by Kurt Maring, Airlie Beach, Australien, Fotos: Mike Steffenson, Kurt Maring 4.05
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Seit seiner Entdeckung hat das Inselreich um Tahiti die Besucher aus dem fernen Europa verzaubert. 1789 haben Fletcher Christian und Konsorten Herz, Kopf
und Ehre verloren und Captain Bleigh und ihrem König die Bounty geraubt, nicht etwa um sich zu bereichern, sondern sie wollten nicht mehr weg aus dem Paradies. Bis heute ist Tahiti ein Traumziel für Fernwehleidende
geblieben, dennoch hält sich der Besucherstrom von 250’000 Gästen pro Jahr auf Polynesiens Hauptinsel und dessen Hauptstadt Papeete in Grenzen.
Nach unserer Ankunft in Tahiti, von Neuseeland
kommend, griffen wir zunächst tief in die Tasche, mieteten ein Auto gemietet und fuhren rund um die Insel, um nichts von ihrer landschaftlichen Pracht zu verpassen. Vor der Rückreise besuchten wir auch noch die Insel
Morea, die uns fast besser gefallen hat. Der Hauptgrund unserer Reise war jedoch eine Tauchsafari.
Nach einem regenfreien und zwei Regentagen ging die Reise mit dem Flugzeug nach Fakarava auf den Tuamotus Inseln,
wo uns das Schiff, die Tahiti Aggressor, erwartete. Das Tauchschiff pendelt von Fakarava über eine Distanz von 150 Seemeilen entlang der Atolle Toau und Apataki nach Rangiroa. Von dort startet der Rückflug nach Tahiti
- nach 6 Tauchtagen mit 22 Tauchgängen. Für die nächste Gruppe fängt die Tauchkreuzfahrt in Rangiroa an und endet in Fakarava.
Die Tuamotus erlangten in den 80er und 90er Jahren eine traurige Berühmtheit durch
die unsinnigen Atombombentests der französischen Machthaber, die dem internationalen Ansehen des Inselreichs eine böse Delle zugefügten. Das Gebiet von Französisch Polynesien ist zwar so ausgedehnt wie ganz Europa, aber
man muss sich die Situation einmal bildlich machen: Man wohnt etwa in Berlin und Wahnsinnige lassen bei Rom 160 Atombomben platzen...
Nachdem das Testatoll Moruroa unerwartet (!) zerbrochen war, zogen die Militärs
einfach ins nächste Atoll weiter. Ein unglaublicher Tiefpunkt menschlicher Zivilisation wurde hier manifestiert. Einem Wunder gleich ist der Rest des Paradieses, der immer noch zum Schönsten zählt, was ein
tauchender Tourist erleben kann.
Die 30 Meter lange Tahiti Aggressor zählt zur obersten Luxusklasse. Das Schiff wurde für komfortabelstes Tauchen in USA konstruiert und 1997 in Betrieb genommen. Seit 2002
befindet sich die Aggressor in den Tuamotus. In großzügigen Doppelkabinen sind die 16 Gäste untergebracht, alle mit eigener Toilette und Dusche. Eine weitere Doppelkabine hat nur 2 Kojen und ist deshalb etwas
preisgünstiger.
Getaucht wird ausschließlich vom 10 Meter langen Beiboot (Skiff) aus, das sich am Heck des Mutterschiffes auf einen hydraulischen Arm befindet. Die Flaschen und Ausrüstungen befinden sich auf dem
Beiboot, das im Prinzip ein ausgewachsenes Tauchboot ist. Das Boot mit den Tauchern wird mittels Hydraulik zu Wasser gelassen und nach dem Tauchgang zum Mutterschiff gehoben. Bequemer geht es nicht mehr. Zudem
warten nach jedem Tauchgang frisch gewaschene, warme Handtücher auf die verwöhnten Gäste.
Auch der Tauchbetrieb wird auf dem höchsten professionellen Niveau abgewickelt. Es gibt 4 Taugänge pro Tag, beginnend mit dem
ersten Tauchgang um 7:00 Uhr. Frühstück gibt es bereits ab 6:00 Uhr. Das Revier lässt keine sicheren Nachtauchgänge zu. Die 4 Tauchgänge reichen auch vollkommen, denn die Oberflächenzeit sind ohnehin sehr knapp, um beim
4. Tauchgang die Nullzeiten einzuhalten. Nitrox - Taucher haben da eindeutige Vorteile und weniger Probleme mit der Nullzeit.
Vor dem ersten Tauchgang im Kanal des Fakarava Atolls gab es eingehende Instruktionen,
wie die starke Strömung am Besten zu überleben sei. Wir wurden wie ein Christbaum mit Riffhaken und Sicherheitsgadgets dekoriert, einschließlich eines Spiegelchens und natürlich einer Signalboje. Das Herzstück der
ultimativen Sicherheit ist das persönliche EPIRB (Emercency Position Indicating Radio Beacon) der Firma ACR, USA, das nach Aktivierung die genaue GPS-Position des abgetriebenen Tauchers an das Boot übermittelt.
(Tauchunternehmen im Roten Meer und den Malediven sollten sich ein Beispiel nehmen.)
Was war der Sinn der Übung? Wir wollten die Haie sehen, je mehr je lieber, und wir wurden nicht enttäuscht. Im Verlauf der Woche
sichteten wir über 500 Haie, meistens Graue Riffhaie, die von einem Spezialisten an Bord akribisch genau in einer Statistik erfasst wurden.
In der Lagune wurde zunächst bei einem Checktauchgang die Ausrüstung und
Tarierung geprüft. Das Wasser war erstaunlich klar und der Testtauchgang entwickelte sich zu einen netten Erlebnis. Neben den farbenfrohen Falter- und Kaiserfischen sahen wir eine große Perlenauster, (Pinctada
margaritifera) nicht überraschend, denn die Tuamotus sind das Zentrum der Zucht der wertvollen schwarzen Perlen. Die Polynesier haben die delikate Kunst von den Japanern gelernt, welche den Schmuck für über 100
Millionen US $ pro Jahr importierten. Die Perlenzucht ist eine ideale Industrie für die lokale Bevölkerung.
Alle Tauchgänge sind Drift- oder Kanaltauchgänge, sofern es die Richtung der Strömung vom offenen
Ozean in das Atoll zulässt. Bei umgekehrter Tide ist es nicht möglich in den Kanälen zu tauchen. In dieser Situation wird am Außenriff, in der Nähe des Kanaleinganges, aber noch im Strömungsschatten getaucht. Alle
Tauchgänge werden geführt und von drei Tauchprofis begleitet. Das klingt nach Kindergarten, ist es aber nicht, denn die Situation und Sicherheit erfordern gute lokale Kenntnisse. Die extreme Strömung, mit bis zu 7
Knoten, ist furios. Das heißt, dass bei 45 Minuten Tauchzeit, mit einer „moderaten“ Strömung von 5 Knoten, immer noch eine Strecke von über 6 km zurückgelegt wird! Während dem Dekostop von 3 Minuten sind es
zusätzliche 450 Meter. Im Kanal wird nicht geschwommen, sondern eher geflogen. Selbst im Strömungsschatten flattern die Taucher wie Fahnen im Wind und es ist manchmal schwierig einen starken Brocken zu finden, der den
Riffhaken zu halten vermag.
Die natürlichen Kanäle in die Atolle sind alle ähnlich geformt. Man taucht im offenen Meer ein gutes Stück seitlich vom Kanaleingang möglichst zügig auf 30 Meter ab.
Schon beim
Abtauchen begrüßten uns einige neugierige Grauhaien. Dank der klaren Sicht konnte man bald die abfallende Wand erkennen. Dann ging es der Wand entlang in Richtung Kanaleingang, wo die Strömung zunahm und die Haie im
Blauen zu sehen waren. Manchmal waren es „nur“ 30, 40 Tiere, aber an mehreren Stellen konnte man sie nicht mehr zählen. Leider war der Abstand doch zu groß, um die Szenen fotografisch eindrucksvoll
umzusetzen. Nach etwa 15 Minuten löst man den Riffhaken und es geht im Flug durch den Kanal zur nächsten Attraktion. Am Kanalende oder auch am Eingang zur Lagune, es kommt auf den persönlichen Betrachtungswinkel
an, vertieft sich der Meeresboden. In der quer durch den Kanal gebildeten Absenkung hat sich ein Korallenriff gebildet, das aber fast nicht zu erkennen ist, denn es ist mit einem riesigen, dichten Schwarm von
Schnappern (Lutianus gibbus) und Soldatenfischen (Myripristis melanosticta) zugedeckt. Darüber und im Schwarm kreuzen etwa 6 Grauhaie, die unmissverständlich die unerwünschten Makrelen aus ihrer Speisekammer
weisen. Ein Bild für Götter!
Ein besonders Erlebnis bietet der Tehere Kanal im Apataki Atoll. Auf halben Weg in die Lagune öffnet sich der Kanal. Es sieht aus wie ein großer Kreisverkehr. Im Kreisel befinden
sich bis zu 120 prächtige, voll ausgewachsene Grauhaie. Sie drehen pausenlos ihre Runden und lassen sich dabei in der Strömung frisches Wasser durch die Kiemen sprudeln.
Wir beobachteten das Schauspiel für
eine Weile am Riffhaken hängend, währendem die Strömung etwas nachließ. Auf ein Zeichen des Tauchführers schwammen wir in Richtung Kreiselmitte und ließen uns von der Strömung erfasst mit den Haien treiben. Die Tiere
öffneten den großen Kreis, den ihre Leiber bildeten und wir waren mitten drin. Rund um uns nichts als Haie! Wir schwebten, mit Schmetterlingen im Bauch, wie ein Brautpaar, das nach der Trauung aus der Kirche kommend
durch das Ehrenspalier des Sportvereins schreiten muss....
Ein einmaliges Erlebnis der absoluten Spitzenklasse!
Zu dumm, dass wir auf Rat der Tauchleitung die Kamera nicht mitgenommen haben. Allerdings hatte
dabei ein wagemutiger Profi mit seinem Amphibico Videogehäuse teures Wasser des Ozeans aufs Schiff mitgebracht.
Die Tauchgänge am Außenriff sind etwas weniger Spektakulär. Haifütterungen sorgen für Action, und
ermöglichen es Nahaufnahmen von den Haien zu schießen, um damit die unwissenden Nachbarn zu beeindrucken. Am Tauchplatz Silverado werden auch ein gutes Dutzend der wunderschönen und selten gewordenen Silvertips
(Carcharhinus albimarginatus) angelockt. Zur großen Freude beobachteten wir an den meisten Tauchplätzen eine gute Anzahl der orangerot fluoreszierend, leuchtenden Flammenkaiserfische (Centropyge loricula). Diese werden
von den Aquarianern so heiß geliebt, dass sie anderswo längst ausgerottet sind.
Fazit
Wir waren unter 16 Amerikanern die einzigen Europäer an Bord. Gute
Englischkenntnisse sind neben Taucherfahrung zu empfehlen.
Schönheit und Luxus hat seinen Preis. Um ehrlich zu sein: Es ist richtig teuer, möglicherweise der teuerste Tauchplatz weltweit Am Ende steht die
Frage, ob es das viele Geld wert war. Die Antwort in der Landesprache von Französisch Polynesien: Non, je ne regrette rien! Wir bereuen nichts!
Wenn wir es uns leisten könnten, würden wir nächstes Jahr wieder
nach Tahiti reisen, aber nicht im Februar, während der Regenzeit.
Ach ja, ab etwa US $ 2700,- p.P. in der Doppelkabine kann man eine Woche Traumtauchen realisieren...