UnterWasserWelt - das Onlinemagazin seit 1999
zum aktuellen Magazin UnterWasserWelt
© UWW / Herbert Frei

by Herbert Frei 03.07

© Canon

© UK-GERMANY

© Canon

© UK-GERMANY

© Canon

© UWW / Herbert Frei

© UK-GERMANY

© UWW / Herbert Frei

© UWW / Herbert Frei

© UWW / Herbert Frei

 

 

Die Strategie von Canon ist aggressiv, professionell und kompromisslos. Favorisiert wird der Vollformatsensor. Mit dieser Zielsetzung hat es der weltgrößte Hersteller von Spiegelreflexkameras geschafft, den Profibereich weitgehend unter seine Kontrolle zu bringen. Herbert Frei konnte den Verlockungen nicht widerstehen und ist mit der 5D im UK-Gehäuse abgetaucht.

Üblicherweise haben digitale Spiegelreflexkameras einen Bildsensor, der kleiner ist als das Kleinbildformat (24 mm x 26 mm). Daraus resultieren Bildwinkel- bzw. Crop-Faktoren von 1,3  für Canon, 1,5 für Minolta, Nikon, Pentax, Samsung, Sony, 1,6 für Canon – Consumer - SLR, 1,7 für Sigma und 2,0 für Olympus SLR. Crop-Faktoren bewirken, dass sich der Bildausschnitt verkleinert, wenn man ein Kleinbildobjektiv montiert. So hat beispielsweise das 50 mm Makroobjektiv von Olympus den Bildwinkel eines 100 mm Makroobjektives im Kleinbildformat. Crop-Faktoren sind deshalb vorteilhaft im Tele- und Makrobereich, aber störend bei Superweitwinkeln und Fisheyes, ...sofern man nicht ein spezielles Weitwinkel bzw. Fisheye für die kleinen Bildsensoren verwendet. Speziell auf die Sensorgröße von Digitalkameras berechnete Objektive werden mittlerweile natürlich angeboten, beispielsweise von Nikon etwa ein Fisheye mit 10,5 mm und von Olympus mit 8 mm Brennweite.
Nun gibt es aber Millionen Fotografen mit Kleinbild-Objektiven — zu analogen Zeiten gab es ja keine anderen — die diese auch an digitalen Spiegelreflexkameras mit denselben Bildwinkeln und Eigenschaften weiterverwenden wollen. Das geht im Augenblick aber nur bei Canon. Dass hier ein enormer Markt besteht, kann man nachvollziehen, denn Canon hat seit 1987 mehr als 30 Millionen EF-Objektive (EF = Electronic-Focus) produziert. Zwei Digicams mit Vollformatsensor hat der Hersteller im Programm, die alle ins professionelle Lager münden. Die preiswerteste ist die 5D, die aber mit einem Straßenpreis von ca. 2.500,- Euro immer noch weit von einer Brot-und Butterkamera entfernt ist. Gegenüber ihrem Schwestermodell EOS -1Ds Mark II (ca. 7.500,- Euro) ist sie allerdings fast ein Schnäppchen.

Volle Pulle

An der EOS 5D mit ihren 12,8 Megapixel kann der umsteigewillige Canon - Fotograf seine alten EF-Objektive ohne Bildwinkeleinschränkung verwenden. Damit greift man auf analoge Praxiserfahrungen hinsichtlich Brennweite, Schärfentiefe und selektiver Schärfe mit dieser oder jener Optik zurück, muss sich auch nicht mit Bildwinkelfaktoren rumplagen und kann auf den Kauf neuer Objektive verzichten. Gegenüber APS – C - Bildsensoren besitzen Vollformatsensoren größere Pixel (8,2 Mikrometer) und deshalb in der Regel auch ein höheres Auflösungsvermögen. Die Auflösungsreserven sind insgesamt besser als bei kleineren Bildsensoren, später einsetzende Beugungen an kleinen Blendenlöchern (Blende 32 ist ohne Einschränkung im Makrobereich möglich) verbessern die globale Bildschärfe. Eine bessere Eingangsdynamik sowie ein stabileres Rauschverhalten als die Crop-behafteten APS-C-Bildsensoren stehen weiters für eine sehr hohe Bildqualität. ISO 400/27° ist auch im Makrobereich adäquat. UW-Landschaften und Wracks vertragen sogar hin und wieder ISO 800/30° ohne sichtbare Einbußen hinsichtlich der Abbildungsqualität. Hinzu kommt ein deutlich größeres Sucherbild, was in der UW-Fotografie nicht unterschätzt werden darf. Das Sucherbild der EOS 5D ist beispielsweise annähernd doppelt so groß wie das einer Olympus D-SLR. Gleichwohl zeigt der EOS - Sucher kein vollformatiges Bild, liegt aber mit 96% und 0,71-facher Vergrößerung fast auf Profiniveau.        
Canon stellt seine Bildsensoren selbst her, kann deshalb etwas mehr in die Produktionskosten eingreifen. Trotzdem kostet Sensorfläche Geld, …viel Geld, weil die Ausschussraten sehr hoch sind. CMOS - Vollformatsensoren haben deshalb nicht nur Vorteile. Sie sind vorerst noch so teuer, dass sie nicht in gewöhnlichen Consumerprodukten verwendet werden können. Die Folge ist, dass auch die Kameras ein Preisvolumen erreichen, das nicht mehr alle Haushaltskassen tragen können. Größtes Problem ist und bleibt die Vignettierung in den Bildecken und die nachlassende Randschärfe, wenn die Kleinbildobjektive nicht wirkliche Spitzenprodukte sind. Festzuhalten ist, dass die Vignettierung (Eckenabdunkelung) selbst mit Festbrennweiten schlechter ist als bei einem Zoom vor einem APS-C-Bildsensor. Ursache sind schräg einfallende Lichtstrahlen auf den Bildsensor, die dieser bei weitem nicht so gut verkraftet wie ein Kleinbildfilm. Wer mit Vollformatsensoren hinter Domegläsern fotografiert sollte deshalb möglichst mit hochwertigen Objektiven arbeiten und offene Blenden vermeiden.
Die Verwendung von Kleinbild-Makroobjektiven und Fisheyes ist aber hinsichtlich der Blenden und der Abbildungseigenschaften bedenkenlos. Problematisch sind manche Zoomobjektive und extreme Superweitwinkel, z. B. 14 mm. Ferner besitzen Vollformatsensoren bei gleichem Abbildungsmaßstab, gleicher Brennweite und identischer Blende immer eine geringere Schärfentiefe als kleinere Bildsensoren. Das muss allerdings kein unmittelbarer Nachteil sein, weil man mit selektiver Schärfe (gezieltes Positionieren der Schärfentiefe) arbeiten kann. Grundsätzlich kann man sagen, dass Vollformatsensoren in UW - Gehäusen absolut fototauglich sind. Der Dome ist hier das Wichtigste, weil man sich wegen kleiner Randunschärfen (hat man sowieso!) und kaum sichtbarer Vignettierungen im Gegensatz zu labormäßig analysierten Überwasseraufnahmen diesbezüglich wenig Stress machen muss und das etwas lockerer und praxisnaher sehen kann. UnterWasserWelt empfiehlt aber hinter Domegläsern keine größeren Blenden als 5,6 zu verwenden.
Die Entwicklung der Vollformatsensoren wird weiter voranschreiten. Auch Nikon hat den Einstieg bis Ende 2007 bzw. Anfang 2008 mit einer neuen Pixel-Technologie angekündigt. Es ist zu erwarten, dass in den nächsten Jahren die Preise für die großen Bilderchips fallen werden und Digital -SLR mit Vollformatsensor auch für Urlaubsfotografen erschwinglich werden — von welchen Kamerafirmen auch immer. Denn auch Sony steht Gewehr bei Fuß, lässt von Zeiss bereits spezielle Kleinbildobjektive konstruieren. Festzuhalten ist, dass Canon - Fotografen, die mit einem echten Fisheye - Bildwinkel von 180° diagonal  fotografieren wollen, vermutlich in das Vollformat investieren müssen. Dann ob Canon für seine APS-C-Kameras (z. B. EOS 400 D bzw. EOS 30 D) ein spezielles Fisheye liefern wird, ist fraglich. Wünschenswert wäre es aber allemal.

>>> lesen Sie hier weiter