspannverschlüsse, nicht gesichert
Gehäuseoptik: nein; Planscheibe aus optischem Glas
Wechselportsystem: nein
Art Gehäusebedienung: elektromechanisch, teilweise mit Infrarotübertragung (IR)
- rechter Handgriff (IR)Drucktaste: Aufnahme Start/Stop, Motorzoom (Tele - Weit) , Photo Shot
- rechte Gehäuseseite: Hebel für Power-On/Off, Drucktaste für Autofokus/Fokus-Lock
Gehäusesucher: LC-Farbmonitor (1,8 cm) mit Lupe auf ca. 5,8 cm Bilddiagonale vergrößert
Mikrofon: Außenmikrofon, mono
Zubehörhalterungen: je 1 T-Nut-Stein an den Handgriffen
Externer Videoanschluss: nein
Anzeigen: Leuchtdioden (LED): Aufnahme (Rot), Leak control (Gelb) (Feuchtigkeitsalarm)
Abmessungen (LxBxH), B über Handgriffe 313x310x208 mm
Länge mit Sonnenschutz und Weitwinkelkonverter 405 mm
Max. Tauchtiefe 75 Meter
Mitgeliefertes Zubehör

Unterwasser-Weitwinkelkonverter - Rotfilter
Sonnenschutz
Tragetasche mit Gurt
Akku für LC-Farbmonitor
2 Batterien für Fernbedienung,
Akkupolster
Ersatz O-Ring, Fett
Antireflexringe
ausführliche Bedienungsanleitung
Preis: ca. € 2900

Bezug: Fachhandel  Web: www.sony.de