by Michael Goldschmidt 9.09
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Fakten |
Im Gegensatz zur analogen Fotografie ist bei Digitalfotos nach der Belichtung eigentlich noch nicht das Ende der Aufnahmegestaltung erreicht. Gerade im
Unterwassereinsatz ergeben sich häufig Licht- und Kontrastsituationen, die mit Hilfe von hochwertiger Grafiksoftware so weit überarbeitet werden können, dass ein ansehnliches Foto entsteht. Frank Michels und Michael
Koch produzierten einen Workshop zu Adobes Photoshop CS3 , dem Marktführer professioneller Grafiksoftware.
Wären alle UW-Fotografen einer gekonnten Nachbearbeitung ausgesuchter Motive zugänglich,
könnten die Bildredaktionen von UW-Magazinen aufatmen. Denn oft rührselig anmutende Einsendungen zu Wettbewerben zeigen im Durchschnitt immer noch ein schwächeres Qualitätsniveau als zu den „guten alten
Analogzeiten“. Früher überlegte man vor dem Auslösen noch genau, ob alle Einstellungen stimmen, wie das Bild gestaltet ist, denn 36 Aufnahmen pro Kleinbildpatrone begrenzte die Zahl der Motive pro Tauchgang
rigoros. Und weil Filme und deren Entwicklung immer wieder Geld kosteten, war das Lerninteresse zur Fehlervermeidung weit ausgeprägter als heute. Die Digitaltechnik gaukelt die vollkommene Beherrschung aller
bildbeeinflussender Faktoren vor und gleich, ob man für eine Kompakte im Kunststoffgehäuse € 250,- bezahlt hat oder für eine SLR im teuren Systemgehäuse € 5000,- auf den Tisch legte, misslungene Fotos kosten
kein Geld und man steht nicht unter Druck anhand der Kostenlage ein fototechnisches Know How zu erwerben.
Dass aber viele Digitalaufnahmen, die aufgrund eines ungünstigen Ausschnitts, einer starken Blau- oder
Grüntönung, Sedimentflocken oder eines zu unruhigen Hintergrunds bei Nah- und Makroaufnahmen im Papierkorb landen, qualitätsrettend überarbeitbar wären, ist nur wenigen Fotoamateuren bewusst. Hält man sich vor Augen,
dass ein großer Tauchsportverband für die Abgabe von Wettbewerbsbildern ausdrücklich auch unbearbeitete RAW – Dateien begrüßte, wundert es nicht, dass ein Häufchen engagierter UW-Fotografen die Überarbeitung
ausgewählter Digitalfotos scheut wie der Teufel das Weihwasser.
Kein Allheilmittel für analogen oder digitalen Fotoschrott aber ein Werkzeug von immenser Vielfalt ist Adobes Grafiksoftware
Photoshop CS3, die mittlerweile durch eine erweiterte Version CS4 ersetzt wurde.
Die Autoren der Scheibe „Unterwasserfotos bearbeiten mit Adobe Photoshop CS3“, deren Inhalte über einen Webbrowser aufgerufen
werden, setzen auf die Investitionsbereitschaft interessierter UW-Fotografen, die für eine Vollversion von Adobes CS3 rund € 1000,- zu bezahlen bereit gewesen wären oder für ein Update immer noch fast €
300,- hätten ausgeben müssen. Um- oder Neueinsteiger werden jetzt mit der Creative Suit 4 - CS4 vergleichbar kalkuliert bedient, auf die aber die Inhalte des Workshops direkt übertragbar sind.
Und
da liegt der Hund begraben, denn in einem Zeitalter, in dem „billig“, „geiz ist geil“ und „digitale Vollautomatik“ Kaufentscheidungen entscheidend beeinflussen, wäre die Investition in Adobes
Grafiksoftware geradezu ein Eingeständnis von Unvollkommenheit. Und im Zweifel legt man lieber € 1000,- für 10 Einzelstunden beim Psychotherapeuten auf den Tisch, als dass man es in ein Produkt investiert, das
breit gefächert die eigene wie auch die kameraseitige Unvollkommenheit zu kompensieren in der Lage ist.
So haben Frank Michels und Michael Koch sich auf hohem Niveau viel vorgenommen, den Rolls Royce der
Grafiksoftware in seinen Funktionen einem staunendem Anwenderkreis Schritt für Schritt nahe zu bringen.
Navigiert wird über eine Webbrowsermaske, die als Flash – Videos eingebundenen Workshopinhalte sind
geradlinig nachzuvollziehen. Im Vorteil wären jene User, die sogar zwei Bildschirme am PC angeschlossen haben, so könnte man auf dem einen den Workshop ablaufen lassen, auf dem anderen selbst gleich in Photoshop die
Demo nachvollziehen. Das wäre die gehobene Form von „Learning by Doing“.
Man lernt alle Werkzeuge von CS3 / CS4 ausführlich kennen und wird mit Arbeitsweisen vertraut gemacht. Etwa 6,5 Stunden umfassen die
Inhalte der Disk, die auf einem PC DVD – Laufwerk lesbar sein muss.
Die Workshop – Inhalte sind in 7 Kapitel unterteilt, wobei sich Kapitel 6 insbesondere den Photoshop – Extras „Bridge“ (ein
Highend – Bildexplorer) und der RAW – Bearbeitungsfunktion widmet. Allerdings ist beim RAW – Workshop vorausgesetzt, dass man zusätzlich die von NIKON bei rawfahigen SLR – Kameras mitgelieferte
Software installiert hat. Hat man darauf verzichtet, fehlen ein paar spezielle NIKON – Funktionen auf der Bearbeitungsmaske, doch man kann den Workshop auch so sinnvoll verfolgen.
Kapitel 7 schließlich erlaubt
anhand einiger realer Bildbeispiele die Nachbearbeitung mithilfe der vielen Werkzeuge nachzuvollziehen. Interessant ist die Angabe des durchschnittlichen Zeitaufwands für die Arbeit an den verschiedenen zu verbessernden
Fotos.
Nicht gefallen hat der Verzicht auf einen professionellen Sprecher und das Fehlen eines didaktisch ausgearbeiteten Textes. Beide Autoren sind Anwender aber keine mitreißenden Kommentatoren. Die Sprachaufnahme
hätte sich schlicht durch die Beratung durch einen Tontechniker deutlich verbessern lassen. Das 7. Kapitel ließ sich auf der uns zur Verfügung gestellten Software nicht über das Browsermenü öffnen, nur über den Windows
– Explorer konnten wir bis in den Gral der Anwendungsdemo vordringen.
Fazit
Natürlich macht es Sinn zu versuchen, das qualitative Level im mittlerweile
millionenfachen Output von UW-Fotografinnen und Fotografen anzuheben. Frank Michels und Michael Koch geben sich große Mühe, hier etwas zu bewegen. Sie stehen allerdings mit einem CS3 oder CS4 User – Workshop nicht
allein auf weiter Flur. Da gibt es am Markt eine Reihe von Angeboten, gemittelt allerdings zum halben Preis. UW-Fotobelange spricht jedoch nur das 7 Kapitel an.