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by Herbert Frei 5.03 (Seite 2)

Blitzen über Sand

Mit dieser Belichtungstechnik haben selbst erfahrene UW - Fotografen ihre Probleme. Hohe Transparenz und geringe Tiefe vorausgesetzt, neigen auch Blitzgeräte (gleich ob amphibisch oder systembedingt) zu sichtbaren Unterbelichtungen. Die in den Kameras sitzende TTL - Blitzsteuerung ist in den letzten Jahren in ihrer Messgeschwindigkeit so weiterentwickelt worden, dass sie das vom Sandgrund zurückgeworfene Blitzlicht plus Tageslichtreflexion irrtümlich als ausreichend für die Blitzbelichtung ansieht und den Blitz zu früh abschaltet. Die Folge ist normalerweise eine leichte Unterbelichtung. Fatal wird es, wenn man vorbeugend noch eine Minus-Korrektur eingegeben hat. Eine kaum mehr tolerierbare Unterbelichtung wäre die Folge.
Treiben Sandpartikel frei im Wasser, kann es hingegen zu einer Art Lichthof um das Motiv kommen und in Folge zu einer starken Überbelichtung. Die Sandfläche wirkt dann als Spiegel, in dem sich das Blitzlicht bricht. Sie müssen deshalb genau checken, welche Umfeldbedingungen vorliegen. Können Sie auf das Blitzlicht verzichten? Müssen Sie eine Minuskorrektur eingeben? Verzichten Sie auf eine Belichtungskorrektur oder sollte die Belichtung besser etwas nach Plus korrigiert werden? Wer sich hier unsicher ist, sollte es wie die Profis machen. Lässt es das Motiv mit sich geschehen, sollte eine Belichtungsreihe, auch Bracketing genannt, durchgeführt werden. Ein Bild mit - 1/3, eines mit +/- Null und eines mit + 1/3. Bei einem sich langsam bewegenden Objekt (Sandaal, Röhrenaal, Steinfisch) ist das die beste Methode, die schwierige Belichtungsmessung mit oder ohne Blitzlicht in den Griff zu bekommen.
Zu berücksichtigen ist aber immer auch die Größe des Motiv auf dem Filmformat. Der Sand kann nur nennenswerten Einfluss auf die Belichtung ( ob mit oder ohne Blitzlicht) ausüben, wenn das Hauptobjekt gleich oder kleiner als ein Drittel der Filmfläche abgebildet wird. Wenn sie beispielsweise die Augen einer Flunder formatfüllend fotografieren, müssen Sie eine kleine Minuskorrektur beibehalten, sofern Ihr Blitz bzw. Ihre Kamera das im Normalfall benötigen. Fotografieren Sie hingegen die Flunder so, dass der sandbedeckte Rücken mit abgebildet wird, eventuell auch noch ein Teil des umliegenden Sandgrundes, dann gilt es mit Minuskorrekturen zurückhaltend zu sein. Besser nicht korrigieren oder ein leichtes Plus einstellen (1/3 bis 2/3).
Wer mit einem Ringblitzgehäuse (z. B. UK-Germany) fotografiert, sollte grundsätzlich die  rechte Seite der Blitzröhren abschalten, weil die Bilder sonst grausig flach werden. Es liegt daran, dass sich beim vollen Abstrahlen der Ringblitzröhren keine Modulation (Lichtverlauf) aufbauen kann. Man sollte mit voll aktivierten Blitzröhren nur Fische fotografieren, die mindestens 20 cm frei über dem Sand stehen. Und das Wasser muss bei der Ringblitzfotografie absolut frei von Sandpartikeln sein, denn das frontal abgestrahlte Licht erfasst jedes treibende Sandkorn. Für Ringblitzgeräte gilt hinsichtlich der Blitzkorrekturen sinngemäß dasselbe wie für externe Amphibien- oder Systemblitzgeräte.
Ringblitzfotografie ist selbstverständlich auch für Digitalkameras von Nutzen. Die digitale UW - Fotografie ist aber nicht unbedingt von der Blitzbelichtung abhängig. Der automatische Weißabgleich der Digitalen ist so ausgelegt, dass er auch auf Lampenlicht reagiert... meistens sogar besser als auf Blitzlicht. Mit digitalen Kompaktkameras können Sie deshalb den Lichtverlauf und die Belichtung mit einem Handscheinwerfer am Monitor sehr genau kontrollieren.
   
Schwarze Wüsten

Sand muss nicht notwendigerweise hell sein. An vielen Stellen auf der Welt haben Vulkane die UW - Landschaft auf ihre weise verändert. Hier ist der Sand mitunter schwarz wie die Nacht und locker wie  ein Daunenbett. In dieser finsteren Welt trifft man auf Lebewesen, die von einem anderen Planeten stammen könnten. Teufelsfische liegen so getarnt im losen Untergrund, dass sie nur von sehr geschulten Augen entdeckt werden können. Dunkelbraune Drachenköpfe, Krabben, Sandaale sowie Fangschrecken- und Speerschreckenkrebse lauern auf unvorsichtige Beutetiere. Und über die feinen Lavapartikel huschen schwarze Fische , die man in keinem Fischbuch findet.
Die Belichtungssituation ist bei einem schwarzen Untergrund eine andere. Zu helle Bilder wird man kaum bekommen, es sei denn, das Motiv wäre sehr hell. Die meisten Objekte sind aber dem Untergrund angepasst und dementsprechend lichtschluckend strukturiert und gefärbt. Minuskorrekturen sind nicht immer sinnvoll, meistens muss man beim Blitzen eine kleine Pluskorrektur geben, die sich bei sehr dunklen Motiven bis auf eine Blende Plus steigern kann. Diafotografen sollten wegen des geringen Belichtungsspielraumes immer mehrere Bilder mit unterschiedlichen Einstellungen der Belichtungskorrektur machen. Digitalfotografen sollten das dunkle Umfeld ebenfalls nicht unterschätzen. Da man den Kontrast am Monitor unter Wasser nicht gut beurteilen kann, sind mehrere Bilder vom selben Motiv ebenfalls kein Fehler. 
              
Brennweiten und Motive

Landschaften wird man von einem ausgedehnten Sandgrund ohne Fische oder einen Taucher als Hauptakteur wohl selten fotografieren. Fisheyes und Superweitwinkelobjektive ergeben deshalb in der Regel nur Sinn, wenn die Motive groß sind. Ein gewaltiger Stachelrochen ist natürlich ein geeignetes Objekt für große Bildwinkel. Normalerweise wird man sich aber für ein 50mm oder 100mm - Makroobjektiv entscheiden. Die fotografischen Möglichkeiten sind damit ungleich größer. An digitalen Kompaktkameras sind hingegen die fest eingebauten Zoomobjektive mehr oder weniger perfekt auf die Sandmotive abgestimmt.
Sandaale, Röhrenaale und Sandtaucher sind sehr scheue Fische. Mit einem 50/60 mm Makro wird man schwerlich Erfolg haben. 90/100/105 mm oder mehr sollten es schon sein. Sofern sich die Möglichkeit bietet, kann man seine Chancen durch die Verwendung eines Rebreathergerätes beträchtlich erhöhen. Viele Basen in den Tropen oder am Mittelmeer bieten mittlerweile Kurse in dieser Tauchtechnik an. Die Effizienz der Fotopirsch lässt sich im übrigen mit einem Stativ samt Fernauslösung steigern. Mit einem fünf Meter langen Kabel kann man dann sogar Röhrenaale mit einem Fisheye inmitten ihrer Kolonie ablichten.          
Die geläufigsten Motive sind sicher Plattfische der verschiedensten Gattungen. Ihnen kann man sich bei nötiger Vorsicht auf Tuchfühlung nähern und Detailaufnahmen vom Maul, den Augen und den Schuppenzeichnungen machen. Im Mittelmeer und in den nördlichen Meeren trifft man auf die im Sand liegenden Seeteufel. Manche von ihnen sind so groß, dass ein Weitwinkel kein Luxus ist. Aber auch die giftigen Petermännchen im Mittelmeer können erstaunliche Körpermasse erreichen. Die großen Exemplare passen gut zu einem mittleren Zoomobjektiv (28-80 mm).
Im Sand leben aber auch viele Schnecken, Krebse und Muscheln. Manche befleißigen sich einer bizarren Lebensweise, graben sich ein, lauern im Untergrund auf unvorsichtige Beutetiere. Zur fotografischen Jagd kommt auch ein spannender, biologischer Hintergrund dazu. Sand ist nicht langweilig, sondern hat bei näherem Hinsehen etwas von einem Krimi an sich. Auf den scheinbar öden Flächen beginnt der wahre Thrill. Von der harmlosen Garnele bis zum tödlich giftigen Monster ist nahezu alles vertreten. 
Zu den bewachsenen Sandflächen zählen Seegraswiesen. Mag man dort auch anfangs nicht viel entdecken, es wimmelt hier nur so im Verborgenen. Aale, Schnecken, Würmer und Seepferdchen. Aber auch viele Seeigel, Seesterne, und kleine Barsche verstecken sich dort und lauern auf Beute.
Als bestes analoges Kamerasystem hat sich bei der Sandfotografie die im UW - Gehäuse befindende Spiegelreflexkamera bewährt. Den Suchersystemen Nikonos V und Motormarine ist sie schon deshalb überlegen, weil man mit einem Rähmchen auf dem deckungslosen Untergrund so gut wie keine Fische fotografieren kann. Hinzu kommt, dass die im Sand lebenden Tiere zur Steigerung der Bildkomposition vorzugsweise aus einer tiefen Position heraus fotografiert werden sollten. Da sind Rähmchen etwas störend. Perfekt hingegen ein 45° - Sportsucher, wie er an den Profimodellgehäusen des österreichischen Herstellers SEACAM zu finden ist. Damit kann man die Sandmotive bequem in Schwimmhaltung fotografieren. Nähern Sie sich Sandmotiven grundsätzlich nur gegen die Strömung. Bei Missachtung dieser Regel wirbelt es Ihnen den ganzen, von Ihren Flossen aufgewirbelten Sand, vor die Kamera.
Knien ist wie gesagt auf Sand kein Frevel. Aber Vorsicht! Im Sand eines tropischen Meeres könnte sich ein Giftfisch eingegraben haben. Kontrollieren Sie genau den Untergrund, auf dem Sie sich niederlassen wollen. Nach dem Tauchgang ist die Kamera sorgfältig mit Süßwasser zu reinigen, auch wenn sie nicht abgelegt wurde. Unbedingt beim Filmwechsel den Haupt - O-Ring entnehmen, weil sich garantiert Sand und Schlammpartikel an ihm abgesetzt haben.