by Falk Wieland 9.08
Das historische, bereits tausendjährige Städtchen Meißen bei Dresden ist Insidern durch deutsche Weine vom sonnigen Elbhang, die Albrechtsburg und die Porzellanmanufaktur mit den
blauen Schwertern als Marke bekannt. Seit einiger Zeit entwickelt die Tauchschule Abyss ihren innerstädtischen Steinbruchsee Riesenstein zu einem Markenzeichen des Citydive. Anlässlich eines Mares-Test-Events besuchten
wir mal wieder Meißen.
Gleich hinter dem Kugel-Baumarkt liegt die Einfahrt zu einem verborgenen Stück Grün inmitten von Meißen. Als erstes kommen die beiden Natursteinpfeiler in den Blick, die einst
die Gittermasten des Steinbruchbetriebes trugen. Durch Erdwälle von Basis, Liegewiese und See etwas abgeschirmt, ist Parkplatz für Dutzende Autos vorhanden.
Am Riesenstein hat sich viel getan. Hier steht inzwischen
ein gemütliches Basishaus mit Gastronomie, Equipmentlager, Füllstation und modernen Sanitäranlagen. Es gibt reichlich Biwakplätze mit Überdachung, ein spezielles Umkleidegebäude, eine große grüne Liegewiese mit
liebevoll ausgestattetem Kinderspielplatz und auch zwei Holzhäuschen zum Vermieten.
Reisende, die den Komfort von Hotels nicht benötigen, aber den See vor der Tür lieben, sind am Riesenstein gut aufgehoben. Hier kann
man Sehenswürdigkeiten der kulturellen Extraklasse wie die Porzellanmanufaktur, die Meißener Altstadt, die Albrechtsburg mit dem Meißener Dom oder das berühmte Weinlokal Vincenz Richter mit dem einfachen Leben am See
und ein wenig Süßwassertauchen verbinden.
Die Firma Mares nutzte die ausgezeichnete Infrastruktur schon wiederholt, um die Süßwassertaucher mit den neuen Trockies, den Tauchcomputern, den ergonomischen Mares-Jackets
und ihrem auf verschiedenste Trainingszustände und Tauchabsichten abgestimmten Programm diverser Geräteflossen bekannt zu machen. Auch bei unserem Besuch war das Test-Event gut besucht. Begeistert tauchten die Besucher
mit Liquidskin-Masken und Plana-Avanti-Excel-Flossen ab.
Das Herzstück des Tauchertreibens zu Meißen ist der Steinbruchsee Riesenstein. Das Gewässer ist an nur einer Stelle über steile Stahltreppen und einen
Schwimmponton zugänglich. Vom Ausblick beim Basishaus ist deutlich die innerstädtische Lage zu sehen, aber ebenso, dass Gewässer und Basisanlage eine grüne Oase in der städtischen Bebauung bilden.
Wir tauchen ab in
den kleinen See und besichtigen zunächst die Ausbildungsplattformen in 3, 6 und 9 Meter Tiefe. Wir entdecken am Grunde des Felssees Bergbaurelikte: Gittermasten der Steinbruchseilbahn, Schienen und mehrere Loren. Hier
unten liegen auch bizarre Steinblöcke und ein denkmalähnliches Steinmonument. In dieser Seeregion sehen wir kurz einen Stör heranschwimmen und wieder verschwinden. Die düster-dunkle Maximaltiefe wird im Riesenstein
schon bei 18 Meter erreicht.
In der Nähe der zahlreichen Schwimminstallationen hängen dichte Vorhänge eines technischen Gewebes tief ins Wasser, auf dem sich die Dreikant- oder Dreissena-Muscheln in hoher Dichte
ansiedeln. Diese übermannshohen Matten schaffen für die Dreikantmuscheln günstige Siedlungsuntergründe und bewirken, dass die Filterleistung der Muscheln im Freiwasserkörper zum Einsatz kommt. Sicher trägt dies viel zur
Wasserklarheit bei.
Am besten gefällt uns eine Tauchrunde in geringer Tiefe. Auf diesem Kurs zeigt sich der Steinbruchsee von seiner besten Seite. Auf einem Felsabsatz ruht ein armlanger Aal. Vor der Steilwand
wimmeln junge Plötzen im Schwarm. Flache Regionen sind mit überquellenden Tausendblattwiesen und einem „Unterholz“ aus Wasserpest bedeckt. Hier kreuzen kleine Rotfedernschwärme, sonnen sich Karauschen und haben
Hechte ihren Einstand. Es gibt sogar eine kleine Schilfzone. Natürlich leben im See auch reichlich Barsche und wenigstens für Nachttauchgänge gibt Basischef Karsten Wiche Zandergarantie.
Prompt begegnen wir einem
Zander, der sein Nest auf einer Schwimminstallation in vielleicht vier Meter Tiefe bewacht und uns gern vertreiben will. Immer wieder schwimmt uns der wehrhafte Raubfisch direkt an und scheint dann mit unserem
Zurückweichen zufrieden zu sein. Mit etwas Glück entdeckt man zwischen den Pflanzen auch scheue Schleien und Karpfen. Ein besonderes Highlight ist die „Fischweide“. Dabei handelt es sich um einen gewaltigen
Weidenbusch, der mit seinem Wurzelgeflecht weit ins Wasser ragt. Diesen magischen Fleck im See kann man umrunden, aber auch von unten betrachten, und bei jedem Tauchgang sehen wir andere Fische im geheimnisvollen
Wurzelgeflecht. Oft ist eine Lampe nötig, um die tief zwischen den Wurzeln versteckten Fische sehen zu können.
Selbstverständlich hat auch der Riesenstein seinen Hauswels, dessen aktueller Standort von den
Stammgästen viel diskutiert wird. Außerdem leben im Tauchsee der sonnigen Weinstadt Meißen die farbenprächtigen Sonnenbarsche. Diese verhalten sich jedoch eher scheu und sind schwer zu entdecken.
Der Steinbruchsee
Riesenstein bietet wie so viele Steinbruchseen nur wenige flache Regionen, die sich zur Ansiedelung von Wasserpflanzen eignen. Deshalb hat die Basiscrew verschiedene unter Wasser schwebende Installationen geschaffen,
die dann mitten im See Pflanzenbänke tragen. Diese besonderen Refugien werden vor allem von Jungfischen und Hechten angenommen. Der schönste dieser botanischen Lebensräume ist die Seerosenplattform. Wir können von allen
Seiten durch den kleinen Seerosenbestand hindurchsehen, ohne Grund aufzuwirbeln. Prächtige Seerosenhybriden blühen gerade und schmücken den See.
Riesenstein tauchen ist Easy diving pur. Es gibt viel zusehen, es ist
nicht tief, die Infrastruktur stimmt. Alles da, alles nah, alles klar, kann man leicht schreiben, und damit zu Recht den Slogan eines bekannten Wasserversorgers zitieren..
Am Riesenstein herrscht
Wochenendtauchbetrieb. Tauchgänge unter der Woche und Vermietung der Hütten am See auf telefonische Absprache. Tauchschule und Geschäft sind nur 500 Meter vom Tauchsee entfernt.