by Michael Goldschmidt 9.07
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Es ist gut auch einmal eine andere Ansicht des Roten Meeres in einem gigantischen Reiseführer vermittelt zu bekommen. Deutschsprachige Autoren weiden die
stets gleichen Tauchgründe ab und außer Ägypten kommt in ihren Werken kaum etwas anderes vor. Die professionellen britischen Autoren Simon Rogerson und John McIntyre haben einen beachtlichen, informellen Bildband
verfasst, der als dritte Produktion von Ultimate Sports den deutschen Lesern präsentiert wird.
Hand aufs Herz, haben Sie je eine Aufenthalt am Roten Meer, an der ägyptischen Küste, für einen
kulturellen Landausflug genutzt? Wenn nicht, dann macht das Buch „Tauchen – Rotes Meer“ Sie auch auf solche Erfahrungen neugierig, in vortrefflichen Bildern und kompetenten Texten.
Warum zäumen wir in
unserer Buchbesprechung das Pferd von hinten auf, mögen Sie sich fragen, denn das Tauchen steht doch eigentlich im Mittelpunkt. Ganz einfach, denn die Schönheit von Korallenriffen allein, die Mystik von Wracks oder
Großfischbegegnungen charakterisieren nicht die Kultur des besuchten Landes.
Und hier geht dieser Reiseführer im Maxiformat auch weit über das hinaus, was man sonst auf die ägyptische Küste und deren Hoheitsgewässer
reduziert geboten bekommt, alle Anrainerstaaten werden mit ihren taucherischen Highlights vorgestellt und dem staunenden deutschen Leser präsentiert. Wie oft hat man schon von verschiedenen Seiten auf die Frage, warum
nur Ägypten tauchtouristisch in diesem Maße in Erscheinung tritt, zur Antwort bekommen, dass es sich vielfach an anderen Stellen nicht lohne. Sicherlich ist es aus politischer Sicht nicht einfach Destinationen vor der
Küste des Sudan oder des Jemen zu betauchen, es fehlen auch die Pauschalveranstalter dafür, doch Jordanien und Saudi Arabien haben Glanzlichter zu bieten, die man eigenorganisiert erreichen und dabei eine gewisse
Exklusivität genießen kann. Der vorliegende Reiseführer lässt die Auswahl des Ziels keinesfalls zum Pokerspiel werden.
Was beim Durchblättern sofort ins Auge fällt, ist die durchgängig hohe Qualität der Fotos, über-
und unter Wasser produziert. Neben den Autoren selbst haben 8 weitere britische Fotografen ihre Archive geöffnet, darunter auch die mehrfach ausgezeichnete Fotografin Jane Morgan, die Mitglied der Gesellschaft
britischer Unterwasserfotografen ist.
Wie könnte es anders sein, als dass bei diesem visuell orientierten Werk entsprechend Tipps für Fotografen und Videofilmer mit enthalten sind.
Auf 29 Seiten werden 116
typische Meerestiere vorgestellt, das, was man exemplarisch bei seinen Tauchgängen treffen kann. Der Reiseführer erhebt keinen Anspruch auf umfassende Auflistung wie in einem Bestimmungsbuch, wer hier tiefer einsteigen
möchte, versorgt sich zusätzlich mit entsprechender Fachliteratur.
Die Standortbestimmung fällt anhand des umfangreichen Kartenmaterials leicht. Allerdings bemerken wir hier wie auch an manch anderen Stellen im Text,
dass die international zweisprachig eingebürgerten Namen (arabisch und englisch) von Tauchspots, Inseln und Riffen oft ins deutsche übersetzt wurden. Ein „Gefährliches Riff“ oder die „Brüder – Inseln“
kennt niemand, ein Dangerous Reef und die Brothers sind dagegen weltbekannt. Vielleicht war der Übersetzer in erster Linie sprachlich als zusätzlich auch aus eigener Erfahrung taucherisch qualifiziert.
Die Mystik der
im Roten Meer betauchbaren Wracks spiegeln die erstklassigen Fotos und die sensiblen Zeichnungen der Gesamtsituation auf dem Meeresgrund wieder. Der Faszination versunkener Schiffe kann sich nach Ansicht der Abbildungen
wohl kaum einer entziehen. Und man wird auch damit vertraut gemacht, dass es nicht die Thisltlegorm allein ist, die zum Abenteuer Wracktauchen einlädt, da hat das Rote Meer doch wesentlich mehr zu bieten.
Hoch
schätzen wir die kompetenten und nachvollziehbaren Tauchgangbeschreibungen ein, das Anforderungsprofil, mögliche Strömungen oder jahreszeitlich abhängige Highlights.
Die Seiten 11 – 13 listen in
einmaliger Form alle Tauchplätze auf, mit ihren Tiefen, dem Zugang, Strömung und Attraktionen. So kompakt haben wir das bis jetzt noch nie gefunden.
Fazit
Für
Urlaubsgepäck fast ein bisschen wuchtig, aber eigentlich gehört es mit ans Rote Meer, um es in allen Einzelheiten genießen und das nachempfinden zu können, was die Autoren und Fotografen selbst erlebten. Schmökern, eine
Reise vorzubereiten oder eigene Erlebnisse noch einmal vorbeiziehen zu lassen, „Tauchen Rotes Meer“ machts möglich.