Tauchen an der Fujikawa Maru
Zuerst fällt einem die große Kanone auf dem Vorschiff auf, die beim Abwehrkampf gegen angreifende Flugzeuge verwendet wurde. Auf der Plattform stehen
noch zahlreiche Munitionskisten. Auf der Kanone weist eine Bronzeinschrift auf das Baujahr hin. Der vordere Laderaum ist ein hochinteressantes Tauchrevier. Man findet dort Handgranaten, Pulverfässer und MG-Munition.
Daneben liegen Flugzeugteile wie Propeller, Flügel und MG`s. Manche der Flugzeugflügel sind allerdings bereits stark korrodiert, so dass man die Gerippe sehen kann. Überall kleine Häufchen von 6-Zoll Munition.
Die 50 eingelagerten Kanonengeschosse sind mittlerweile von einer dicken Sedimentschicht überzogen, so dass man etwas graben muss, wenn man sie sehen will.
Im unteren Laderaum liegen viele Ersatzteile in wildem
Durcheinander. Vermutlich sind sie durch die aufgesprungenen Klappen nach unten gefallen. Hier findet man auch Torpedos, Reifen, Kommunikationskabel und Schweißflaschen. Sehr attraktiv: Gegenlichtaufnahmen durch die
zerklüftete Stahldecke. Das hintere Mastkreuz liegt ca. drei Meter unter der Wasseroberfläche und ist sagenhaft gut bewachsen. An ihm werden gelegentlich die Tauchboote befestigt. Eigenartigerweise fehlt der
Ladekran, vielleicht wurde er in früheren Jahren geborgen. Bedenklich stimmt der marode Zustand des Vorschiffs. Starke Korrosionen schwächen bereits die tragenden Teile, so dass in absehbarer Zeit dieser Teil des
Schiffes in sich zusammenfallen wird.
Für die meisten Taucher wird der zweite Laderaum zum Highlight avancieren. Hier liegen nämlich mehrere Kampfflugzeuge aufeinander. In den Kanzeln sieht man die
Armaturentafeln, leider ohne Instrumente. Das Zuordnen der Teile zu den Flugzeugen ist schwierig, weil es sich um unterschiedliche Typen handelt. Wer in den dritten Laderaum eintauchen will, muss durch die
Mannlöcher tauchen. Unbedingt eine Lampe mitnehmen, weil es sehr dunkel ist. Da aber nur Fässer zu finden sind, lohnt das Risiko nicht. Seltsam: Holzstücke, die man dort findet, sind völlig intakt und nicht
vermodert oder vom Salzwasser angegriffen.
Eine wahre Schatzkiste ist die mittschiffs gelegene Brücke. Sie ist gänzlich von Weichkorallen umgeben, besitzt offene Passagen zum Durchtauchen. Man findet
Anemonenfische, Schwämme, Grundeln, Schleimfische und total intakte Steinkorallen in wunderschönen Formationen. Auf der Steuerbordseite liegen viele Medizinflaschen sowie Bier und Schnapsbuddeln, die für das
Offizierskorps vorgesehen waren. Taucht man auf dem Oberdeck durch die erste Tür auf der Steuerbordseite, gelangt man in die Küche. Ein großer Herd, Kasserollen, Pfannen und allerlei Küchenutensilien lohnen den
Besuch. Backbordseitig erkennt man eine dunkle Passage. Hier befinden sich die Toiletten und Pissoires. Vorsichtig schwimmen, weil man Sedimente aufwirbelt. Folgt man dem offenen Gang gelangt man in den stockdunklen
Maschinenraum. Unbedingt Lampe mitnehmen und vorsichtig schwimmen, wegen des Nebeleffektes der Trübstoffe, die allgegenwärtig sind!
Kolben, Zylinder, ein Flaschenzug, Instrumente, Stahlseile und eine Stahlwinde
liegen herum. Daneben liegen die ehemaligen Bäder, die Kacheln sind gut erhalten. Schwimmt man außen herum, gelangt man in die Offiziersunterkünfte. In der Offiziersmesse liegt überall Porzellan und eine kleine
Handmühle. Die Japaner mahlten damit Korn und buken ihr Brot selbst. Elektrische Kabel, zwei Radios, zahlreiche Funkgeräte und ein Telegraph bieten dem Auge Abwechslung in einem Nebenraum. Auf der Außenseite der
Brücke steht noch die Flack nebst Hunderten von Geschosshülsen. Die Besatzung muss sich verzweifelt gegen die übermächtigen Amerikaner gewehrt haben. Im Schornstein pulsiert ein gewaltiger Glasfischschwarm. Nehmen
Sie ein starkes Weitwinkel, der Blickwinkel von unten nach oben ist beindruckend, weil durch die Korrosionslöcher das Licht gebündelt nach innen fällt.
Am Heck liegt ein einzelner Flugzeugreifen. Das fast
mittschiffs liegende Torpedoloch ist so groß, dass man bequem durchtauchen kann. Der Explosionsschaden ist gewaltig. Vermutlich wurde der Laderaum sehr schnell geflutet. Man kann durch die hinteren Laderäume
hindurchtauchen. Überall liegen Küchengeräte, Militärgeschirr, Essstäbchen, Reisschalen, Flaschen und Schuhe. Ein kompletter Motor mit Propeller, eine Stahlkiste und ein Kompressor mit Flaschenbank füllen die Ecken
aus. Zehn Gasladetanks mit CO2-Füllung waren zum Löschen von Feuer im Motorraum vorgesehen. Da die Flaschen nur noch halbvoll sind, ist zu vermuten, dass die Besatzung vor dem Untergang noch die durch den
Torpedoeinschlag verursachten Brände löschen wollte.
Auf der Plattform steht noch die Achterkanone. Der Achtermast ist eine Augenweide für UW-Fotografen, insbesondere das Mastkreuz. Viele Fische, Weich- und
Hartkorallen bieten eine formidable Kulisse für Gegenlicht- und Weitwinkelaufnahmen. Leider wird auch an dieser Stelle der Zustand des Schiffes zunehmend schlechter. Als nächstes wird vermutlich der Achtermast in
sich zusammenbrechen. Man schätzt, dass es keine zehn Jahre mehr dauern wird. Schlecht ist für das Wrack insgesamt der Tauchbetrieb wegen der ausperlenden Luft, die den Korrosionsvorgang in den unteren
Räumlichkeiten beschleunigt, weil sie sich in den Hohlräumen fängt. Prinzipiell gilt das für alle Wracks in Truk Lagoon: Irgendwann in naher Zukunft werden von ihnen nur noch einzelne Eisenhaufen
übrigbleiben.
Technische Daten und historische Fakten
Name: Fujikawa Maru
Verwendungszweck: Frachtschiff mit Passagierkabinen
Gewicht: 6938
Tonnen
Länge: 32,6 m
Breite: 17,83 m
Höhe: 10 m
Max. Geschwindigkeit: 16 Knoten
Reisegeschwindigkeit: 14 Knoten
Motor: Mitsubishi-Sulzer Diesel
Stapellauf: 15. April 1938
Umbau: 1. Juli
1938
Kriegsdienst: ab 9. Dezember 1940
Einsatzzweck: Transporter für Flugzeugteile, Motoren und Torpedos
Gesunken: 18. Februar 1944 um 14.30 Uhr in Truk Lagoon
Hersteller: Mitsubishi Heavy
Industries
Reeder: Toyo Kaiun
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