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C: Herbert Frei

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Seltsames vom Waller:

1. Weltweit gibt es mehr als 2000 verschiedenen Arten, von denen die meisten in Südamerika leben. Der kleinste Verwandte ist gleichzeitig auch der teuflischste. Nur zwei Zentimeter misst der Urinalwaller, dessen eigenartiger Name mit seinem Verhalten zusammenhängt. Geht man in den südamerikanischen Flüssen des  Minisatans baden, dringt dieser mit blitzartiger Geschwindigkeit in den After oder den Penis hinein, und verkeilt sich dort mit hochgestellten Rückenstacheln. Er muss dann operativ entfernt werden, ansonsten droht der Tod des Badenden unter bestialischen Schmerzen. Die Eingeborenen baden dort wohlwissend nur mit sehr enger und zugebundener Kleidung.

2. Unser heimischer Wels ist der größte und schwerste, bereits mit 100 g Körpergewicht räubert er, was das Zeug hält. Große Waller benutzen ihre Barteln als Lockmittel für Fische. Sie imitieren damit Würmer und holen sich das Fressen buchstäblich vors Maul.

3. Untersuchungen haben ergeben, dass warmes Wasser die Waller explosionsartig wachsen läßt. In der Nähe von Kraftwerken mit Warmwasserausfluss bestehen gute Chancen auf kapitale Exemplare zu treffen. Ein Anglermärchen spielte sich beim Kraftwerk Groß-Krotzenburg ab. Auf dem eingeholten Schmutzrechen lag ein Waller von 90 Kg Lebendgewicht. Er wurde wie schon andere hier gefangene Riesenfische in den auf dem Kraftwerksgelände liegenden und der Öffentlichkeit nicht zugänglichen "Eden Lake" eingesetzt.
 
4. In 5° C kaltem Wasser dauert es über 200 h bis der Wels eine ausgiebige Fischmahlzeit verdaut hat. Hat das Wasser hingegen 25° C benötigt der Verdauungsvorgang nur knapp 20 h. Wenn der Stoffwechsel auf vollen Touren läuft (20° C bis 28° C), lässt er sich am besten fangen. Dann auch in der Nacht und in größeren Tiefen. Fresspause ist in den Monaten Dezember und Januar. 90% aller gefangenen Waller hatten in dieser Zeit einen leeren Magen.
 
5. Wallermännchen bauen zur Fortpflanzung (normalerweise Juni-Juli, manchmal aber auch Mai-Juni) ein Nest. In dieser Zeit sollte man als verantwortlicher Naturfreund kein Wallerfischen durchführen. Große Wallerweibchen legen innerhalb von zwei Stunden über 1,2 Millionen Eier, die vom Männchen bis zum Schlüpfen der Brut bewacht werden. Taucher und UW-Fotografen sind gut beraten, während dieser Phase dem Milchner nicht zu nahe zu kommen. Die grantigen Gesellen greifen unvermittelt an. Rippen-und Armbrüche sind möglicherweise die Folge.

6. Sind Welse stumm? Mitnichten! Waller stridulieren, wie man die knarzenden und krächzenden Geräusche nennt, die der Fisch durch Reiben zweier Teile seines Skeletts (Knochenplättchen) oder der Flossenstrahlen erzeugt. Manche Waller sollen sehr geschwätzig sein. Ob sich Waller dadurch verständigen, ist ungeklärt. Aber irgendeinen Sinn muss es haben. Jedenfalls hören sie sehr gut. Über eine Knochenverbindung zum Kopf können sie sogar mit der Schwimmblase Töne aufnehmen.

7. Wallerexperten in Ungarn und Rußland locken neben aromatischen Ködern die Fische zusätzlich mit einem gebogenen Wallerholz, das von einem Boot aus rhythmisch auf die Wasseroberfläche geschlagen wird. Die Schallwellen ziehen hungrige Waller unwiderstehlich aus der Tiefe an die Oberfläche. Niemand weiß, warum  Waller auf dieses Geräusch so bissig reagieren.

8. Haben Waller neben dem Menschen noch andere Feinde? In jungen Jahren sind es Zander und Hechte, hin und wieder eine Aalrutte, die sich schon mal an der Brut und dem halbstarken Nachwuchs vergehen. Der schlimmste Feind des Wallers ist aber mikroskopisch klein. Es sind Parasiten, die in Zuchtanlagen manchmal 80% des gesamten Wallerbestandes (Eier, Brutfische, Jungfische) vernichten.
        
Wirtschaftsfaktor

Auf Fischmärkten gehört der Wels zu den teuersten Speisefischen. Aus dem schmackhaften Fleisch zaubern Küchenkünstler wahre Gaumenfreuden. In der Hauptsache stammen die Angebote aus Zuchtteichen, wo er sich ökonomisch besser verwerten lässt als beim Fang mit Reusen, Schleppangeln oder Netzen. Viele der bei uns angebotenen Waller stammen aus Ungarn, wo sich große Zuchten etabliert haben.
Wirtschaftlich bedeutend sind auch Angelreisen zu Welsgewässern. Bekannt sind in dieser Hinsicht der Epro in Spanien, das Donaudelta, das Wolgadelta, der Putterersee in der Steiermark, die Donau mit ihren Nebenflüssen und alle bayerischen Seen. Hier wallert es gewaltig. Im Norden von Deutschland und im südlichen Schweden geht der Wels auch ins Brackwasser der Ostsee. Dort jagt er Dorsche, Köhler, Meerforellen, Steinbeißer und Krabben.

Aquarienhaltung

Weitgehend problemlos, denn der Wels verträgt auch warmes Wasser bis ca. 28 ° C. Auf Dauer sollten aber 24° nicht überschritten werden, weil sein Stoffwechsel sonst auf Hochtouren läuft.
Waller bevorzugen Lebendfutter. Mit Trockenflocken kann man sie auf Dauer nicht durchbringen. Wenn das Becken (mindestens dreifache Körperlänge) zu klein wird, muss man Silurus glanis aussetzen, sonst artet die Gefangenschaft in Tierquälerei aus.  Gemeinschaftshaltung mit anderen Fischen ist schwierig, weil er alle frisst, die kleiner sind als er selbst.