Quelltöpfe - Träume in Grün und Blau
by Herbert Frei 4.01
Sichtweiten ohne Ende, Wasserpflanzen bis zur Oberfläche, Fische in brillanten und klaren Farben, die Welt in den Quelltöpfen ist eine besondere. Schlecht
nur, dass es diese Gewässer nur in sehr begrenzter Zahl gibt. Und man findet sie auch nur an besonderen Orten, wo die natürlichen Voraussetzungen wie Kiesgrund, Karst und Abfluss in einen Bach gewährleistet sind.
In Quelltöpfen strömt frisches, klares und gleichmäßig temperiertes Wasser in Form kleiner unterirdischer Quellen aus dem Boden. Das zufließende Wasser eliminiert insofern die Trübstoffe, weil das
überschüssige Wasser über den Ablauf die meisten Schwebeteilchen mitzieht. Dadurch entsteht stellenweise eine Transparenz, die sprachlos macht. Auch im strengsten Winter gefrieren Quelltöpfe nie zu, weil die
Wassertemperatur selten unter 5°- 6° C sinkt. Allerdings herrscht auch in heißesten Sommer eine Kälte vor, die Baden schlicht unmöglich macht. Mehr als 12° C trifft man so gut wie nie an. Als Tauchgewässer sind
Quelltöpfe ein grandioses Erlebnis, insbesondere für UW - Fotografen.
Für Tauchübungen und Trainingseinheiten sind sie aber ungeeignet, weil ihre max. Tiefe kaum 6 m überschreitet und das nutzbare Tauchvolumen
(Durchmesser 50 m und weniger) eher einem Kleinteich entspricht. Schon fünf wilde Kerle können eine Quelle für Stunden auf Null Sicht eintrüben. Der filigrane Pflanzenbewuchs wird durch Dauertauchen und starke
Frequentierung in Mitleidenschaft gezogen, die Algenteppiche unausweichlich malträtiert. Als Dreingabe kommt es an den einsamen Stellen um das begehrenswerte Loch zu unausweichlichen Konfrontationen mit Bauern, Förstern
und …kologen, weil man nicht vernünftig parken kann. Die Folge sind Zoff, Anzeigen und Imageverlust. An dieser Problematik scheitert deshalb auch die Vorstellung solcher Gewässer mit Ortsangabe, zumal viele
Quelltöpfe mit einem Tauchverbot belegt sind, weil sie als Trinkwasserreservoir genutzt werden. Man muss nicht nur sehr gute Beziehungen haben, um darin tauchen zu dürfen, es sollte auch ein biologischer oder
wissenschaftlicher Nutzen erkennbar sein. Oftmals erhalten nur ausgewiesene Limnologen eine Genehmigung.Infolge des klar sprudelnden Zuflusses besitzt das Wasser von Quelltöpfen eine Eigenfarbe, die zwischen Blaugrün,
Stahlblau und zartem Türkies schwankt, je nach Sonnenstand, Algenvorkommen und Pflanzenbewuchs.
Die Fauna unterscheidet sich von einem Baggersee wie ein Rembrand von einem Digitalfoto. Als natürliche Vertreter
der Fischzunft findet man häufig Salmoniden wie Bachforellen, Bachsaiblinge, Regenbogenforellen und deren Beutetiere. Darunter Groppen, Elritzen, Schmerlen und kleine Rotaugen. In Quelltöpfen bzw. Tümpelquellen bleiben
die meisten Fische ziemlich klein, weil das Nahrungsangebot nicht sonderlich üppig und der Stoffwechsel aufgrund der Kälte stark reduziert ist. Manchmal verirren sich Hechte in die klaren Lokalitäten und räumen dann
unter Weißfischen und Salmoniden gnadenlos auf. Das Beutemachen kann einige Jahre dauern, dann ziehen sich die Räuber infolge Nahrungsmangel zurück und hinterlassen nicht selten eine faunistische Einöde. Manche Quellen
werden von verletzten Fischen zur Regenerierung aufgesucht, in einigen paaren sich im Frühjahr sogar Raubfische.
Am beeindruckendsten sind zweifellos die klaren Farbtöne und die Transparenz, weshalb UW
-Fotografen mit List und Tücke versuchen, den Standort solcher Gewässer ausfindig zu
machen. Darin zu fotografieren ist nicht nur ein tolles Erlebnis, es ist auch relativ leicht, weil man keinen Blitz benötigt. Die
Sonne dringt fast ohne Energieverlust bis zum Grund, an vielen Stellen ist es taghell. Tauchen in Quelltöpfen gehört zu den ultimativen und atemberaubenden Taucherlebnissen. Wenn man Glück und Geduld hat, kann man wegen
der räumlichen Kleinheit die Fische an sich gewöhnen, bis sie einem fast aus der Hand fressen. In Tümpelquellen findet man die Fischbewohner fast alle wieder und man kann ihnen auch folgen, weil man ihren Lebensraum von
vorne bis hinten überschauen kann. Ein unglaubliches Gefühl der Nähe, das man sonst in keinem anderen heimischen Gewässer so erleben kann.